gedruckte Wort beflügeH
die Phantasie, macht den Geist
mobil- viel mehr als Fertigware
aus dem Fernsehapparat.
Der Lesegewinn beginnt üb–
rigens schon bei den ABC–
Schützen. An kleinen Texten
und Geschichtchen lernen sie
zunächst flüssiger und gründli–
cher lesen. Sobald ihnen der
Lesevorgang selbst nicht mehr
so viel Mühe macht, wird mehr
Aufmerksamkeit und geistige
Energie frei für den Inhalt. Bald
erschließen
dann
Bücher
Schritt für Schritt die weitere
Umgebung.
So erwerben lesende Kinder
mehr Teilhabe an der Weft,
sammeln Erkenntnisse, Mei–
nungen, Auffassungen, die an-
. nicht oder noch nicht ha–
v
•
Der nützliche Zwang zum
Mitdenken und inneren Mitge–
stalten beim Lesen führt sie da–
bei zur eigenen
~einungsbil
dung, läßt ihren Ideenreichtum
wachsen und formt unmerk–
lich, aber stetig auch den Cha–
rakter. Selbstverständlich ist Le–
sen jedoch nicht nur Lebenshil–
fe. Vor allem macht es auch
Spaß, unterhält und entspannt.
Zu viel verlangt, wer von der
Schule erwartet, daß sie mit der
Lesefertigkeit und der Lesefä–
higkeit den Kindern zugleich
auch automatisch Lesefreude
für das ganze Leben mitgibt. –
Gewiß gehört das zu ihren Zie–
len und Vorsätzen. Aber mehr
als eine erste Weichenstellung
wird man dabei kaum erwarten
dürfen. Der eigentliche Schlüs–
sel zum großen Tor in die Weft
der Bücher liegt in der Hand
der Eltern. Nur wenn die zeit–
lich beschränkten Versuche der
Schule zu Hause aufgegriffen,
planvoll und geduldig fortge–
führt werden, bleibt der schuli–
sche Leseerfolg nicht kurzlebig.
Wie jede Kultur, lernen die
Kinder auch die Lesekultur pri–
mär am Modell des Erwachse–
nenverhaltens. BewUßt oder
unbewußt ahmen sie es nach,
machen es sich zu eigen. Ei–
tern, die tagaus - tagein stun–
denlang fernsehen, verlocken
kein Kind zum Lesen!
Als Freizeitvergnügen muß
Lesen vornehmlich in der Frei–
zeit gefördert werden . Dazu ist
es wichtig, im Tageslauf der
Kinder zunächst einmal den
Büchern Platz zu schaffen, Mu–
ße
und Stille für sie freizukämp–
fen . Trödel-, Blödel- und Non–
sensaktivitäten, die man guten
Gewissens
zurückschrauben
darf, gibt es genug.
Mit dem Lesen kann man gar
nicht früh genug anfangen. Gu–
te, kindgemäße Bilderbücher
leisten schon im Vorschulalter
wertvolle Dienste. Das wieder–
holte Benennen der betrachte–
ten Dinge erweitert beim Klein–
kind zunächst den Wortschatz
und weckt erste sprachliche Fä–
higkeiten. Als besonders ent–
scheidend für die Leseentwick–
lung gilt das Alter vom 4. bis
zum 8. Lebensjahr. Elterliches
Vorlesen hilft dem Kind, die an–
fängliche "Schwellenangst" vor
dem Gedruckten zu überwin–
den. Früher oder später springt
dann der Funke über, und es er–
wacht die Lust am selbständi–
gen Lesen.
Wissenschaftler haben fest–
gestellt, daß ein solides und be-
Bücher
sind treue Freunde. Sre lassen
sich überallhin mitnehmen. Wer
die Lust am Lesen entdeckt hat,
kennt keine Langewelle in der
Freizeit.
Schutz und Schirm
Die Weit des Buches Ist eine Weh der Stille und der Konzentra–
tion. Viel zu vielen Kindern fehh sie heute.
ständiges Leseverhalten nur
dann entsteht, wenn drei Fakto–
ren zusammenwirken: zuerst
das Lesetraining in der Schule,
dann die Einstellung der gesell–
schaftlichen Umwelt des Kin–
des zum Buch und schließlich
das elterliche Leseverhalten.
Zwei von drei Grundbedingun–
gen liegen also im Einfluß- und
Willensbereich der Ettern.
Bei der wichtigen Aufgabe
der Leseförderung und Leseer–
ziehung brauchen die Ettern
heute dringend Unterstützung;
denn selbst eine lesefreudig
eingestellte Familie muß leider
gegen den Strom der Zeit
schwimmen und den Wider–
stand der buchfeindlich einge–
stellten "geheimen Miterzie–
her" überwinden. Zudem se–
hen sich auch die gutwilligsten
Eitern einer Bücherflut gegen–
über, die kaum noch zu bewäl–
tigen ist und sie hilflos macht.
Rund 7000 Titel von Jugendbü–
chern zählt man gegenwärtig
auf dem deutschen Buchmarkt!
Jährlich kommen 2000 neue
hinzu. Wer in aller Weft kann
sich da noch zurechtfinden?
Kaum zu bestreiten: Auch
das Überangebot an Büchern
verstärkt heute die Unsicherheit
der Eitern. Gewiß hilft ihnen
der Buchhändler. Aber erstens
gibt es ihn nur in den Städten,
und zweitens kann er nur in all–
gemeiner Form beraten, weil er
ja das einzelne Kind nicht
kennt. Nur die Eitern kennen es
wirklich. Deshalb müssen sie
letztlich die Entscheidung
treffen.
Für Kinder im richtigen Zeit–
punkt das richtige Buch auszu–
wählen, ist keine leichte Aufga–
be. Zum Glück gibt es sachge–
rechte und preisgünstige Ratge–
ber. Fachleute haben nämlich
Auswahlverzeichnisse für gute
Jugend! iteratur zusammenge–
stellt. Mit ihrer Hilfe fällt es
leicht, sich im Bücherwald zu
orientieren und den Weg zum
richtigen Buch für das Kind zu
finden . Auf der nächsten Seite
stellt S&W diese preisgünstigen
Ratgeber vor.
Bhte umblättern
Überreden
Liebe läßt sich nicht erzwingen
-auch nicht die Liebe zum
Buch. Nur Geduld der Ehern
und Sorgfalt bei der Auswahl
des Lesestoffes führen zum
.
Erfolg.
9