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„Ein Denkmal des Friedens und der Arbeitskraft des Deutschen Reiches“

Einsichten und Perspektiven 1 | 17

Symbiose von Wirtschaft und Politik: Die Deutsche

Bank im Erdölgeschäft

Gerade hatte man in Regensburg mit den Bauarbeiten

am Staatshafen begonnen, als die Zufuhr von Mine-

ralöl massiv einbrach. Nachdem diese von rund 11.000

Tonnen im Jahr 1902 auf etwa 19.800 im Jahr 1908

angestiegen war, sackte sie im Jahr 1909 auf nur noch

6.385 Tonnen ab. Danach stieg sie dann zwar langsam

wieder an, hatte aber auch 1912 mit nun 18.230 Ton-

nen noch nicht wieder die Menge von 1908 erreicht.

Zudem bestand kaum Aussicht auf eine substantielle,

dauerhafte Steigerung. Das alarmierte alle, die im Ver-

trauen darauf erhebliche Investitionen getätigt hatten,

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zumal der Rückgang beim Umschlag mit Mineralöl

durch die Zunahme des Umschlags anderer Güter nicht

annähernd ausgeglichen werden konnte. Da die Regens-

burger Hafenanlagen nunmehr einen Jahresumschlag

von insgesamt rd. 1,3 Millionen Tonnen gestatteten, war

der reale Umschlag in Höhe von ca. 244.000 Tonnen im

Jahre 1912 enttäuschend gering.

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8 Zu den Investionen im Umfeld des Hafens s. Dieter Albrecht: Regensburg

im Wandel. Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert,

Regensburg, 1984, S. 213.

9 Hans Pilz: Der Bayerische Lloyd von 1913 bis 1918, in: Donau-Schiffahrt,

1990, S. 7–31, hier S. 7.

Verantwortlich für den Einbruch bei der Ölzufuhr war

die Deutsche Bank. Sie hatte 1903 das größte rumänische

Mineralölunternehmen, die Steaua Romana, übernom-

men und deren Entwicklung massiv vorangetrieben. Die

von ihr geförderte Erdölmenge stieg bis 1913 von 185.000

auf 400.000 Tonnen an.

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Dieser Rohstoff wurde größten-

teils vor Ort aufbereitet und an Abnehmer in ganz Europa,

Russland und Kleinasien geliefert. Nur ein sehr kleiner Teil

dieser Produkte wurde auf der Donau bis nach Regensburg

transportiert und von hier aus vertrieben. Der größte Teil

auch des nach Deutschland getätigten Exports erfolgte

über die „Levantelinie“, d.h. über das Schwarze Meer, das

Mittelmeer und den Atlantik. Den Vertrieb im Reichsge-

biet besorgten zunächst Tochtergesellschaften der „Steaua

Romana“ mit Sitz in Regensburg, Hamburg und Berlin.

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1907 aber schloss die Deutsche Bank mit der ameri-

kanischen „Standard Oil Company“ einen Vertrag, mit

dem sie dieser ihr gesamtes Geschäft mit Petroleum, dem

damals noch wichtigsten Produkt, übertrug. Damit wurde

der Transport von Petroleum nach Regensburg eingestellt,

womit die Ölzufuhr aus Rumänien insgesamt einbrach.

10 Rainer Karlsch/Raymond G. Stokes: „Faktor Öl“. Die Mineralölwirtschaft

und Deutschland 1859-1874, München 2003, S. 74.

11 Fren Förster: Geschichte der deutschen BP 1904–1979, Hamburg 1979, S. 91.

Tanklager der „Steaua Romana G.m.b.h“ um 1913. Im Jahr 1898 wurden an der Regensburger Donaulände die ersten drei großen Mineralöltanks errichtet. Sie

dienten der Lagerung von Mineralölprodukten aus Rumänien und wurden noch im gleichen Jahr in Betrieb genommen. 1905 wurde das Tanklager von dem

o.g. Unternehmen übernommen, einer Tochter der „Steaua Romana Bukarest“, deren Haupteigentümer seit 1903 die Deutsche Bank war.

Foto: entnommen aus: Paul Schwarz. Die Bayerische Donau und die Petroleumindustrie, Regensburg 1914, S. 38