Materialien
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Einsichten und Perspektiven Themenheft 1 | 16
Hitlers
Mein Kampf
– Perspektiven für die historisch-politische Bildungsarbeit
Methodische Anregungen:
Das Vorwort bietet einen Zugang zur Entstehungsgeschichte,
wobei Hitlers Sichtweise deutlich in Frage gestellt werden
muss. Dafür liefert der Kommentar der Edition eine gute
Grundlage. Hier bietet sich ein Vergleich an, der z.B. so
durchgeführt werden kann, dass in Hitlers Text die Passa-
gen markiert werden, die im Kommentar als unzutreffend
benannt werden. Bei dieser Gelegenheit können auch der
Sinn, der Aufbau und die einzelnen Elemente der Edition
erläutert werden. Darüber hinaus lässt sich die als Todesan-
zeige gestaltete Widmung heranziehen, um einen Blick auf
die soziale Zusammensetzung der Putschisten zu werfen,
indem die Geburtsjahre und die Berufe näher betrachtet wer-
den. Schließlich kann die Entscheidung der Herausgeber, auf
einen Abdruck zu verzichten, diskutiert werden.
Leitfragen:
Welche Gründe nennt Hitler für die Abfassung seines Buches?
Welche Rolle weist Hitler sich und seinen Lesern zu?
An welchen Stellen weist Hitler in seiner Darstellung von den
verbürgten historischen Sachverhalten ab?
Welche Einstellung gegenüber der Weimarer Republik wird
im Vorwort deutlich?
Warum verzichtet die kritische Edition auf den Abdruck der
„Ehrentafel“? Wie ist diese Entscheidung zu bewerten?
Bezug auf seine eigene Person, sondern auch in Bezug auf seine Haftgenossen. Hitler sei »genügsam, beschei-
den und gefällig«, sei »ohne jede Ausfälligkeit, peinlich bemüht, sich den Einschränkungen des Strafvollzugs
zu fügen. Er ist ein Mann ohne persönliche Eitelkeit, ist zufrieden mit der Anstaltsverpflegung, raucht und
trinkt nicht und weiß sich bei aller Kameradschaftlichkeit seinen Haftgenossen gegenüber eine gewisse Auto-
rität zu sichern. Da Hitler »in den zehn Monaten der Untersuchungs- und Strafhaft ohne Zweifel reifer und
ruhiger geworden« sei, »als er es [
vorher
] war«, werde er »nicht mit Drohung und Rachegedanken gegen die
im entgegengesetzten Lager stehenden, im November 1923 seine Pläne durchkreuzenden amtlichen Personen
in die Freiheit zurücktreten, wird kein Wühler gegen Regierung, kein Feind anderer Parteien, die national
gesinnt sind, sein. Dagegen hielten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium München »die Erwartung künfti-
gen Wohlverhaltens« für »durchaus nicht gerechtfertigt«. Dennoch befürworteten sowohl das Landgericht als
auch das Oberlandesgericht München den Antrag auf eine Bewährungsfrist. Am 20.12.1924 wurde Hitler aus
der Festungsanstalt Landsberg entlassen. Die Weihnachtstage verbrachte er in der Villa seines Förderers Ernst
Hanfstaengl und dessen Familie im vornehmen Münchner Stadtteil Bogenhausen.
Vgl. Deutsche Juristen-Zeitung vom 1.4.1924, »Juristische Rundschau«; Der Hitler-Prozess 1924, Teil 1, Zitat S. 343; DEUERLEIN, Aufstieg, Zitat
S. 238 f.; GRITSCHNEDEr, Bewährungsfrist, Zitate S. 64, 128; KERSHAW, Hitler, Bd. 1, S. 279–330; DOTTERWEICH, Marsch, S. 157–175.
5 In der Vorlage folgt hier eine Widmung an die 16 Anhänger der NSDAP, die infolge von Hitlers Putsch-
versuch am 9.11.1923 vor der Feldherrnhalle in München getötet worden waren. Auf einen Abdruck dieser
»Ehrentafel« wird in dieser Edition bewusst verzichtet.
Quelle Kommentare 1/5: KE, Bd. 1, S. 88 f.
Quelle: Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band. Ungekürzte
Ausgabe, 133.–134. Auflage, München 1935, o.S.