Table of Contents Table of Contents
Previous Page  20 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 20 / 80 Next Page
Page Background

20

Mittler zwischen Ost und West?

Einsichten und Perspektiven 3 | 16

Deutschland jenseits der SBZ vor kommunistischer Ein-

flussnahme zu schützen, es politisch wieder handlungsfähig

zu machen, wirtschaftlich aufzubauen und in eine freiheit-

lich-demokratische europäische Ordnung zu integrieren.

Die Teilung des Landes in einen Ost- und einen Westteil

war aus seiner Sicht für den Moment ohnehin besiegelt.

Nur mit Hilfe der Westintegration würde Westdeutschland

genügend Anziehungskraft entwickeln, um eineWiederver-

einigung unter demokratischen Vorzeichen zu ermöglichen.

Die Politik derWestbindung hatte eine europapolitische

und eine transatlantische Dimension. Eine stabile europä-

ische Ordnung war nur möglich, wenn es gelang, natio-

nale Interessen zu Gemeinschaftsinteressen zu verflechten

und diese institutionell abzusichern. Es war das Leitmotiv

für die europäische Integration, die in den 1950er Jahren

ihren Anfang nahm. Den Rahmen dafür boten die USA.

Sie traten sowjetischen Expansionsbestrebungen ab 1947

mit einer Eindämmungspolitik entgegen und schreckten

die Sowjetunion mit der NATO, dem 1949 gegründeten

westlichen Verteidigungsbündnis, militärisch ab. Zugleich

halfen sie, innereuropäische Kooperationshürden zu über-

winden, was sich etwa beim Beitritt der Bundesrepublik

zur NATO 1955 zeigte. Damit sicherten die USA als

Schutzmacht die freiheitlich-demokratische Entwicklung

Westeuropas ab.

Die europäische Integration und die transatlanti-

sche Partnerschaft wurden Teil der politischen DNA der

Bundesrepublik, weil sie ihre Rückkehr zum souveränen,

respektierten Mitglied der Staatengemeinschaft ermög-

lichten und eine stabile Ordnung des Friedens, der Frei-

heit, der Demokratie, des Rechts und der Prosperität in

Westeuropa garantierten. Eine Mittlerrolle zwischen Ost

und West gehörte dagegen weder zum politischen Selbst-

verständnis der jungen Bundesrepublik, noch wäre sie auf-

grund des eng begrenzten Gestaltungsspielraums möglich

gewesen. Die Bundesrepublik erhob einen Alleinvertre-

tungsanspruch für Deutschland und verwahrte sich gegen

alles, was die Existenz der DDR zementieren würde.

Nach der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags geben sich Bundeskanz-

ler Willy Brandt (li.) und der polnische Ministerpräsident Josef Cyrankiewicz

die Hände, 7. Dezember 1970.

Foto: ullstein bild/BPA

US-Präsident John F. Kennedy 1963 auf Staatsbesuch in der Bundesrepublik.

Bundeskanzler Konrad Adenauer und Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe

von Hassel empfangen ihn.

Foto: Interfoto/Weltbild

Unterzeichnung des Abschlussdokuments über die Vereinigung von Bundesre-

publik und DDR in Moskau durch die Außenminister James Baker (USA), Douglas

Hurd (GB), Eduard Schewardnadse (UdSSR), Roland Dumas (F), Lothar de Maizière

(DDR) sowie Hans-Dietrich Genscher (Bundesrepublik), 12. September 1990

Foto: ullstein bild – AP