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Wir Deutsche erwar–

ten schon von den

Abc-Schützen den

Alleingang im Stra–

ßenverkehr. Kom–

men deshalb bei uns

so viele Kinder unter

die Räder? Können

wirvon den Nach–

barn südlich der

Alpen etwas lernen?

.

...

~er

s1c--re

immer möglich begleiten Italiens Eltern Ihre Kinder Im Straßenverkehr.

hulweg–

ein Führungs-

Problem

ständigkeit, die wir den Kleinen

fast vom ersten Schultag an zu–

muten, ist südlich der Alpen

undenkbar.

Kein Kind wird dort ausge–

lacht oder verspottet, wenn es

von Erwachsenen zur Schule

geführt und abgeholt wird . Im

Gegenteil. Das brLngt sogar An–

sehen, und zwar sowohl den

Kindern als auch den Eitern. Er–

wachsene, die den Nachwuchs

in der Gefahr allein lassen, len–

ken bei den südlichen Nach-

W

er einen Weltre–

kord hält, genießt

Ansehen und wird

beneidet. Es gibt aber

auch Rekorde, auf die niemand

stolz ist. Zwei dieser negativen

Spitzenplätze hält die Bl.mdes–

republik : die niedrigste Gebur–

tenrate der Weit und die höch–

ste Unfallquote der Kinder im

aßenverkehr.

ährlich kommen bei uns

rund 60000 Buben und Mäd–

chen unter die Räder. Etwa

1000 verlieren dabei ihr junges

leben . Jahr für Jahr. Tun wir zu

wenig für die Verkehrserzie–

hung? Bereiten wir die Jugend

nicht gründlich genug auf die

Gefahren der Straße vor?

Im Gegenteil. Wohl kein

land tut ebensoviel, geschwei–

ge denn mehr für die Sicherheit

der Kleinen . Schon im Kinder–

garten beginnt bei uns das Trai–

ning. Verkehrserziehung ist fe–

ster Programmpunkt in allen

Schulen . Mit einer Flut von

Faltblättern, Broschüren, Fil–

men, Spielen, Dias und Lehr–

programmen bereitet man die

Jugend auf ihre Rolle im Stra–

ßenverkehr vor.

Aber trotz aller Bemühungen

verunglücken bei uns fünfmal

soviel Kinder wie in Italien.

Obwohl dort eine aufwendige

barn Kritik auf sich.

Verkehrserziehung im deut-

Niemand denkt dort daran,

sehen Stil so gut wie unbekannt ausgerechnet

verkehrsreiche

ist. SCHULE & WIR ging in der Straßen als Trimmpfad für die

Ausgabe 2/82 diesem auffälli- "Selbständigkeit" der Kinder zu

gen Unterschied nach. Die Er- benützen. Im Dienst der Sicher–

klärung: Deutschen Kindern heit übernehmen italienische

mutet man im Straßenverkehr Eitern die Rolle des leibhaftigen

·den Alleingang zu, italienische Schutzengels - ohne Gesetz,

Eitern aber geben Begleit- ohne Verordnungen.

schutz.

SCHULE & WIR hat als erste

Nicht nur Mütter und Väter · Zeitschrift auf dieses Modell -–

..opfern dafür ihre Zeit. Auch'äl- .aufmerksam gemacht. Der Arti–

tere Geschwister, Omas und kel erschien in Heft 2/1982 . Ta–

Nachbarn nehmen in Italien die geszeitungen, Fachzeitschriften

Sicherheit der Kinder buchstäb- und der Rundfunk nahmen das

lieh in die Hand . Der gefährli- Thema auf. Von der Christo–

ehe Alleingang, die frühe Selb- phorus-Stiftung wurde die Re-

Allein auf der VIA MALA

Deutschlands Kinder werden auf der Straße allelngelassen.

SCHULE&WIR meldete dagegen Bedenken an.

daktion für diesen Artikel mit

einem journalisten-Preis ausge–

zeichnet.

Ein neuer Schülerjahrgang ist

seit einigen Wochen unter–

wegs, um in der Schule für das

leben zu lernen. ln hunderttau–

send Familien kreisen jetzt die

Gedanken um die Sicherheit

der Abc-Schützen .

Kann ich mich darauf verlas–

sen, daß mein Kind den gefähr–

lichen Weg im Alleingang be–

wältigt? Oder ist es damit nicht

überfordert - trotz Belehrung,

Training und Verkehrserzie–

hung? Wenn wir Erwachsene

die Verkehrsprobleme schon

nicht bewältigen, !<önnen wir

dies dann von den Kindern er–

warten?

Wer diesen Fragen nachgeht,

sollte auch das "italienische

Modell" prüfen . Es kostet kein

Geld, nur Zeit. Ist uns . dieses

Opfer zu hoch für die Sicher–

heit der Kinder? Darüber müs–

sen wir diskutieren; denn 1000

tote und 60000 verletzte Kin–

der pro Jahr sind ein Preis, den

wir nicht länger achselzuckend

hinnehmen dürfen.

Darum wendet sich SCHULE

&

WIR .an die Eitern : Bitte

schreiben Sie uns Ihre Mei–

nung. Halten Sie das Beispiel,

das Italien gibt, für übertragbar?

Was hindert uns, es nachzu–

ahmen?

Bitte richten Sie Ihre Zu–

schrift an die Redaktion SCHU–

LE & WIR, Salvatorstraße 2

8000 München 2.

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