2 Was ist Lesekompetenz?
#lesen.bayern – Fit im Fach durch Lesekompetenz
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Was ist Lesekompetenz?
Der LehrplanPLUS orientiert sich im Hinblick auf die Förderung der Lesekom-
petenz explizit an den
Bildungsstandards der KMK
und am
Kompetenzbe-
griff von Weinert
:
Bei der Beschreibung von Kompetenz stehen hauptsächlich kognitive
Merkmale (fachbezogenes Gedächtnis, umfangreiches Wissen, automa-
tisierte Fertigkeiten) im Vordergrund. Jedoch gehören ausdrücklich auch
motivationale und handlungsbezogene Merkmale zum Kompetenzbe-
griff. Lesekompetenz ist nach diesem Verständnis eine Disposition, die
Personen befähigt, bestimmte Arten von text- und lesebezogenen An-
forderungen erfolgreich zu bewältigen. Die individuelle Ausprägung der
Kompetenz wird nach Weinert (2001b, 27f.) von den Facetten Fähigkeit,
Wissen, Verstehen, Können, Handeln, Erfahrung und Motivation be-
stimmt. (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2007, S. 11)
Der Kompetenzbegriff von Weinert wird durch die Kompetenzen des Bild- und
Symbollesens im Sinne des erweiterten Lesebegriffs ergänzt. In diesem Ver-
ständnis werden nicht nur Texte, sondern auch Bilder und Symbole gelesen
und als Grundlage zur Entschlüsselung von Informationen verwendet.
Die Einflussgrößen, die die Lesekompetenz im weiteren Sinne bestimmen, sind
im
Mehrebenen-Modell
(Abb. 4) dargestellt. Während die
Prozessebene
die kognitiven Aktionen des Lesens beschreibt, d. h. die Aufnahme der Schrift-
zeichen und die Schritte ihrer Verarbeitung, bezeichnen die
Subjekt-
und die
soziale Ebene
Faktoren außerhalb dieser kognitiven Prozesse.
Angelehnt an die PISA-Kompetenzstufen, die sich auf die kognitiven Aktionen
beziehen, wird im vorliegenden Leitfaden der
enge Kompetenzbegriff
ver-
wendet, der Lesekompetenz
als eine zeitlich relativ stabile Fähigkeit [auf-
fasst] […], die sowohl hierarchieniedrige
(Lesefertigkeit) als auch hierarchiehöhere
Leseprozesse (Leseverständnis, Textverstehen,
Fähigkeit, aus Geschriebenem den Sinngehalt
zu entnehmen) umfasst. (Artelt/Dörfler, 2008,
S. 17)
Die Einflussgrößen auf den Ebenen des Subjekts
und des sozialen Kontexts werden als zentrale De-
terminanten der Lesekompetenz betrachtet. Dabei
kommt der Lesemotivation eine besondere Rolle
zu. Die Schulung der Lesekompetenz im engeren
Sinne, d. h. der kognitiven Fertigkeiten auf der Pro-
zessebene, ist die eigentlich zentrale Aufgabe der
Leseförderung an Schulen.
Mehrebenen-
Modell
enger
Lesekompetenz-
begriff
Abb. 4: Mehrebenen-Modell, Rosebrock/Nix, 2008, S. 16.