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„Ein Denkmal des Friedens und der Arbeitskraft des Deutschen Reiches“

Einsichten und Perspektiven 1 | 17

König Ludwig III., für den Bau einer „Großschiffahrts-

straße“, welche vom Rhein über den Main zur Donau

führen sollte. Seine Initiative fand vor allem in Franken

Resonanz. Denn hier sah man, wie positiv sich die Kana-

lisierung des Mains bis nach Frankfurt auswirkte. Die

Fortsetzung der Kanalisierung auf bayerischem Gebiet

aber scheiterte bisher daran, dass in den südlichen Tei-

len Bayerns kein Interesse daran bestand. Da die Main-

kanalisierung jedoch zwangsläufig der erste Schritt zur

Herstellung der vom Prinzen geforderten Verbindung zur

Donau sein musste, kam den Franken dessen Vorschlag

wie gerufen.

1892 wurde in Nürnberg der „Verein zur Hebung der

bayerischen Fluß- und Kanalschiffahrt“ gegründet, des-

sen Ziel es war, die Öffentlichkeit für dieses Projekt zu

gewinnen; Prinz Ludwig übernahm das Protektorat. Dem

Verein traten Städte, Handelskammern und Unternehmer

aus Bayern, aber auch aus angrenzenden Regionen bei.

Dem ersten Vereinsvorstand gehörten die Bürgermeister

von Nürnberg und von Würzburg sowie der Nürnber-

ger Unternehmer Anton Rieppel an; er war Vorstand der

Maschinenbau AG Nürnberg und später der MAN. In

den folgenden Jahren entfaltete der Verein große Aktivi-

täten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

Doch im Landtag wurde das Projekt „Großschiffahrts-

straße“ vom Bayerischen Zentrum blockiert. Denn diese

Partei fühlte sich vor allem dem bäuerlichen und bürger-

lichen Mittelstand verpflichtet und stand der Industriali-

sierung skeptisch gegenüber. Es lehnte deshalb Ludwigs

Politik ab, deren Ziel die Förderung einer „dezentralisier-

ten Industrialisierung“ Bayerns war. Erst nach der Jahr-

hundertwende änderte das Zentrum seine Haltung. Maß-

geblichen Anteil daran hatte Heinrich Held (1868–1938),

der dem Landtag seit 1907 angehörte.

Heinrich Held stammte aus Hessen-Nassau und war

1899 nach Regensburg gekommen. Als Chefredakteur

des „Regensburger Morgenblattes“ hat er dessen Bei-

lage, den „Regensburger Anzeiger“, binnen kürzester

Zeit zu einer der wichtigsten Zentrums-Zeitungen Bay-

erns umformiert. Gleichzeitig engagierte er sich in der

Kommunalpolitik Regensburgs, das damals eine sehr

dynamische wirtschaftliche Entwicklung erlebte. Dazu

trug maßgeblich die Schifffahrt bei. Held setzte sich des-

halb für den Bau eines Staatshafens ein, der dann 1910

in Betrieb ging. Populär aber wurde Held durch seinen

Einsatz für den Wandel des Zentrums zu einer modernen

Volkspartei; dieser trug ihm 1907 auch den Sitz im Land-

tag ein. 1912 mit großer Mehrheit wiedergewählt, rückte

er in den Vorstand der Fraktion ein, 1914 wurde er deren

Vorsitzender.

In die bayerische Geschichte ist Held als „der bedeu-

tendste Protagonist des bayerischen Föderalismus“

 3

einge-

gangen; der Kampf für die Eigenständigkeit Bayerns hat

vor allem seine Amtszeit als Ministerpräsident der Jahre

1924 bis 1933 geprägt. Aber vor einer voranschreiten-

den „Abbröcklung der Einzelstaatsrechte“ als Folge der

stetig wachsenden wirtschaftlichen Überlegenheit Preu-

ßens hatte er schon viel früher gewarnt. Wenn Bayern

wirtschaftlich und finanziell immer weiter hinter Preußen

zurückfalle, so Held, dann werde es seine Selbstständigkeit

einbüßen. Wie Prinz Ludwig sah deshalb auch Held eine

der wichtigsten Aufgaben der bayerischen Politik in der

Förderung der Wirtschaft.

4

3

Karl-Ulrich Gelberg: Föderalismus, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Föderalismus [Stand: 02.10.2016].

4 Richard Keßler: Heinrich Held als Parlamentarier. Eine Teilbiographie

1868-1924, Berlin 1971, S. 80.

Anton von Rieppel (1852–1926), deutscher Ingenieur und Direktor der

Maschinenfabrik Augsburg – Nürnberg (M.A.N.)

Foto: SZ Photo/Blanc Kunstverlag