Gemeinsam tanzen, spielen und Sport treiben, das hilft die Kluft zwischen
DAMIT
WARDERBANN
CiEBROOIEN
Fortsetzung von Seite 13
bringen, stammt von Frau Ger–
trude Krombholz, Studiendirek–
torin an der Technischen Uni–
versität in München. Es waren
die Behinderten selbst, die sie
darauf brachten. Befragt näm–
lich, was sie in ihrer Freizeit am
liebsten machen würden, ant–
worteten die Buben und Mäd–
chen erstaunlich oft: Tanzen,
und zwar mit nichtbehinderten
Partnern!
Bei den blinden Mädchen
stand dieser Wunsch an allerer–
ster, bei den gehörlosen Mäd–
chen an zweiter Stelle, vor
Wandern, Fernsehen, Musik–
hören, Lesen usw. Auch bei
den Körperbehinderten stand
der Wusch zu tanzen erstaun–
lich weit oben in der Liste ihrer
Freizeitinteressen. Frau Kromb–
holz machte sich daran, den
Traum in die Tat umzusetzen.
Daß Tanz und Behinderung
sich nicht grundsätzlich aus–
schließen, wußte man bereits.
Die Sportlehrer an den Behin–
dertenschulen hatten schon
Wege und Mittel gefunden und
auch gute Erfahrungen damit
gesammelt. Rhythmus kann
nämlich auch von Gehörlosen
wahrgenommen werden, zum
Beispiel durch die Vibration
des Bodens. Und warum sollen
sich Rollstühle nicht im Takt
der Musik bewegen lassen?
Mit dem Plan, die verschie–
denen Behindertengruppen zu–
sammenzuführen, sie durch
eine Gruppe nichtbehinderter
Partner zu ergänzen und dann
gemeinsam den Tanz zu versu–
chen, betrat Frau Krombholz
Neuland. Die Gruppe der
Nichtbehinderten fand sie unter
den Gymnasiasten der Gesamt–
schule Geretsried. Zunächst
aber übten die Blinden, die Ge–
hörlosen und die Rollstuhlfah–
rer jeweils für sich mit ihren
Sportlehrern die Tanzfiguren.
Dann erst begann das gemein–
same Training unter der Leitung
von Frau Krombholz. Das küh–
ne Ziel : ein öffentlicher Auftritt
beim alljährlichen "Oiympia–
tag" in München .
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Anfangs waren die Hemmun–
gen bei allen Beteiligten riesen–
groß. "Ich wußte nicht, wie ich
mit meiner behinderten Partne–
rin beim Tanz zurechtkommen
sollte", gesteht nachträglich ein
Geretsrieder Schüler. Den Be–
hinderten ging es nicht besser.
"Wie sollen wir es anstellen, je–
manden zum Tanz aufzufor–
dern?", überlegten die Blinden.
Frau· Krombholz lockerte die
Atmosphäre mit geselligen
Spielen auf. Dann war der
Bann gebrochen. "Ich mußte
ihn ein ein bißchen schieben
und ziehen," sagt ein Mädchen
über ihren gehörlosen Tanz–
partner, "aber nicht mehr als
einen unmusikalischen Mit–
schüler."
Der Auftritt beim Olympiatag
1979, dem großen bayerischen
Schulsportfest, wurde ein be–
achtlicher Erfolg. Zehntausend
Zuschauer in der vollbesetzten
Münchner Sportarena applau–
dierten begeistert der tempera–
mentvollen Darbietung. Die
mühevolle Vorarbeit hatte sich
gelohnt. Ein noch viel größerer
Erfolg aber wurde, was sich
menschlich daraus entwickelte.
Man ging nämlich nicht auf
Nimmerwiedersehen auseinan–
der. Die jungen Leute hatten
sich während des Trainings mit–
einander angefreundet, Adres–
sen ausgetauscht. Man blieb in
Kontakt, lud sich auch privat
gegenseitig ein.
Ein halbes Jahr nach dem
Olympiatag 1979 veranstalte–
ten die Geretsrieder ein rau–
schendes Fest für ihre behinder–
ten Freunde in der Turnhalle
des Schulzentrums. Anschlie–
ßend war es beschlossene Sa–
che, daß auch beim Geretsrie–
der Schulsportfest im kommen–
den Jahr die behinderten Freun–
de aus den drei Landesschulen
mitmachen würden.
Und wirklich spielte eine
Mannschaft von Gehörlosen
Basketball gegen eine Gerets–
rieder Schülermannschaft Blin–
de führten Judo vor, einen für
sie besonders geeigneten Sport,
weil die Kämpfer dabei immer
Sport und Spiel geben Lebensmut, stärke