Schulversuch Flexible Grundschule - Dokumentation, Ergebnisse, Emfpehlungen für die Praxis - page 60

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Qualität der Aufgaben und der Lernprozesse
Zunächst ist die Qualität der Aufgaben bedeut-
sam: Gute Aufgaben fordern die geistige Aktivi-
tät der Kinder heraus, indem sie keine schemati-
schen, sondern kreative Lösungen erwarten. Gute
Aufgaben geben den Schülerinnen und Schülern
die Möglichkeit, ihre Problemlösekompetenzen zu
zeigen. Dabei ist es erwünscht, dass die Kinder
nicht bestimmte Zahlraumgrenzen einhalten, die
der Lehrplan für die Jahrgangsstufen vorsieht,
und sich auch nicht auf Rechenoperationen be-
schränken, die schon im Unterricht behandelt
wurden.
Das Lernpotenzial der besten Aufgabe geht
jedoch verloren, wenn z.B. sehr kleinschrittig
gefragt oder zu viel direkt vorgegeben wird. Da-
her ist zusätzlich die Qualität der Lernprozesse
wichtig. Die Schülerinnen und Schüler brauchen
Gelegenheiten und Zeit, um sich auszutauschen,
um gemeinsam Hypothesen zu entwickeln, zu
überprüfen und sich gegenseitig über ihre Denk-
und Lösungswege zu verständigen. Ein Mathe-
matikunterricht, der als Abteilungsunterricht mit
jahrgangsbezogenen Gruppen organisiert ist, ist
ebenso wenig zielführend wie ein Unterricht, in
dem ein individuelles Abarbeiten von kurs- oder
programmartig gestalteten Themen-Arbeitshef-
ten oder Arbeitsblättern dominiert.
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Die Balance
zwischen dem „Lernen auf eigenen Wegen“ und
dem „Von- und Miteinanderlernen“
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muss durch
didaktisch-methodische Maßnahmen gewährleis-
tet sein. Die Prinzipien und Methoden des koope-
rativen Lernens haben daher im Unterricht der
Flexiblen Grundschule einen hohen Stellenwert.
Gute Aufgaben, die mit dem didaktisch-me-
thodischen Konzept zum Umgang mit Heteroge-
nität in den Klassen der Flexiblen Grundschule
korrespondieren, finden sich auch in verschiede-
nen Veröffentlichungen zum Projekt „SINUS an
Grundschulen“, zu dessen erklärten Zielen es ge-
hört, die Unterrichtsentwicklung im Bereich des
mathematischen und naturwissenschaftlichen
Lernens zu fördern.
Fazit
Heterogenität als Chance und Ressource
für das Lernen
Bei allen Planungen zur Gestaltung von Lern-
aufgaben spielt der Blick auf die Heterogenität
eine wichtige Rolle. Sie gilt nicht als Störung,
die zu überwinden ist, sondern als Ressource,
die es zu nutzen gilt.
gezielte Organisation von heterogenen
und homogenen Lerngruppen
Je nach angestrebtem Ziel wird die Klasse in
kleine Einheiten unterteilt: Manchmal sind die
Kleingruppen bewusst heterogen zusammen-
gesetzt, um die vorhandenen Unterschiede für
eine Diskussion oder eine Erarbeitung zu nut-
zen, teilweise wird in eher leistungshomoge-
nen Kleingruppen geübt. Vielfältige Einteilun-
gen sind denkbar.
Blick auf vorhandene Kompetenzen
Anders als beim Blick auf den „Stoff“, der in
einer Jahrgangsstufe durchzunehmen ist, er-
folgt die Planung auf der Basis der fortlaufen-
den Beobachtung und Einschätzung: Was kann
diese Schülerin? Was braucht jener Schüler?
Besonders gute offene Aufgaben geben hier­
über Aufschluss und sorgen nicht selten für
Überraschungen.
Lernen von- und miteinander als Unter-
richtsprinzip
Anstatt ausschließlich mit einem Helferprin-
zip zu arbeiten, ergeben sich bei einer varia-
blen Organisation der Lerngruppe immer neue
Konstellationen in der Zusammenarbeit. Diese
werden aber nicht dem Zufall überlassen, son-
dern bewusst geplant. Manchmal erklärt ein
Kind eine ungewöhnliche Vorgehensweise ei-
nem anderen, das sonst immer die fertigen
Lösungen präsentiert, oder es kommt auch ein
entscheidender Impuls von dem Kind, das nicht
gewohnt ist, dass seine Ideen aufgegriffen
werden. Besonders der Einsatz von Methoden
des kooperativen Lernens im Unterricht stellt
sicher, dass die für den Aufbau von Wissen und
sozialer Kompetenz erforderliche Kooperation
mit anderen systematisch stattfinden kann.
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