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Von Elser und seinem Bild in den Augen der anderen

Einsichten und Perspektiven 3 | 15

Und was war eigentlich in München los?

Die Georg-Elser-Initiative München

Anfang der 90er Jahre stieß ich bei Recherchen zu mei-

nem Buch über die Türkenstraße auf Menschen, die Elser

begegnet waren, ihn kannten: seine Wirtin, Rosa Leh-

mann, der Ski-Vörg, die Soller-Rosi. Ich interviewte sie,

fotografierte sie und veröffentlichte ihre Geschichten in

meinem Buch über die Türkenstraße. 

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Elser wurde für

mich der „geheime Held“ der Straße. Nur – wer wusste

damals schon, wer Georg Elser war? Vom Bürgerbräu-

Attentat hatte man gehört, vom Täter nicht.

Ich überlegte mit Freunden, was in München – außer

der Bodenplatte am Gasteig, die 1989 eingeweiht worden

war, am Platz wo Elsers Säule im inzwischen abgerisse-

nen Bürgerbräusaal gestanden hatte – für Elser noch zu

tun sei. Nach dreieinhalbjährigem mittelschwerem Kampf

hatten wir, die „Georg-Elser-Initiative München“ erreicht,

dass ein kleiner, bis dato namenloser Platz an der Türken-

straße, an dem Elser zweimal am Tag vorbeigekommen

war, auf seinen Namen getauft wurde.

Das war 1997. „So ein kleiner Platz für so einen großen

Mann“, beschwerte sich die Presse, die sich in den Jah-

ren zuvor keineswegs besonders für Elser engagiert hatte.

Nach einem Besuch bei der „Geschwister-Scholl“-Preis-

verleihung 1999 in der Universität beschloss die Initiative

in meiner Küche, einen „Georg-Elser-Preis“ ins Leben zu

rufen, um weitere Mitstreiter für die Sache zu rekrutie-

ren. Er wurde 2001 zum ersten Mal im Münchner Neuen

Rathaus verliehen. Später wurde der Versuch gestartet, ihn

als Wanderpreis alle zwei Jahre von anderen Elser-Initia-

tiven vergeben zu lassen. Über die Art der Vergabe kam

es zu heftigen Diskussionen. 2009 kehrte der Preis des-

halb wieder nach München zurück, wurde vom Patentamt

geschützt und 2012 der Stadt München übergeben, die

damit den Geschwister-Scholl-Preis und den Georg-Elser-

Preis vergibt. Auf die Bitten der Elser-Initiative hatte sich

Alfred Hrdlicka, der bekannte Wiener Bildhauer, bereit

erklärt, ein Elser-Denkmal für München und eventuell

auch für Berlin zu schaffen. Doch der Münchner Stadtrat

blieb beim Ergebnis seiner Ausschreibung.

48 Hella Schlumberger, Türkenstraße. Vorstadt und Hinterhof. Eine Chronik,

erzählt, München 1998/2003.

Hella Schlumberger neben Lothar Gruchmann, im Hintergrund in der Mitte

Otto Gritschneder. Für ihr Buch über die Münchner Türkenstraße wurde ihr

der Hoferichter-Preis verliehen.

Foto: privat

„Elser lebt!“ – 5. Heft zur Elserrezeption

Foto & Collage: Hella Schlumberger