Die Idee kam
von einem ln–
genieurbüro.
Schüler soll-
ten ein moder–
nes Industrie–
monster ver–
schönern. Der
Aufruf fand
lebhaftes
Echo. Schließ–
lich gab es
5000 DM
zu
gewinnen.
Hier der Be–
richt über ein
nicht alltäg–
liches Schul–
beispiel.
L
eute", sagte Studienrat
Rakel, ;,heute habe ich
etwas ganz Besonderes
für euch . Ihr habt näm–
lich die Chance, euer
Können auch einmal in breiter
Öffentlichkeit zu zeigen ."
Das hörte sich vielverspre–
chend an. Die Kollegiaten im
Leistungskurs Kunsterziehung
am Krumbacher Gymnasium
hoben neugierig die Köpfe,
wollten mehr wissen. Und so
erfuhren sie: Im Direktorat war
ein umfangreiches Schreiben
FARBE
CONT
FASSADE
Um diese riesige Außenwand der Müllverbrennungsanla·
ge Im schwäbischen Burgau drehte sich der Wettbewerb.
eingegangen. Abgeschickt hat–
te es das Ingenieurbüro Karl
Kling.
Mit gleicher Post war es auch
an die anderen Gymnasien, die
Real- und Berufsschulen sowie
die Fachoberschule des Land–
kreises Günzburg geschickt
worden . Unter dem Betreff
"Künstlerische Gestaltung der
Südfassade einer Müll-Pyroly–
se-Anlage" wurde den Schullei–
tungen ein ungewöhnlicher
Wettbewerb vorgeschlagen.
Schüler des Landkreises soll–
ten Entwürfe ausarbeiten für die
Bemalung einer riesigen Beton–
wand im schwäbischen Städt–
chen Burgau. Am dortigen
Müllverbrennungswerk, einem
modernen
lndustriemonster,
blickte sie bisher kahl und stö–
rend · in die Landschaft. Nun
war eine Verschönerungskur
geplant.
-
Aber nicht Berufskünstler
sollten der Fassade zu Leibe
rücken, sondern Schüler. Teil–
nahmeberechtigt an dem Wett–
bewerb waren Klassen, Grup–
pen oder einzelne Schüler im
Landkreis, betreut von ihren
Kunsterziehern.
Diplom-Ingenieur Karl Kling
zur Frage, wie er auf die Idee
des Schülerwettbewerbs ge–
kommen ist: "Angeregt dazu
wurde ich durch die Technik–
feindlichkeit, die ich manch–
mal in Gesprächen mit jungen
Leuten zu hören bekam.
Darum sollte dieser Wettbe–
werb nicht nur der künstleri–
schen Verschönerung eines
nüchternen Ingenieurbauwerks
dienen. Mein Wunsch war es,
die Schüler gleichzeitig durch
praktisches Tun darüber nach–
denken zu lassen, daß Technik
nicht nur Umwelt stören, son–
dern auch zu ihrem Schutz wir–
ken kann."
Kunstunter–
richt einmal
"!>""-.;·:--•
anders: Die
Schüler im
Landkreis
Günzburg
lie–
ferten erstaun–
lich gute Ent–
würfe
zur Ver–
schönerung
elneslndu–
------'
strlebaus.
Dies war der Grund, weshalb
das Thema den Schülern für
den Wettbewerb nicht freige–
stellt, sondern vorgegeben wur–
de. Es galt nämlich, den techni–
schen Vorgang der Müllver–
brennung in seiner Bedeutung
für. die Erhaltung der humanen
Umwelt künstlerisch ins Bild zu
setzen .
Die Pyrolyse-Anlage in Bur–
gau ist ein technisches Pilot–
Projekt, gefördert vom Freistaat
Bayern und von der
Bun~esre
publik Deutschland. Hier wird
erstmals im großen .Maßstab
der gesamte Abfall eines Land–
kreises - nämlich Günzburg -
zu elektrischer Energie umge-
wandelt.
·
Dieses nach modernsten
physikalischen und chemi–
schen Erkenntnissen entwickel–
te Entsorgungssystem garan–
tiert, daß früher bei der Müllbe–
wältigung auftretende Schad–
stoffe nun dauerhaft, sicher und
ohne Naturbelastung beseitigt
werden.
Aufgabe der Schüler sollte es
sein, ein überdimensionales
Fassadenbild zu entwerfen, das
zeigt, wie Wissenschaft . und
Technik den Zivilisationsmüll
unserer Zeit bewältigen und zu
neuer Energie aufbereiten. Für
die Schüler sollte es dabei nicht
nur um die Ehre gehen, das fer–
tige Werk an der gewaltigen,
20 m hohen und weithin sicht–
baren Südfassade in Burgau
prangen zu sehen.
Der Bauherr der Müllver–
brennungsanlage setzte auch
beachtliche Geldpreise für die
besten Entwürfe aus, insgesamt
mehrere tausend Mark. An–
sporn genug, sich richtig ins
Zeug zu legen. Die dafür zur
Verfügung stehende Arbeitszeit
~
war knapp bemessen. Ausge-
Sitte umblättern
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