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weite und schwierige Gelän–

de zu finden, auf dem sich

Elternrecht und Erziehungsan–

spruch der Schule begegnen.

Weil es ein Leitgedanke ist,

darum nennt ihn die Allge–

meine Schulordnung auch an

prominenter Stelle. Aber die

meisten lesen gedankenlos

darüber hinweg. Darum sei

hier sein Wortlaut wieder–

holt: "Aufgabe des Elternbei–

rats ist es, das Vertrauensver–

hältnis zwischen den Erzie–

hungsberechtigten und den

Lehrern ... zu vertiefen."

Unser Stichwort heißt also

"Vertrauen ". Die Elternbei–

.. e sollen helfen, es im

ulleben herzustellen, es

sogar zu vertiefen . Wie macht

man das? Noch dazu mit

Menschen, die man gar nicht

näher kennt?

Die Sprache hilft uns da

zunächst weiter. Im Wort

Vertrauen steckt nämlich die

uralte Wurzel : " treu ". Seit

Tausenden von Jahren ist die–

ses Wort eines der besten

Güte-Siegel, die unsere Spra–

che kennt. Sie verleiht es an

Menschen, die für andere ei–

nen Dienst, eine Leistung zu

erbringen haben, eine Pflicht

tun sollen. Aber keineswegs

verleiht sie es an alle! Das

Treue-Siegel erhält nur, wer

so tätig ist und handelt, daß

sich die Beteiligten unbedingt

darauf verlassen können.

,Das Güte-Siegel

Das bedeutet: Alles muß

mit rechten Dingen zugehen,

der Anstand muß gewahrt

werden, Recht muß Recht

bleiben, Arglist und Täu–

schung müssen aus dem Spiel

sein, die geltenden Regeln

und Vorschriften beachtet

werden. Wo Treue in dieser

Weise aktiv am Werk ist,

persönlich erlebt wird, dort

wächst das Vertrauen.

Reale Beispiele der Zuver–

lässigkeit und Wohlgesonnen–

heit sind es also, aus denen

Vertrauen entsteht. Wer ver–

traut, der faßt ein Zutrauen,

und zwar stets dann, wenn er

Beweise erhalten hat, daß der

andere gut mit ihm und sei–

nen Problemen umgeht. Da

es nur wechselseitig herge–

stellt werden kann, setzt das

Vertrauen Gegenleistungen

voraus : damit auch der an–

dere vertrauen kann.

Vertrauen kommt nichtvon

selbst wie eine sentimen tale

Stimmung. Es entwickelt sich

nur allmählich, und nur par–

allel zu ganz bestimmten per–

sönlichen Erfahrungen, die

man macht oder die andere

mit uns machen. Solange die

Beweise nicht am Tun und an

einzelnen konkreten Hand–

lungen abgelesen werden

können, scheitern alle Ver–

suche, das Vertrauen nur mit

Worten, mit Beteuerungen

herbeizaubern zu wollen.

Darum ist der Auftrag, Ver–

trauen herzustellen, kein Auf–

trag, schöne Worte zu ma–

chen, sondern zu handeln,

aktiv tätig zu sein. Ein Bei–

stand, den man selbst erwar–

tet (oder andere von uns),.

muß tatsächlich geleistet wer–

den; eine persönliche Zuwen-

Aktivität ist gefragt

dung muß· real gezeigt wer–

den. Verständnis für Eigenart

und Sorgen müssen offen–

kundig bewiesen werden.

Güte, Geduld, Ansprechbar–

keit, Selbstlosigkeit, Aufrich–

tigkeit, Taktgefühl müssen

nicht nur einmal, sondern

wiederholt, ja dauernd zu be–

obachten sein im Schulleben:

Nur dann wächst und entwik–

kelt sich die empfindliche

Blüte "Vertrauen ".

So wie Vertrauen aus der

konkreten Erfahrung hervor–

wächst, ebenso wird es ge–

schwächt und zerstört durch

persönliche Erlebnisse : Un–

recht, Parteilichkeit, Engstir–

nigkeit, Lieblosigkeit, Bevor–

zugung, Demütigung, Lüge,

List Verstellung. Je mehr sich

durch negative Beobachtun–

gen das Vertrauen zurück–

zieht, desto stärker entwickelt

sich das Mißtrauen.

Selbstverständlich

richtet

sich der Appell, Vertrauen

herzustellen, nicht nur an die

Eitern, an ihre gewählten Ver–

treter. Da Vertrauen eine

wechselseitige Aufgabe ist,

gehört seine Herstellung und

Pflege auch zur Dienstpflicht

des Lehrers. Wenn die Schü–

ler Vertrauen zu ihm fassen

und dieses Vertra'uen auch be–

halten, dann ist das nicht nur

für seinen pädagogischen Er-

folg entscheidend. Es be–

stimmt mittelbar auch das Ver–

trauen der Eitern . Diese Auf–

gabe erfüllt der Lehrer durch

die gewissenhafte Vorberei–

tung seines Unterrichts eben–

so wie mit seinem Einsatz ge–

rade für schwierige Schüler.

