5 Wie gelingt Leseförderung in der Schulpraxis?
41
Schülerinnen und Schüler lesen in allen Fächern laut vor, sodass auch jede
Fachlehrkraft ein spontanes Urteil über die Leseflüssigkeit eines Kindes fällt.
Um diesen Eindruck zu objektivieren und im Sinne der Diagnostik mit dem
Ziel der passgenauen Förderung nutzbar zu machen, kann zu einer ersten Ein-
schätzung der Leseflüssigkeit im Fach folgende Niveau-Beschreibung dienen.
Im Austausch darüber können dann z. B. im Jahrgangsstufenteam Überlegun-
gen zur Förderung angestellt und Maßnahmen ergriffen werden.
Level
4
– Die Schülerin/der Schüler liest weitgehend in größe-
ren semantisch sinnvollen Worteinheiten.
– Trotz gelegentlicher Rücksprünge im Text, Wiederho-
lungen und Abweichungen wird der übergeordneten
Textgrammatik Rechnung getragen.
– Die Syntax des Textes wird korrekt wiedergegeben.
– Ein Großteil des Textes wird expressiv interpretiert
(verschiedene Lesegeschwindigkeiten, Lautstärken,
Stimmlagen etc.).
Ja/
Nein
Level
3
– Die Schülerin/der Schüler liest überwiegend in Dreier-
und Vierer-Wortgruppen; gelegentlich treten auch
kleinere Wortgruppen auf.
– Die Mehrheit der Wortgruppierungen ist (trotzdem)
angemessen und entspricht der Syntax des Textes.
– Wenig und keine expressive Interpretation (verschie-
dene Lesegeschwindigkeiten, Lautstärken, Stimmla-
gen etc.)
Ja/
Nein
Level
2
– Die Schülerin/der Schüler liest überwiegend in Zweier-
Wortgruppen, Dreier- und Vierer-Wortgruppen treten
gelegentlich auf.
– Ab und zu kommt auch ein Wort-für-Wort-Lesen vor.
– Die Wortgruppierungen erscheinen ungeschickt und
stehen in keinem Zusammenhang mit der Syntax.
Ja/
Nein
Level
1
– Nur gelegentlich treten Zweier- oder Dreier-Wort-
gruppierungen auf.
– Die wenigen Wortgruppierungen sind unregelmäßig
und unterstützen nicht die Syntax des Textes.
– Der Text wird hauptsächlich Wort für Wort gelesen.
Ja/
Nein
Oral Reading Fluency Scale (Pinell et al.), adaptiert von Rosebrock/Nix (2008), S. 34,
modifiziert.
Eine Übersicht zu in der Praxis bewährten Diagnoseinstrumenten findet sich
im Portal der Initiative
#lesen.
bayern
( www.lesen.bayern.de ). Einige einfache
Diagnosemethoden stellt auch die aktuelle Handreichung „Durchgängige Le-
seförderung. Überblick, Analysen und Handlungsempfehlungen (BISS)“ auf
S. 20 ff. vor.
Durchgängige Lese-
förderung. Über-
blick, Analysen und
Handlungsempfeh-
lungen (BISS):