Table of Contents Table of Contents
Previous Page  16 / 76 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 16 / 76 Next Page
Page Background

2 Was ist Lesekompetenz?

#lesen.bayern – Fit im Fach durch Lesekompetenz

16

2

Was ist Lesekompetenz?

Der LehrplanPLUS orientiert sich im Hinblick auf die Förderung der Lesekom-

petenz explizit an den

Bildungsstandards der KMK

und am

Kompetenzbe-

griff von Weinert

:

Bei der Beschreibung von Kompetenz stehen hauptsächlich kognitive

Merkmale (fachbezogenes Gedächtnis, umfangreiches Wissen, automa-

tisierte Fertigkeiten) im Vordergrund. Jedoch gehören ausdrücklich auch

motivationale und handlungsbezogene Merkmale zum Kompetenzbe-

griff. Lesekompetenz ist nach diesem Verständnis eine Disposition, die

Personen befähigt, bestimmte Arten von text- und lesebezogenen An-

forderungen erfolgreich zu bewältigen. Die individuelle Ausprägung der

Kompetenz wird nach Weinert (2001b, 27f.) von den Facetten Fähigkeit,

Wissen, Verstehen, Können, Handeln, Erfahrung und Motivation be-

stimmt. (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2007, S. 11)

Der Kompetenzbegriff von Weinert wird durch die Kompetenzen des Bild- und

Symbollesens im Sinne des erweiterten Lesebegriffs ergänzt. In diesem Ver-

ständnis werden nicht nur Texte, sondern auch Bilder und Symbole gelesen

und als Grundlage zur Entschlüsselung von Informationen verwendet.

Die Einflussgrößen, die die Lesekompetenz im weiteren Sinne bestimmen, sind

im

Mehrebenen-Modell

(Abb. 4) dargestellt. Während die

Prozessebene

die kognitiven Aktionen des Lesens beschreibt, d. h. die Aufnahme der Schrift-

zeichen und die Schritte ihrer Verarbeitung, bezeichnen die

Subjekt-

und die

soziale Ebene

Faktoren außerhalb dieser kognitiven Prozesse.

Angelehnt an die PISA-Kompetenzstufen, die sich auf die kognitiven Aktionen

beziehen, wird im vorliegenden Leitfaden der

enge Kompetenzbegriff

ver-

wendet, der Lesekompetenz

als eine zeitlich relativ stabile Fähigkeit [auf-

fasst] […], die sowohl hierarchieniedrige

(Lesefertigkeit) als auch hierarchiehöhere

Leseprozesse (Leseverständnis, Textverstehen,

Fähigkeit, aus Geschriebenem den Sinngehalt

zu entnehmen) umfasst. (Artelt/Dörfler, 2008,

S. 17)

Die Einflussgrößen auf den Ebenen des Subjekts

und des sozialen Kontexts werden als zentrale De-

terminanten der Lesekompetenz betrachtet. Dabei

kommt der Lesemotivation eine besondere Rolle

zu. Die Schulung der Lesekompetenz im engeren

Sinne, d. h. der kognitiven Fertigkeiten auf der Pro-

zessebene, ist die eigentlich zentrale Aufgabe der

Leseförderung an Schulen.

Mehrebenen-

Modell

enger

Lesekompetenz-

begriff

Abb. 4: Mehrebenen-Modell, Rosebrock/Nix, 2008, S. 16.