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Von Elser und seinem Bild in den Augen der anderen

Einsichten und Perspektiven 3 | 15

harte Arbeit und wenig Geld machte Elser gern Musik: Die

Ziehharmonika spielte er, ohne Noten zu kennen, rein nach

Gehör. Er war gesellig, ging mit Freunden gern wandern,

liebte es, Feste zu feiern. Ansonsten war er ein Einzelgänger,

dem Gerechtigkeit und Freiheit viel bedeuteten.

Georg Elser mit Freunden beim Wandern (Georg Elser: Zweiter von rechts in

der hinteren Reihe)

Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand/PB Frau Gerold, Heidenheim

Hitlerputsch 1923

1923, am 8. und 9. November, versuchte Hitler in Mün-

chen die Macht an sich zu reißen. Er scheiterte, kam mit

seinen Mitputschisten vor Gericht, wurde zu fünf Jahren

Haft in Landsberg am Lech verurteilt, aber schon nach

neun Monaten angenehmen Lebens, während derer er

seine Hetzschrift „Mein Kampf“ diktierte, wieder frei-

gelassen. Er hatte verständnisvolle Richter gefunden, der

Polizeichef Pöhner hatte sowieso schützend seine Hand

über Hitler und seine Parteigenossen gehalten und einige

Damen des Großbürgertums hatten ihn bereits liebevoll

bei sich aufgenommen und beraten, in München die Ver-

legersgattinnen Bruckmann, Hanfstaengl, und die Piano-

fabrikantengattin Bechstein.

Dieser misslungene Putsch, der an der Feldherrnhalle

gestoppt worden war, wurde von den Nazis später religions-

gleich verbrämt und seit der Machtergreifung 1933, all-

jährlich am 8. November mit den „alten Kämpfern“, der

„Blutfahne“, dem „Blutorden“ und der Ehrung der toten

„Blutzeugen der Bewegung“ im Münchner Bürgerbräu-

keller gefeiert. Fünfzehn Jahre später sollte Elser diesen

Saal als Ort seines Attentats auf Hitler wählen.

Wanderjahre 1925–1932

1925 beschloss Georg Elser, wie bei Handwerksgesellen

üblich, auf die „Walz“ zu gehen, als wandernder Schreiner-

geselle im Bodenseegebiet bis in die Schweiz hinein Arbeit

zu suchen. Er fand sie auch beim Flugzeughersteller Dornier

und in Uhrenfabriken, für die er Uhrengehäuse schreinerte.

Aber entweder kündigte er, weil er sich unterfordert fühlte,

oder Firmen gingen auch hier pleite und mussten schließen.

Georg Elser mit Mathilde Niedermann und seinem jüngeren Bruder Leonhard

Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand/ PB Leonhard Elser, Königsbronn

Elser bekam dann Arbeitslosenunterstützung. Dennoch

waren diese sieben Jahre eine wichtige und glückliche

Zeit in seinem Leben: Er ging viel wandern, kaufte sich

eine Konzertzither, nahm Unterricht. Er trat einemTrach-

tenverein bei, spielte auf, tanzte wohl auch und lernte

Mathilde kennen und lieben. Drei Jahre lang. Mathilde

Niedermann wird schwanger, beide reisen in die Schweiz

um abzutreiben, es ist aber zu spät: Sohn Manfred wird