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„Ein Denkmal des Friedens und der Arbeitskraft des Deutschen Reiches“

Einsichten und Perspektiven 1 | 17

und Passau, dem „Kachlet“, zu verbessern.

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Bis 1895

waren diese Arbeiten soweit gediehen, dass diese Strecke

von größeren Schiffen auch bei niedrigerem Wasserstand

passiert werden konnte. Das führte zu einer erheblichen

Zunahme des Schiffsverkehrs auf der Donau oberhalb

Passaus. 1906 schließlich stand dann eine durchgehende

Fahrrinne von mindestens 42 Metern Breite zur Verfü-

gung – zuvor betrug die nutzbare Breite stellenweise nur

15 Meter. Damit konnten nun deutlich größere Schiffe

auf der Donau zwischen Regensburg und Passau einge-

setzt werden. Auf der Strecke oberhalb des Kachlets wurde

die Schifffahrt zudem zeitweise durch die Einführung

der Kettenschifffahrt erleichtert. 1891 erteilte Bayern der

DDSG die Erlaubnis zur Legung einer Kette, die zunächst

von Winzer donauaufwärts bis nach Regensburg reichte.

Sie wurde schrittweise donauabwärts verlängert und war

schließlich etwa 120 Kilometer lang. Mit der Entwicklung

stärkerer Schlepper aber wurde die umständliche Ketten-

schifffahrt obsolet, 1901 hat man sie eingestellt.

Eine weitere Voraussetzung für den Aufschwung der Schiff-

fahrt waren die von den Donaustädten getätigten Investi-

tionen in die Verkehrsinfrastruktur. Deggendorf errichtete

7 Christian Ziegler: Die Donauschiffahrt einst und jetzt, in: Schwarz (wie

Anm. 6), hier S. 45.

bis 1901 einen geräumigen Hafen, Passau legte bis 1894

eine 770 Meter lange Kaimauer an und baute bis 1903 in

Racklau einen Hafen. In Regensburg entstand zunächst eine

Kaimauer, die 1901 eine Länge von 1.350 Metern erreichte.

1910 wurde dann der „Luitpoldhafen“ mit einem Haupt-

becken von 580 Metern und einen separat gelegenen Pet-

roleumhafen von 350 Metern Länge in Betrieb genommen.

Diese Investitionen sind vor dem Hintergrund zu sehen,

dass sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts völlig neue

Perspektiven für die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns

eröffneten. Damals wurden in Rumänien große Erdöllager-

stätten erschlossen, eines Rohstoffes, dessen Bedeutung in

jenen Jahren in geradezu Atem beraubenden Tempo wuchs.

Um die wirtschaftliche Verwertung des Erdöls voranzutrei-

ben, ließ Rumänien 1895 die Beteiligung ausländischen

Kapitals zu, woraufhin auch Interessenten aus Deutschland

ins Land kamen. Mit diesem Engagement zeichneten sich

enge Beziehungen Deutschlands zu wirtschaftlich höchst

interessanten Regionen ab, die über die Donau zu erreichen

waren. Bayern als jener Teil des Deutschen Reiches, der die-

sem neuen Aktionsfeld der deutschen Wirtschaft am nächs-

ten lag, konnte hoffen, von diesen Aktivitäten am meisten

zu profitieren. Nicht zuletzt in Erwartung dieser Entwick-

lung und um diese zu forcieren, wurden die oben darge-

stellten Investitionen getätigt und 1898 in Regensburg die

ersten drei großen Tanks installiert.

Baustelle des „Eisernen-Tor-Kanals“, der 1896 fertiggestellt wurde. Die Anlage dieses 1,7 km lange Kanals war die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Tank-

schiffe von Rumänien bis nach Regensburg verkehren konnten. Links des aufgeschütteten Dammes sieht man den mit Felsen durchsetzten, problematischsten

Abschnitt des „eisernen Tores“, rechts davon den ausgesprengten Kanal.

Foto: Archiv Donau-Schiffahrts-Museum Regensburg, Fotosammlung