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Fortsetzung von Seite 17

will letztlich dem gleichen Ziel

dienen, nämlich die drohenden

Gefahren vom Weg der Kinder

zu bannen.

Einen perfekten Schutz gibt

es natürlich nicht. Aber jeder,

der sich mitverantwortlich

fühlt, fragt sich: "Was kann

man denn vielleicht noch tun?"

Die Unfallbilanz verlangt nach

neuen Wegen . Schon ein einzi–

ges verunglücktes oder gar ge–

tötetes Kind ist zuviel.

ln Neustadt an der Aisch lie–

gen Grund- und Hauptschule

mitten im Zentrum. Zwei Bun–

desstraßen durchziehen die

mittelfränkische Stadt und auf

jeder dröhnen bis zu 8000

Kraftfahrzeuge pro Tag. Minde–

stens eine dieser Straßen müs–

sen alle Kinder auf dem Weg

zur Schule oder nach Hause

überqueren . Um das Unfallrisi–

ko zu mindern, erhielten die El–

tern jahrelang Straßenpläne, in

denen sichere Anmarschwege

eingezeichnet waren. Schon

vor dem ersten Schultag konn–

ten sie so die Strecken mit ihren

Kindern einüben.

Aber den Mitgliedern der

Kreisverkehrswacht war das

nicht genug. Sie meinten :

"Warum malen wir die Schul–

wegpläne statt abstrakt auf das

Papier nicht konkret auf die

Gehwege?" Ihr Vorschlag: Leit–

linien, wie sie jedes Kind von

Landstraße oder Autobahn her

kennt, sollen auf den Bürger–

steigen die sichere Verbindung

zwischen den Wohnvierteln

und der Schule markieren . Da

braucht niemand mehr Pläne

zu studieren, die Kinder folgen

einfach den "Richtlinien" auf

den Gehsteigen. Dort, wo sie

eine Fahrbahn überqueren

müssen, ist ein "Wartekasten "

vorgesehen (BildS. 19 unten). .

ln vielen Sitzungen besprach

man die Idee mit Polizeibeam–

ten, Pädagogen, Eltern und Juri–

sten . Man stellte die Vorteile

der Schulwegmarkierung her–

aus, mußte sich aber auch mit

Einwänden und Bedenken aus–

einandersetzen. Würde nicht

das Stadtbild durch die Linien

verschandelt? Wie steht es mit

ihnen im Winter, wenn die

Gehwege morgens noch nicht

geräumt sind? Aber in den er–

sten drei Monaten fällt in der

Regel meist kein Schnee und

danach kennen die Schulanfän–

ger schon ihren Weg.

18

Schul·

wegplan

aufdem

Pflaster

Aus den ruhigen Wohngebie–

ten führen die Leitlinien auf den

Gehwegen auch durch verkehrs–

reiche Straßen. Die Kinder

wissen: Gefahr droht uns, wenn

wir die Linien verlassen.

Umstritten war auch: Sollen

die Leitlinien durch stille Ne–

benstraßen oder entlang den

belebten Hauptstraßen laufen?

Ist es sinnvoller, die Kinder in

Schonräume abzudrängen oder

von Anfang an richtige Ver–

kehrspartnerinihnen zu sehen?

Nach mehreren Wochen wa–

ren alle Fragen und Bedenken

ausdiskutiert und man konnte

zur Tat schreiten . Einen Meter

lang und sieben Zentimeter

breit, so pinselte man die Füh–

rungslinien Strich für Strich auf

die Gehsteige. Gelb wählte

man, weil es international als

Schutzfarbe bekannt ist. Am Be–

ginn und an zentralen Plä.tzen

wurden die Leitlinien in Riesen–

buchstaben mit dem Wort

"Schulweg" gekennzeichnet.

Aus gutem Grund hat man

sie in Neustadt entlang d

Hauptstraßen gezogen, dort,

wo etwas los ist, wo Schaufen–

ster sind, wo es Unterhaltung

gibt, wo die Kinder mehr sehen

und erleben als in stillen Ne–

benstraßen . Darum gehen die

Kleinen gerne auf den Linien

und bleiben der Sicherheitsspur

treu.

An Kreuzungen und Ampel–

übergängen mündet die Linie in

einen "Wartekasten". Das ist

ein auf das Pflaster gemaltes

Quadrat mit dem Symbol für

Schulkinder. Hier bleiben die

Kinder stehen - für alle Ver–

kehrsteilnehmer gut sichtbar.

Sie können die Autos beobach–

ten, und überqueren dann erst

die Straße, wenn die Luft rein

ist, die Ampel grün zeigt. Wer

immer nach Neustadt kommt,

der wird durch große Hinwei

tafeln am Ortseingang auf di

Schulwegmarkierung

hinge–

wiesen und zur Vorsicht ge–

mahnt.

Normalerweise kostet eine

solche Markierungs-Aktion so

viel, daß es dem Stadtsäckel

weh tut. Aber in Neustadt an

der Aisch war sie billig. Das

kam so: Die Lokalpresse veröf–

fentlichte die neue Idee und rief

freiwillige Helfer zum Mitma–

chen auf. Sofort meldeten sich

dreißig Idealisten. Die Sparkas–

se spendierte die Farbe, die

Verkehrswacht das Werkzeug

und die Schablonen. Der Bau–

hof stellte die Markierungsma–

schine, das Straßenbauamt lieh

den KornpressorunddieSpri tzpi–

stole. Eltern, Polizisten, Arbeiter

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