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Kampf ums Weiße Haus 2016

Einsichten und Perspektiven 4 | 16

er fand sogar ein paar lobende Worte für Clinton. Das war

natürlich erst einmal als reine Rhetorik zu verstehen, doch

immerhin ist es die Rhetorik, die man von einem frisch

gewählten Präsidenten traditionell erwartet. Auch Clinton

hielt sich trotz der schockierenden Niederlage artig an die

Spielregeln und gratulierte dem Sieger am Telefon. Präsi-

dent Obama wiederum hatte schon am Wahltag (als das

Ergebnis noch nicht bekannt war) verkündet: „[E]gal, was

passiert, auch morgen geht die Sonne wieder auf.“ 

15

Kurz

nach der Wahl lud er Trump ins Weiße Haus ein und kon-

ferierte unerwartet lang mit seinem Nachfolger. Obama

versprach, alles für eine möglichst reibungslose Machtüber-

gabe tun zu wollen, so wie es sein Vorgänger George W.

Bush es bei allen erheblichen politischen Differenzen auch

für ihn gemacht hatte. Alles in Ordnung also? Zumindest

die prominentesten politischen Akteure in den USA schei-

nen zunächst willens, sich an das Drehbuch des Systems

zu halten. Doch das zentrale Problem bleibt: die schiere

Unsicherheit, die von Trumps Wahlsieg ausgeht und die

sich auch in den internationalen Reaktionen widerspiegelt.

15 Vgl.

https://www.youtube.com/watch?v=-ngd1LkbX-M

[Stand 17.11.2016].

Reaktionen in Europa

Unter den Regierungen der meisten Mitgliedsstaaten der

Europäischen Union löste Trumps Wahlsieg sicherlich

Bestürzung aus. Am einfachsten mag das Ergebnis noch

für die britische Premierministerin Theresa May gewesen

sein, schließlich hat sie den ebenfalls von einem rechts­

populistischen Votum ausgelösten Brexit zu verwalten.

Da kommt die traditionelle

special relationship

zwischen

dem Vereinigten Königreich und den USA gerade recht,

und genau an diese erinnerte May auch in ihrer Reaktion

auf das amerikanische Wahlergebnis: Freiheit, Demokra-

tie und Unternehmergeist würden die beiden Länder wei-

ter eng verbinden.

16

Der französische Präsident Francois

Hollande wirkte deutlich weniger angetan und sprach

von einer Prüfung für die gemeinsamen Werte und Inte-

ressen; sein Premierminister Jean-Marc Ayrault fragte

besorgt, was nun aus dem Pariser Klimaabkommen und

den Nuklearabkommen mit dem Iran werden solle.

17

Von

Vertretern der Europäischen Union kam eine Mischung

16 Vgl.

http://wpo.st/ba9F2

[Stand 18.11.2016].

17 Vgl.

http://nyti.ms/2ek3e1j

[Stand 18.11.2016].

Vorbereitung auf einen Anti-Trump-Protest in Los Angeles am 12. November 2016 mit geschätzt 9.000 Teilnehmern

Foto: picture alliance/NurPhoto/Fotograf: Ronen Tivony