Table of Contents Table of Contents
Previous Page  15 / 20 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 15 / 20 Next Page
Page Background

Die Idee kam

von einem ln–

genieurbüro.

Schüler soll-

ten ein moder–

nes Industrie–

monster ver–

schönern. Der

Aufruf fand

lebhaftes

Echo. Schließ–

lich gab es

5000 DM

zu

gewinnen.

Hier der Be–

richt über ein

nicht alltäg–

liches Schul–

beispiel.

L

eute", sagte Studienrat

Rakel, ;,heute habe ich

etwas ganz Besonderes

für euch . Ihr habt näm–

lich die Chance, euer

Können auch einmal in breiter

Öffentlichkeit zu zeigen ."

Das hörte sich vielverspre–

chend an. Die Kollegiaten im

Leistungskurs Kunsterziehung

am Krumbacher Gymnasium

hoben neugierig die Köpfe,

wollten mehr wissen. Und so

erfuhren sie: Im Direktorat war

ein umfangreiches Schreiben

FARBE

CONT

FASSADE

Um diese riesige Außenwand der Müllverbrennungsanla·

ge Im schwäbischen Burgau drehte sich der Wettbewerb.

eingegangen. Abgeschickt hat–

te es das Ingenieurbüro Karl

Kling.

Mit gleicher Post war es auch

an die anderen Gymnasien, die

Real- und Berufsschulen sowie

die Fachoberschule des Land–

kreises Günzburg geschickt

worden . Unter dem Betreff

"Künstlerische Gestaltung der

Südfassade einer Müll-Pyroly–

se-Anlage" wurde den Schullei–

tungen ein ungewöhnlicher

Wettbewerb vorgeschlagen.

Schüler des Landkreises soll–

ten Entwürfe ausarbeiten für die

Bemalung einer riesigen Beton–

wand im schwäbischen Städt–

chen Burgau. Am dortigen

Müllverbrennungswerk, einem

modernen

lndustriemonster,

blickte sie bisher kahl und stö–

rend · in die Landschaft. Nun

war eine Verschönerungskur

geplant.

-

Aber nicht Berufskünstler

sollten der Fassade zu Leibe

rücken, sondern Schüler. Teil–

nahmeberechtigt an dem Wett–

bewerb waren Klassen, Grup–

pen oder einzelne Schüler im

Landkreis, betreut von ihren

Kunsterziehern.

Diplom-Ingenieur Karl Kling

zur Frage, wie er auf die Idee

des Schülerwettbewerbs ge–

kommen ist: "Angeregt dazu

wurde ich durch die Technik–

feindlichkeit, die ich manch–

mal in Gesprächen mit jungen

Leuten zu hören bekam.

Darum sollte dieser Wettbe–

werb nicht nur der künstleri–

schen Verschönerung eines

nüchternen Ingenieurbauwerks

dienen. Mein Wunsch war es,

die Schüler gleichzeitig durch

praktisches Tun darüber nach–

denken zu lassen, daß Technik

nicht nur Umwelt stören, son–

dern auch zu ihrem Schutz wir–

ken kann."

Kunstunter–

richt einmal

"!>""-.;·:--•

anders: Die

Schüler im

Landkreis

Günzburg

lie–

ferten erstaun–

lich gute Ent–

würfe

zur Ver–

schönerung

elneslndu–

------'

strlebaus.

Dies war der Grund, weshalb

das Thema den Schülern für

den Wettbewerb nicht freige–

stellt, sondern vorgegeben wur–

de. Es galt nämlich, den techni–

schen Vorgang der Müllver–

brennung in seiner Bedeutung

für. die Erhaltung der humanen

Umwelt künstlerisch ins Bild zu

setzen .

Die Pyrolyse-Anlage in Bur–

gau ist ein technisches Pilot–

Projekt, gefördert vom Freistaat

Bayern und von der

Bun~esre­

publik Deutschland. Hier wird

erstmals im großen .Maßstab

der gesamte Abfall eines Land–

kreises - nämlich Günzburg -

zu elektrischer Energie umge-

wandelt.

·

Dieses nach modernsten

physikalischen und chemi–

schen Erkenntnissen entwickel–

te Entsorgungssystem garan–

tiert, daß früher bei der Müllbe–

wältigung auftretende Schad–

stoffe nun dauerhaft, sicher und

ohne Naturbelastung beseitigt

werden.

Aufgabe der Schüler sollte es

sein, ein überdimensionales

Fassadenbild zu entwerfen, das

zeigt, wie Wissenschaft . und

Technik den Zivilisationsmüll

unserer Zeit bewältigen und zu

neuer Energie aufbereiten. Für

die Schüler sollte es dabei nicht

nur um die Ehre gehen, das fer–

tige Werk an der gewaltigen,

20 m hohen und weithin sicht–

baren Südfassade in Burgau

prangen zu sehen.

Der Bauherr der Müllver–

brennungsanlage setzte auch

beachtliche Geldpreise für die

besten Entwürfe aus, insgesamt

mehrere tausend Mark. An–

sporn genug, sich richtig ins

Zeug zu legen. Die dafür zur

Verfügung stehende Arbeitszeit

~

war knapp bemessen. Ausge-

Sitte umblättern

15