Table of Contents Table of Contents
Previous Page  9 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 24 Next Page
Page Background

gen fanden sie regelmäßig am

nächstenTagvor. Beschwerdengegen

solche Übergriffe blieben erfolglos.

Auch Sammlungen für alle mögli–

chen Zwecke störten den Unterricht.

Die Schüler mußten Altpapier, Altei–

sen, Lumpen und Stanniol mitbrin–

gen . Allwöchentlich wurde ein Pla–

kat durch alle Klassenzimmer getra–

gen : "Sammelt Knochen!" Die

Kriegswirtschaft warf erste Schatten .

Eine große Tafel im Eingang der

Schule mahnte die Buben und Mäd–

chen täglich an die "Treue zu Führer

und Volk". Der Reigen nationalso–

zialistischer Feierstunden nahm kein

Ende. Das Programm zeigt, wie der

totalitäre Staat die Schule gezielt für

seine Zwecke einspannte. Ob " Füh–

rers Geburtstag" oder "Tod Luden–

dorffs", ob "Osterreichs Heimkehr

ins Reich" oder der "Jahrestag der

Machtergreifung

1 ' -

immer wieder

fiel der Unterricht aus. Die Schullei–

tung wird nicht müde, in den Jahres–

berichten darüber zu klagen .

Bald stand nicht mehr nur Lesen,

Rechnen und Schreiben im Stunden–

plan . Der Ausbruch des Zweiten

Weltkriegs griff tief ins Schulleben

ein. Schon vorher, in den Sommerfe–

rien 1939, wurden auf dem Schulge–

lände Deckungsgräben ausgehoben.

Die älteren Schüler und die Lehrer

setzten die Schanzarbeiten nach Be–

ginn des Schuljahres fort. Der Keller

der Führichschule verwandelte sich

in einen Luftschutzraum. Gasschleu–

sen und Frischluftschächte wurden

eingebaut.

Weil im Luftschutzkeller höch–

stens 450 Kinder Platz fanden, durfte

keine höhere Schülerzahl mehr zur

gleichen Zeit im Gebäude anwesend

sein . Die Kinder konnten fortan nur

mehr in vier Schichten zu je zwei

Stunden unterrichtet werden. Einen

erheblichen Teil des Lernpensums

mußten sie zu Hause bewältigen.

Immer mehr Lehrer zogen zum

Kriegsdienst an die Front. Einer von

ihnen, Karl Holzmayr, Schulamtsan-

wärter an der Führichschule, verlor

schon am zweiten Tag des Polen–

feldzugs sein Leben als Leutnant und

Bataillonsadjutant

Während so der Krieg Lehrkräfte

abzog, kamen andererseits immer

mehr Familien mit Kindern nach Ra–

mersdorf. Im Schuljahr 1940/41 er–

reichte deshalb die Schule an der

Führichstraße mit fast 1800 Mäd–

chen und Buben ihren bisher höch–

sten Stand. ·

Am 3. Oktober 1943 schloß die

Schule ihre Pforten. Ein Luftangriff

hatte in der vorhergehenden Nacht

zwar nicht das Gebäude selbst ge–

troffen. Durch die Druckwellen der

Bomben waren aber alle Fenster und

Türen zersplittert und das Dach ab–

gedeckt. Pappe statt Glas in den Fen–

stern, Bretterverschläge als Türen,

im Keller und Erdgeschoß Kriegsge–

fangene - so fanden die Kinder ihre

Schule vor, als am 10. 2. 1944 end–

lich der Unterricht wieder aufge–

nommen werden konnte.

Bitte umblättern

HEUTE

Abc-Schützen des

Jahrgangs 1981 an

der Führichschule.

Beginnt der Ernst

des Lebens i-n unse–

ren Tagen weniger

ernst als früher?

Fest steht: Nur sel–

ten ging bisher eine

Schülergeneration

unter ähnlich gün–

stigen Bedingungen

an den Start.

9