Appell an alle

Vertrauen schafft der Leh–

rer besonders dann, wenn er

gegenüber Schülern und El–

tern sein Wirken offenlegt,

seine Handlungen erklärt, No–

ten begründet, Grenzen ver–

deutlicht,

das

schulische

Recht richtig anwendet und

auslegt, seine Mißachtung

verhindert, Pflichten erken–

nen und anzuerkennen lehrt,

Beeinträchtigungen des Un–

terrichts abwehrt.

Ein hervorragendes Instru–

ment des Lehrers, Vertrauen

herzustellen, ist die Beratung.

Hier leistet er Hilfe zum Er–

kennen vorhandener Anlagen,

zum besseren Nützen von

Fähigkeiten, zum Finden der

richtigen Ausbildung. Er hilft

bei Lern- und Leistungs–

schwierigkeiten, erklärt Schul–

laufbahnen, Übertrittsmög–

lichkeiten. Wie der Eltern–

beirat und alle am Schul–

leben Beteiligten ist auch der

Lehrer aufgerufen, Konflikte

zu klären, Vertrauenskrisen

überwinden zu helfen.

Die Eltern ihrerseits schaf–

fen Vertrauen, indem sie ihr

Kind bewußt zustimmend aus

dem kleinen Kreis der häus-

1 ichen Obhut entlassen, es ak–

tiv hinüberführen in den grö–

ßeren der Schule; wenn sie

ihr Kind nicht abschrecken,

sondern ermutigen und er–

muntern, ja zu sagen zur

neuen Gemeinschaft und ins–

besondere zu deren Mittel–

punkt : dem Lehrer. So wie

der Lehrer ihnen, ebenso

müssen Eitern dem Lehrer die

Gewißheit geben, daß sie

ihm, wann immer nötig, Bei–

stand gewähren. Nur wer auf

diese Weise Vertrauensbe–

weise abgibt, dem werden sie

selbst entgegengebracht.

Gewiß stecken im Vertrau–

en auch Wagnis und Risiko.

Absolute Sicherheit, nicht ent–

täuscht zu werden, hat kei–

ner. Darum hängt Vertrauen

.auch mit Klugheit zusammen,

bedarf der kritischen Prüfung.

Blindes Vertrauen, Vertrau–

ensseligkeit rächen sich mit

Enttäuschungen nicht minder

als andauernde Skepsis, die

mit

Vertrauensbeweisen

geizt. Wie überall, so gibt es

also auch im Bereich des Ver–

trauens ein fehlerhaftes Zu–

viel und Zuwenig.

Gewiß oarf Ve[trauen nicht

blind sein, fordert es mit

Recht den konkreten Beweis.

Aber es gibt Gründe, dem

anderen

entgegenzugehen,

ihm Vertrauensvorschuß zu

gewähren. Schließlich begeg–

net man sich in der Schule ja

nicht im rechtsfreien Raum.

Längst gibt es hier staatliche

Kontrolle und Aufsicht, un–

abhängige richterliche Nach–

prüfung und zahlreiche Be–

schwerdeinstanzen .Wie kaum

ein anderer ist der Bereich

der Schule kultiviert und zivi–

lisiert. Darum gibt es, so

meint S & W, wenig Grund,

an seiner Rechtli,chkeit und

Rechtschaffenheit von vorn–

herein zu zweifeln und mit

dem

Vertrauensvorschuß

kleinlich zu sein . Gerade bei

der Einstellung der Eitern zur

Schule, wie umgekehrt beim

Umgang der Schule mit den

Eltern und ihren gewählten

Der Echo-Effekt

Beiräten, sollte man daran

denken, daß im Bereich des

Vertrauens der Echo-Effekt

gilt: Wie man in den Wald

ruft, so schallt es zurück.

Vertrauen herstellen und

vertiefen ist nicht nur eine

zentrale Aufgabe im Bereich

der Schule. Letztlich ist es die

Grundlage für jeden freimüti–

gen Umgang. Sie entspricht

auch einem tiefen menschli–

chen Bedürfnis. Ohne auf

Treue gegründetes Vertrauen

ist weder individuelles noch

gemeinschaftliches

Leben

denkbar. Das mit seiner Hilfe

hergestellte Klima der Offen–

heit, des Freiseins von Angst,

belebt, ermutigt, schenkt Zu–

versicht, Geborgenheit, Selbst–

sicherheit und Ruhe. Hierin

liegen noch immer dieeigent–

lichen Energiequellen für jede

Art von Leistung, vor allem

auch der Leistung, die man in

der Schule unseren Kindern

abverlangt.

e

ichtige Zusammenspiel steht in der ASchO eine goldene Regel.

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