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Kain denk mal – böse

Einsichten und Perspektiven 3 | 15

Entebbe an, weil sie Unterstützung und Schutz durch den

schwerkriminellen ugandischen Staatschef Idi Amin erhiel-

ten; die ugandische Armee flankierte das Terrorkommando

in Entebbe militärisch und logistisch.

Israel reagierte auf die Entführung entschlossen: Anstatt

sich auf Geschäfte zur Freilassung der Geiseln einzulassen,

wurde die Flugzeugentführung am späten Abend des 3. Juli

1976 innerhalb kürzester Zeit mit der „Operation Thun-

derbolt“ beendet. In dem kämpfenden Kontingent befan-

den sich Teile des Einsatzkommandos

„Sajeret Makal“. 

8

Die Operation wurde zum Vorbild künftiger Einsätze und

beeinflusste später auch die Entscheidung zum Einsatz der

GSG 9 bei der Befreiung der entführten „Landshut“ ein

Jahr später in Mogadischu. Die Erpressbarkeit der betroffe-

nen Staaten wurde geringer; insofern markiert Entebbe das

Ende der Hochphase arabischer Flugzeugentführungen in

den 1970er Jahren.

Bei dem bei der Befreiungsaktion getöteten israelischen

Offizier, dem Kommandeur der Eingreiftruppe, handelte es

sich um Jonathan Netanjahu, den älteren Bruder des aktu-

ell amtierenden israelischen Ministerpräsidenten; 

9

er hat in

der israelischen Erinnerungskultur als tragischer Held und

Ikone einen Platz gefunden. 

10

Das traumatische Erlebnis

von Entebbe hat Benjamin Netanjahu geprägt; aufgrund

dieser Erfahrung wirkte er als israelischer Diplomat später

entscheidend auf die internationale Sichtweise auf Terro-

rismus hin. 

11

Insofern reichen die Folgen Entebbes ganz

unmittelbar in die Gegenwart des Nahost-Konflikts und

der Terrorismusbekämpfung mit hinein.

8 Vgl. Frey (wie Anm. 1).

9 Vgl. ebd.

10 Vgl. zum Beispiel Entebbe-Memorabilien auf YouTube, wie z.B. den Comic-

Kurzfilm: „Operation Entebbe – in comic“, s.

https://www.youtube.com/ watch?v=q6C8b2LtUxc

[Stand: 12.09.2015].

11 Marcel Baumann: Schlechthin böse? Tötungslogik und moralische Legitimi-

tät von Terrorismus, Wiesbaden 2013, vor allem S. 82–84 und S. 155–161.

Die Maschine landet in Entebbe/Uganda: Befreiung nach sieben Tagen durch ein Spezialkommando der israelischen Armee in der Nacht vom 3. zum 4. Juli

1976. Der ugandische Staatschef Idi Amin im Gespräch mit einigen der Geiseln, denen er seine Unterstützung zusagt.

Foto: ullstein bild – ap