Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 3/13) - page 49

Die Rationalität der Etappen europäischer Integration 1939–2013
Einsichten und Perspektiven 3 | 13
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Der Gründungsvertrag der
Europäischen Wirtschafts-
gemeinschaft
Abbildung: ullstein bild
auch in amerikanische Abhängigkeit. Mit der Europaarmee
verkoppelt war auch das Projekt einer europäischen politi-
schen Gemeinschaft. Auch diese war damit gescheitert.
Nach dem Schock des 30. August – Adenauer dachte schon
an Rücktritt – galt unter Integrationsbefürwortern der vom
rationalen Kalkül geleitete Grundsatz, kein Thema von der-
artiger Relevanz mehr von der Tagungsordnung abzusetzen
(siehe zuletzt den erfolgreichen Versuch zur Rettung des
„Verfassungsvertrags“, s. u.).
DerWeg zu den RömischenVerträgen als „Grund-
gesetz der Gemeinschaft“ 1955–1957
Nach dempolitischen Scheitern beschlossen die EGKS-Au-
ßenminister am 2. Juni 1955 in Messina, neue Anstrengun-
gen zu unternehmen, „Europa zunächst auf wirtschaftli-
chem Gebiet zu bauen“ und ein Komitee unter Vorsitz des
belgischen Sozialisten Paul Henri Spaak mit der Aufgabe
zu beauftragen, „über die Möglichkeiten einer allgemeinen
Wirtschaftsunion sowie über eine Union im Bereich der
Kernenergie“ zu berichten. Frankreich und die Bundesre-
publik waren die Hauptakteure. Während Paris die Atom-
gemeinschaft forciert sehen wollte, stand die Bundesrepu-
blik hinter demKonzept eines „gemeinsamenMarkts“, wel-
ches intern freilich nicht unumstritten war. Es gelang
schließlich, beide Vorhaben miteinander zu verkoppeln und
zu realisieren. Am 19. Mai 1956 genehmigten die EGKS-
Außenminister in Venedig den „Spaak-Bericht“ mit dem
Beschluss der Aufnahme zwischenstaatlicher Verhandlun-
gen. Die Verhandlungen der EGKS-Staaten zur Gründung
der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und
1...,39,40,41,42,43,44,45,46,47,48 50,51,52,53,54,55,56,57,58,59,...72
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