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2 Was ist Lesekompetenz?

#lesen.bayern – Fit im Fach durch Lesekompetenz

18

In der Schulpraxis ist von Bedeutung, dass die Leseflüssigkeit nicht mit dem

Ende der Grundschulzeit bei allen Schülerinnen und Schülern vollständig aus-

gebaut ist, sondern insbesondere in der Unterstufe der weiterführenden Schu-

len noch trainiert und der Sichtwortschatz erweitert werden muss. Es kann

nicht davon ausgegangen werden, dass ein Kind einen Text automatisch auch

inhaltlich erfasst, wenn es ihn entsprechend flüssig lesen kann. Allerdings ist

die Leseflüssigkeit umgekehrt Voraussetzung für das Textverstehen.

2.1.2 Lesefähigkeit – Textverstehen

Die hierarchiehöheren Prozesse der Lesekompetenz betreffen die Lesefähig-

keit, d. h. „die Fähigkeit, Texte sinnkonstruierend zu lesen“ (ISB/LehrplanPLUS,

2017). Dies setzt voraus, dass die Schülerinnen und Schüler im engeren Kon-

text des Textes, d. h. bei aufeinanderfolgenden Sätzen, Bedeutungs- und Argu-

mentationszusammenhänge erkennen:

Mary holte die Picknick-Utensilien aus dem Wagen. Die Apfelschorle war

warm.

Um zu verstehen, wie die beiden Sätze als Textsegmente inhaltlich miteinander

verknüpft sind, muss die Leserin/der Leser „die Apfelschorle“ als „Picknick-

Utensil“ einordnen. Nur mit dem Vorwissen, dass die Apfelschorle als Getränk

zu den Picknick-Utensilien gehört, entsteht ein Sinnzusammenhang, die

loka-

le Kohärenz

.

Das globale

Textverstehen

, auch

globale Kohärenz

genannt, d. h. das Erfas-

sen des gesamten Textes, wird durch die Anwendung unterschiedlicher Lese-

techniken, Lesestrategien und metakognitiver Selbstregulation unterstützt. An

dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass in der Literatur nicht immer zwischen

Lesetechniken und Lesestrategien unterschieden wird, sondern die hier aufge-

listeten Lesetechniken z. T. den Lesestrategien zugeordnet werden.

Lesetechniken

Leserinnen und Leser rezipieren abhängig von der jeweiligen Leseintention ei-

nen Text mit unterschiedlichen Lesetechniken. Es lassen sich u. a. folgende Le-

setechniken unterscheiden, in allen Fächern einüben und zunehmend selbst-

ständig anwenden (vgl. ISB/Lesetechniken, 2016 und 2017):

orientierendes/diagonales Lesen

(skimming)

:

Betrachten der Textbestandteile, „Anlesen“ des Textes, Überfliegen

punktuelles/selektives Lesen

(scanning)

:

gezielte Suche nach einer (oder mehreren) bestimmten Information(en)

im Text

kursorisches/rasches Lesen

(reading for gist)

:

globales Erfassen des gesamten Textinhalts

sequenzielles/detailliertes/intensives Lesen

(reading for detail)

:

genaues Erfassen des Textverlaufs/-inhalts inklusive inhaltlicher Details

analytisches/untersuchend-kritisches/statarisches Lesen

(deep reading)

:

tiefgehende Textanalyse (Reflexion, auch sprachliche Betrachtung)

Leseflüssigkeits-

training auch an

weiterführenden

Schulen

lokale Kohärenz

globale Kohärenz