2 Was ist Lesekompetenz?
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Lesestrategien
Lesestrategien
setzen sich meist aus unterschiedlichen Lesetechniken zusam-
men und werden definiert als
„Operationen, die zielorientiert und flexibel für
den verstehenden Umgang mit Texten eingesetzt werden, […] automatisiert
ablaufen [...], zugleich bewusstseinsfähig bleiben“
(Spinner, 2006, S. 120). Ziel
ist, dass die Lernenden die Lesestrategien gezielt auswählen und einsetzen.
Lesestrategien lassen sich
nach Phasen
•
vor
dem Lesen: z. B. Hypothesenbildung aufgrund der Überschrift oder
Grafiken, Vorwissen (z. B. zum Thema und zur Textart) aktivieren
•
während
des Lesens: z. B. Unterstreichen, Randnotizen erstellen, Wörter
im Kontext erschließen, Fachsprache nutzen
•
nach
dem Lesen: z. B. Sachtext in eine grafische Darstellungsform über-
tragen (z. B. Schema, Skizze), Zusammenfassen des Textes
oder
nach der Art des Prozesses
gliedern:
•
ordnende
Strategien: Text strukturieren, z. B. durch Unterstreichen
•
elaborierende
Strategien: Text erweitern, z. B. durch Randnotizen
•
wiederholende
Strategien: Informationen verarbeiten, z. B. durch Erstel-
len eines Schaubildes zum Text
Lesestrategien müssen bereits in der Grundschulzeit eingeführt und eingeübt
werden, wobei das Training unbedingt an den weiterführenden und berufli-
chen Schulen fortgesetzt werden muss. Die Komplexität der Strategien wie
auch der gelesenen Texte nimmt dabei zu.
Metakognitive Strategien zur Selbstregulation
Zur Lesekompetenz gehört auch,
Lesetechniken und -strategien abhängig
von Text und Leseziel auszuwählen
und die
Qualität der eigenen Lese-
leistung einschätzen
zu können. Dies bedeutet, dass sich Schülerinnen und
Schüler ihres Lern- und Leseverhaltens bewusst werden und beispielsweise
reflektieren, welche Lesetechniken und Lesestrategien für welchen Text und
welches Leseziel geeignet sind.
Schwierigkeiten beim Textverstehen sollten von den Schülerinnen und Schü-
lern selbst wahrgenommen werden, sodass sie sich aktiv um Verständnis be-
mühen und fähig sind,
Maßnahmen der Selbstmotivation
zu ergreifen. Dies
meint z. B., einen Textabschnitt erneut zu lesen und dabei bereits Bekanntes,
gut Verständliches, zu markieren (Verstehensinseln) und sich Unbekanntes zu
erschließen bzw. Nichtverstandenes zu klären.
Im Sinne der Selbstregulation ist es auch sinnvoll, dass Schülerinnen und Schü-
ler ihre
Leistungsfähigkeit einzuschätzen
wissen, um sich anspruchsvolle,
aber gleichzeitig erreichbare Ziele zu setzen. Damit erleben sie auch, dass sie
mit der Festlegung ihrer Ziele mitentscheiden über Erfolg und Misserfolg ihres
Lernens.
Diese Schritte des Leseprozesses werden als
metakognitive Strategien zur
Selbstregulation
bezeichnet (s. a. Philipp/Schilcher, 2012, S. 43 ff.), die aus
folgenden Phasen bestehen:
Lesestrategie-
trainings während
der gesamten
Schulzeit