Table of Contents Table of Contents
Previous Page  43 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 43 / 80 Next Page
Page Background

43

Einsichten und Perspektiven 4 | 15

stand. Im ausgehenden 12. Jahrhundert baute man eine

erste Stadtmauer. Etwa 200 Jahre später verfüllten die

Bürger den vorgelagerten Graben und legten auf dem

ehemaligen Wall eine Straße, die im Plan erkennbar ist

und etwa halbkreisförmig um die innere Altstadt verläuft

(Alter Stadtgraben und Judengasse). Von der Mauer sind

zwei Türme erhalten, der Weiße Turm (im Plan Ziffer 7)

sowie am Röderbogen, einem früheren Stadttor, der Mar-

kusturm (8). Von etwa 1300 bis 1370 erfolgte eine groß-

zügige Stadterweiterung, die die an den Ausfallstraßen

entstandenen Vorstädte einbezog. Dieser Mauerring, der

noch besteht, hatte einst 43 Tor- und Mauertürme. Im

späten 14. Jahrhundert wurde die südliche Vorstadt, das

Spitalviertel, mit einer Mauer umschlossen. Sie machte

den Siebersturm (14) funktionslos, der aber erhalten

blieb. Damit war der Umgriff fertig.

Rothenburg ob der Tauber

Ähnlich lässt sich der Stadtplan von Nördlingen deu-

ten. Er zeigt einen nahezu kreisförmigen Verlauf der

heute noch existierenden Stadtmauer, die eine Länge von

2.632,50 Metern hat. Die Form sorgte für einen gerin-

gen Umfang bei fast maximaler Fläche, ein uraltes Prinzip

des Festungsbaus.

18

Die innere Ringstraße markiert den

Verlauf der ersten Befestigung aus dem frühen 13. Jahr-

hundert.

19

Wie in Rothenburg verlief hier einst der Wall.

Die Mauer, das belegen auch archäologische Funde, ist

etwa 18–20 Meter innerhalb zu suchen, hinter Zwinger

und Graben. Das Nördlingen der späten Stauferzeit war

ein kleiner „Rundling“. Rathaus und Kirche liegen hier,

und alle Ausfallstraßen münden hier ein, weshalb die alte

Mauer, wie die spätere, mindestens fünf Tore hatte. Von

dieser Mauer ist fast nichts geblieben; ein paar Mauerreste

wurden in Außenwänden von Gebäuden gefunden.

Nördlingen

18 Vgl. René Bondt: Schild aus Stein und Erde. Eine illustrierte Geschichte der

Wehr- und Schutzbauten, Zürich 1979, S. 107.

19 Vgl. Kessler (wie Anm. 3), S. 13 f.

1) St. Jakob, 2) Rathaus, 7) Weißer Turm, 8) Markusturm und Röderbogen, 9)

Burgtor, 10 ) Burg, 11) Klingentor mit Wolfgangskirche als Teil der Stadtmauer,

13) Rödertor, 14) Siebersturm, 15) Kobolzeller Tor, 17) Spitalbastei und Spitaltor.

Quelle: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern I:

Franken. München, 1979, S. 721

Im Zentrum Nördlingens befindet sich die St.-Georgs-Kirche. Mit Ausnahme

des Berger Tores sind die Stadttore nach den Nachbarorten benannt:

Reimlinger, Deininger, Löpsinger und Baldinger Tor.

Abbildung: Andreas Zeidler, Nördlingen in der Schrägaufsicht, Kupferstich,

(Nördlingen) 1651, Stadtarchiv Nördlingen, Graphische Sammlung; mit

freundlicher Genehmigung des Nördlinger Stadtarchivs

1

2

7

8

9

10

11

13

14

15

17