65
„Ein Denkmal des Friedens und der Arbeitskraft des Deutschen Reiches“
Einsichten und Perspektiven 1 | 17
zudem gab er acht Schleppkähne für den allgemeinen
Warentransport, einen Tankkahn und vier Dampfschlepp-
schiffe in Auftrag. Von der Steaua Romana Bukarest über-
nahm man fünf Tankkähne mit einer Gesamtkapazität
von 2.620 Tonnen.
16
Am 15. Juli 1914 taufte König Ludwig III. das erste
Motortankschiff auf seinen Namen, am 22. September
1914 wurde das zweite ausgeliefert. Die Fertigstellung der
weiteren Schiffe verzögerte sich wegen des Kriegsausbruchs,
aber dann erhielt der Schiffsbau absolute Priorität. Ende
des Jahres 1916 verfügt der Bayerische Lloyd außer über die
bereits genannten Schiffe noch über vier Dampfschlepper,
52 Warenboote mit einer Gesamtladekapazität von 36.400
Tonnen, zehn Tankboote mit zusammen 7.541 Tonnen
sowie ein Motorfrachtschiff mit 180 Tonnen. Die gesamte
Ladekapazität der Flotte betrug nun 45.378 Tonnen.
17
Die Gunst der Stunde nutzen: Helds Kampagne für
die „Großschiffahrtstraße“
1915 führte König Ludwig III. vor dem „Kanalverein“
Folgendes aus: „Als der Krieg ausbrach, da dachten wir,
es werde ein Krieg auf kurze Zeit sein. Aber die Dinge
gestalteten sich anders. Auf die Kriegserklärung Russlands
16 Geschäftsbericht vom 11.03.1914. HSTAM, Nachlass Heinrich Held 1385.
17 Übersicht über den Schiffspark: HSTAM, Nachlass Heinrich Held 1407.
folgte die Frankreichs, und als dann auch noch die Eng-
länder über uns herfielen, da habe ich gesagt: Ich freue
mich darüber, und ich freue mich deswegen, weil wir
jetzt mit unseren Feinden Abrechnung halten können;
und weil wir jetzt endlich – und das geht den Kanalverein
besonders an – hoffen dürfen, daß wir für Süd- und West-
deutschland günstigere Verbindungen zum Meere bekom-
men werden.“
18
Tatsächlich waren die Aussichten, nun das Projekt der
Main-Donau-Verbindung auf den Weg bringen zu kön-
nen, so gut wie noch nie. Denn wegen der Seeblockade
forderte man nun auch im Westen und Norden Deutsch-
lands eine Verbindung des Rheins mit der Donau; sie sei
von kriegsentscheidender Bedeutung. Diese könne man
zwar nicht während des Krieges bauen, aber was man
sofort tun könne und tun müsse, sei die Schifffahrtsver-
hältnisse auf der Donau zu verbessern. Und man könne
mit den Planungsarbeiten des Kanals beginnen, so dass
man sofort nach der – selbstverständlich siegreichen –
Beendigung des Krieges mit dessen Bau beginnen könne.
Je umfangreicher die Vorarbeiten und Vorleistungen
sein würden, umso sicherer konnte man sein, dass dieses
Projekt tatsächlich realisiert werde: Davon war man in
Bayern überzeugt, und so hat man hier in der Folge alles
18 Wilhelm Zils: König Ludwig III. im Weltkrieg, München 1917, S. 57.
Motortankschiff des Bayerischen Lloyd auf Jungfernfahrt, 1914. Wie die Beflaggung, die zahlreichen Passagiere sowie der Ankerplatz unterhalb der Walhalla
nahelegen, wurde diese Aufnahme bei der feierlichen Inbetriebnahme des Schiffes aufgenommen. Es ist jedoch nicht zu erkennen, um welches der beiden
baugleichen Schiffe es sich handelt; beide wurden im Sommer 1914 in Dienst gestellt.
Foto: Archiv Donau-Schiffahrts-Museum Regensburg, Fotosammlung