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.~ound

mehr

Kinder in einer

Klasse waren jahr·

zehntelang an der

Tagesordnung.

Dennoch gab es

wedergrobe

Diszil)linlosig·

keit unter

unseren Schülern

noch Zentörungs–

wut.lch war

immergerne

Lehrer."

Fortsetzung von Seite 7

marschierten an diesem Tag mit Ge–

neral Ludendorff und Adolf Hitler

zur Feldherrnhalle. Ihr Vorgesetzter

verzichtete auf die eigentlich fällige

Meldung nach oben.

",m Unterricht war Tagespolitik sei–

nerzeit kein Therria", stellt Rektor

Steinbauer rückblickend fest. "Wir

mußten mit anderen Problemen fer–

tig werden. Die im 1. Weltkrieg so

großzügig gebaute Schule war in

wenigen Jahren viel zu klein gewor–

den;" Kinderreiche Nachkriegsjahr–

gänge drängten jetzt zur Schule,

städtischer Wohnungsbau hatte aus

dem idyllischen Ramersdorf eine

dichtbesiedelte Stadtrandgemeinde

gemacht.

Für 1300 Kinder in 25 Klassen, je–

de gut 50 Mann stark, standen anno

1931 nur 18 Schulsäle zur Verfü–

gung. Darum mußte erstmals

Schichtunterricht eingeführt werden.

Viele Kinder, die weite Schulwege

hatten, kamen da im Winter lange

nach Einbruch der Dunkelheit heim.

8

Die Lösung der unerträglichen

Raumprobleme brachte der 16. Ok–

tober 1934. An diesem Tag wurde

der ersehnte Erweiterungsbau seiner

Bestimmung übergeben.

Bemerkenswert fanden die Festgä–

ste beim Rundgang nicht nur die 16

neuen Klassenzimmer, sondern

auch den Lichtbildsaal und die Bi–

bliothek. Dazu kamen ein eigenes

Büro für die Schulleitung, ein Leh–

rerzimmer und ein Or'dinationsraum

für den Schularzt. Besonders stolz

aber war man auf die vorbildlich

eingerichteten Werkstätten. Angelei–

tet von Fachkräften lernten hier die

Buben der Abschlußklassen die

Grundlagen der Holz- und Metallbe–

arbeitung. Für die Mädchen gab es

eine moderne Schulküche.

Die Hauptlehrerin Anna Braun,

von Anfang an in der Führichschule

tätig, fehlte bei der Einweihungsfei–

er. Man hatte sie kurz vorher aus

dem Dienst entlassen. Frau Braun

war nämlich Halbjüdin, und das

neue NS-Gesetz zur "Wiederherstel–

lung des Berufsbeamtentums" ver–

bannte sie aus der Schule. Wer den

Druck eines Terrorregimes kennt,

wird den Mut des Schulleiters würdi–

gen, der zu diesem Anlaß den Vor-

gesetzten schrieb: .

"Wir werden der bei Eltern und

Schülerinnen überaus beliebten Kol–

legin, die so unvermutet von uns

scheiden mußte und die wir alle

ihres lieben, ruhigen und bescheide–

nen Wesens wegen hochschätzen,

stets ein ehrendes Andenken bewah–

ren." Aber nicht nur ihre Lehrerlauf–

bahn beendeten die Nazis. Wenige

Jahre später verliert sich auch dieLe–

bensspur von Anna Braun auf dem

Weg in das KZ.

Immer stärken drängten in den fol–

genden Jahren die Nazis in die Schu–

le. Die Hitlerjugend hielt in den

Klass·enzimmern ihre Zusammen–

künfte ab. Nicht zur Freude der Leh–

rer. Verkratzte Wandtafeln und an–

dere mutwillige Sachbeschädigun-

Die Not der Nach–

kriegszeit

tr~

auch

die Kinder. Uber

den schlimmsten

Hunger half nach

beiden Weltkriegen

die von den Sieger–

mächten organi–

sierte Schulspei–

sung hinweg. Auch

in

Erholungslagern

rückte man der Un–

terernährung zu

Leibe.