Schulversuch Flexible Grundschule - Dokumentation, Ergebnisse, Emfpehlungen für die Praxis - page 69

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2.3 Kooperatives Lernen
Kooperatives Lernen stellt eine wichtige Un-
terrichtsform für heterogene Lerngruppen dar.
Die Aktivierung sowie der Austausch der Schüle-
rinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt. Dabei
werden die unterschiedlichen schulischen Erfah-
rungen bedeutsam und Heterogenität wird durch
die wechselseitige Unterstützung genutzt. Der
Einsatz kooperativer Lernformen setzt eine durch-
dachte Organisation voraus: Bestimmte Methoden
(Placemat, Stamm- /Expertengruppen) verlangen
die Zuweisung bestimmter Rollen und Aufgaben
innerhalb der Gruppe, sodass nicht einzelne Mit-
glieder dominieren, sondern alle gleichberechtigt
Anteil am Gelingen haben.
Kooperatives Lernen bezieht die persönlichen, so-
zialen, fachlichen und methodischen Kompetenzen
der Schülerinnen und Schüler ein.
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Soziale Kom-
petenz kann nicht bei allen Kindern vorausgesetzt
werden. Durch kooperative Lernangebote werden
soziale Basisfertigkeiten wie Respekt vor anderen,
Gesprächsverhalten und Feedback geben ange-
bahnt und eingeübt. In manchen Klassen kann auch
die systematische Einführung eines Sozialzielekata-
logs (z.B.: Wir grüßen, wenn wir uns begegnen.
Ich sage „Bitte“ und „Danke“.) sinnvoll sein. Die
Einübung und Reflexion von sozialem Handeln hat
in einer Klassengemeinschaft auch präventive Wir-
kung: Disziplinproblemen einzelner Schülerinnen
und Schüler kann vorgebeugt werden, indem die
Kinder lernen, Konfliktlösestrategien anzuwenden.
In kooperativen Lernphasen steht nicht nur
das Arbeitsergebnis im Mittelpunkt, sondern auch
der Prozess in der Gruppe. Das ganze Team muss
eine Aufgabe gemeinsam lösen. Schülerinnen und
Schüler lernen, Verantwortung zu übernehmen:
für das eigene Lernen, aber auch für das aller
Gruppenmitglieder, auch langsamerer oder weni-
ger motivierter. Eine klare Verteilung von Teamauf-
gaben und Rollen trägt in kooperativen Gruppen-
arbeiten dazu bei, Schwächen auszugleichen und
individuelle Stärken jedes Kindes hervorzuheben.
So werden schüchterne Kinder ermutigt, sich aktiv
und mit mehr Selbstvertrauen in Gruppenprozesse
einzubringen.
2.3.1 Prinzipien kooperativen
Lernens
Nicht jede Gruppenarbeit und nicht jede Part-
nerarbeit ist aufgrund der äußeren Organisation
bereits kooperatives Lernen. Damit Lernformen
als kooperative Lernformen gelten können, müs-
sen sie folgende fünf Basiskomponenten
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(Abb. 12)
enthalten, im Idealfall immer gleichzeitig.
Soziale Kompetenzen
Soziale Fertigkeiten wie Zuhören, Ermuti-
gen, Loben, sachliche Kritik äußern, Ge-
spräche führen und Hilfe anbieten werden
gefordert und dadurch gefördert.
Individuelle Verantwortlichkeit
Jeder muss sich für die gemeinsame Ar-
beit einsetzen.
Die Kinder machen die Erfahrung, dass
sie für ihr eigenes Lernen und die Arbeits-
ergebnisse im Team verantwortlich sind.
Prozessevaluation
Der Prozess des kooperativen Lernens
muss reflektiert werden. In Feedback­
situationen erwerben die Schülerinnen
und Schüler Methodenbewusstsein.
Partnerbezogene Kommunikation
Die Schüler müssen mit ihren Partnern kom-
munizieren und ihre Anliegen adressaten­
bezogen formulieren. Die Arbeitsumge-
bung stellt einen wichtigen Organisations­
rahmen dar.
Abb. 12: Basiskomponenten kooperativer Lernformen
Positive Abhängigkeit
Das gemeinsame Ziel muss im Team er-
reicht werden.
III 2 Umgang mit Heterogenität im Unterricht
1...,59,60,61,62,63,64,65,66,67,68 70,71,72,73,74,75,76,77,78,79,...170
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