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Kampf ums Weiße Haus 2016

Einsichten und Perspektiven 4 | 16

lizei sowie zumindest sym-

bolische Baumaßnahmen

dürften mit vielen Repub-

likanern jedoch zu machen

sein. Eine umfassende und

dringend überfällige Ein-

wanderungsreform inklu­

sive der Legalisierung vieler

unautorisierter Einwande-

rer ist allerdings in weite

Ferne gerückt.

Steuern:

Trump will Steu-

ern senken, die Repub­

likaner auch. Allerdings

fordern die meisten Mit-

glieder der Partei eine

Gegenfinanzierung durch

Senkung der Sozialausga-

ben. Hier gibt es viel Kon-

fliktstoff, denn Trump

will die Rentenversiche-

rung und die Krankenversicherung für Senioren,

Medi-

care,

nicht reduzieren.

Abschaffung von

Obamacare:

Trump und die Republi-

kaner im Kongress sind sich einig, dass sie Obamas Ge-

sundheitsreform rückgängig machen wollen. Doch eine

simple Rückkehr zum Status Quo ante würde Millionen

Amerikaner ihre Krankenversicherung kosten und eine

politische Krise auslösen. Auf eine Alternative zu

Oba-

macare

konnten sich die Republikaner in den sechs Jah-

ren seit der Reform jedoch nie einigen.

Infrastrukturprogramm:

Im Wahlkampf hat Trump

versprochen, die marode amerikanische Infrastruktur

auf Vordermann zu bringen. Doch ein solch milliarden-

schweres Konjunkturprogramm passt nun gar nicht zur

republikanischen Ideologie vom schlanken Staat. Hier,

und auch in ein paar anderen Themengebieten, stellt

sich die Frage, ob Trump sich nicht lieber Verbündete

bei den Demokraten suchen könnte, die eine partielle

Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen haben.

40

Oberster Gerichtshof:

Einigkeit herrscht zwischen

Trump und Republikanern, dass der freie Richtersitz am

Supreme Court

durch einen dezidiert konservativen Juris-

ten zu besetzen ist. Auch wenn weitere Sitze freiwerden,

dürften Konservative zum Zuge kommen. Hier könnte

40 Vgl.

http://www.nytimes.com/2016/11/17/us/politics/democrats-house-

senate.html [Stand 20.11.2016].

Trumps Wahlsieg die langfristigsten Konsequenzen

haben, denn Bundesrichter sind auf Lebenszeit ernannt

und bleiben meistens bis ins sehr hohe Alter im Amt.

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Eine Eigenheit der US-Politik ist das enge Zeitfenster,

das einem neuen Präsidenten und einem neuen Kongress

für Reformen zur Verfügung stehen. Am 20. Januar tritt

Donald Trump sein Amt an, dann ist auch der neue Kon-

gress startklar. Doch Gesetzesvorhaben dauern immer viel

länger als gedacht und bereits im November 2018 wird

ein neuer Kongress gewählt. Bei solchen

midterm elections

wird fast immer die Partei des amtierenden Präsidenten

abgestraft. Entsprechend früh geht der Wahlkampf fak-

tisch bereits im Januar 2018 los, und die Erfahrung zeigt,

dass in Wahljahren kaum konkrete politische Vorhaben

umzusetzen sind. Trump und die Republikaner haben

also gerade mal von Ende Januar 2017 bis zur Weih-

nachtspause Zeit, um große politische Steine ins Rollen

zu bringen. Der permanente Wahlkampf in den USA hat

schon den ambitionierten Reformplan Obamas massiv

ausgebremst. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum

es Trump besser ergehen sollte.

Der nächste Artikel in der Ausgabe 01/17 untersucht

den Amtsantritt Trumps, sein vorgesehenes Kabinett und

die bis dahin hoffentlich etwas konkreteren politischen

Visionen des wohl umstrittensten US-Präsidenten der

jüngeren Geschichte.

Donald Trump will eine Mauer zu Mexiko errichten. Bekommen hat er eine um seinen Stern auf dem Walk of Fame.

Foto: picture alliance/AP Photo/Fotograf: splageman|File