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Einsichten und Perspektiven 4 | 15
stand. Im ausgehenden 12. Jahrhundert baute man eine
erste Stadtmauer. Etwa 200 Jahre später verfüllten die
Bürger den vorgelagerten Graben und legten auf dem
ehemaligen Wall eine Straße, die im Plan erkennbar ist
und etwa halbkreisförmig um die innere Altstadt verläuft
(Alter Stadtgraben und Judengasse). Von der Mauer sind
zwei Türme erhalten, der Weiße Turm (im Plan Ziffer 7)
sowie am Röderbogen, einem früheren Stadttor, der Mar-
kusturm (8). Von etwa 1300 bis 1370 erfolgte eine groß-
zügige Stadterweiterung, die die an den Ausfallstraßen
entstandenen Vorstädte einbezog. Dieser Mauerring, der
noch besteht, hatte einst 43 Tor- und Mauertürme. Im
späten 14. Jahrhundert wurde die südliche Vorstadt, das
Spitalviertel, mit einer Mauer umschlossen. Sie machte
den Siebersturm (14) funktionslos, der aber erhalten
blieb. Damit war der Umgriff fertig.
Rothenburg ob der Tauber
Ähnlich lässt sich der Stadtplan von Nördlingen deu-
ten. Er zeigt einen nahezu kreisförmigen Verlauf der
heute noch existierenden Stadtmauer, die eine Länge von
2.632,50 Metern hat. Die Form sorgte für einen gerin-
gen Umfang bei fast maximaler Fläche, ein uraltes Prinzip
des Festungsbaus.
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Die innere Ringstraße markiert den
Verlauf der ersten Befestigung aus dem frühen 13. Jahr-
hundert.
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Wie in Rothenburg verlief hier einst der Wall.
Die Mauer, das belegen auch archäologische Funde, ist
etwa 18–20 Meter innerhalb zu suchen, hinter Zwinger
und Graben. Das Nördlingen der späten Stauferzeit war
ein kleiner „Rundling“. Rathaus und Kirche liegen hier,
und alle Ausfallstraßen münden hier ein, weshalb die alte
Mauer, wie die spätere, mindestens fünf Tore hatte. Von
dieser Mauer ist fast nichts geblieben; ein paar Mauerreste
wurden in Außenwänden von Gebäuden gefunden.
Nördlingen
18 Vgl. René Bondt: Schild aus Stein und Erde. Eine illustrierte Geschichte der
Wehr- und Schutzbauten, Zürich 1979, S. 107.
19 Vgl. Kessler (wie Anm. 3), S. 13 f.
1) St. Jakob, 2) Rathaus, 7) Weißer Turm, 8) Markusturm und Röderbogen, 9)
Burgtor, 10 ) Burg, 11) Klingentor mit Wolfgangskirche als Teil der Stadtmauer,
13) Rödertor, 14) Siebersturm, 15) Kobolzeller Tor, 17) Spitalbastei und Spitaltor.
Quelle: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern I:
Franken. München, 1979, S. 721
Im Zentrum Nördlingens befindet sich die St.-Georgs-Kirche. Mit Ausnahme
des Berger Tores sind die Stadttore nach den Nachbarorten benannt:
Reimlinger, Deininger, Löpsinger und Baldinger Tor.
Abbildung: Andreas Zeidler, Nördlingen in der Schrägaufsicht, Kupferstich,
(Nördlingen) 1651, Stadtarchiv Nördlingen, Graphische Sammlung; mit
freundlicher Genehmigung des Nördlinger Stadtarchivs
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