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KINDER

IM

ZUG·

ZWANG

Hunde~ausendejungerMenschen

_

untergraben ihre Gesundheit durch

den blauen Dunst. Immer früher ge–

raten sie in den Sog der Droge Nikotln.

Was sollen wir Erwachsene da–

gegen tun? Viele verlassen sich

auf den Staat. Wofür gibt es ein

Jugendschutzgesetz? fragen sie.

Dabei entscheidet über den Erfolg

jeder Erziehung nach wie vor das

.

Elternhaus.

D

ie erste Zigarette hat

noch

keinem

ge–

schmeckt. Auch die

zehnte nicht. Anfängern

wird übel, wenn sie den Qualm

inhalieren. Und doch hören sie

· nicht damit auf.

"Warum ich rauche, weiß

ich nicht", sagt der 16jährige

Michael. "Man tut es eben . Die

anderen rauchen ja auch." Eine

typische Antwort.

Daß junge Menschen gedan–

kenlos zum Glimmstengel grei–

fen, ist nichts Neues. Auch daß

sie einen konstant hoben Anteil

der Raucher stellen, weiß man .

Aber etwas anderes sollte uns

beunruhigen .

Der kürzlich veröffentlichte

" Raucher-Report" des bayeri–

schen Innenministeriums stellt

fest: Das Einstiegsalter in die

Droge Nikotin sinkt immer

mehr. Waren es vor einigen

Jahren noch Halbwüchsige, die

heimlich und verstohlen zu paf–

fen

be~annen,

so sind es heute

18

sehr oft die reinsten Kinder.

Eine Mannheimer Studie zählte

unter den 1Ojährigen bereits

über drei Prozent regelmäßige

Raucher. Die Hälfte konsumiert

pro Tag bereits bis zu fünf Ziga-

. retten . Ein Quantum, das selbst

bei Erwachsenen nicht unbe–

denklich ist.

Welchen gesundheitlichen

Schaden da erst ein Körper

nimmt, dessen Organe in der

Entwicklung stecken, bedarf

keiner Beweise. Dem neuen

verhängnisvollen Trend zum

immer früheren Tabakgenuß

muß Paroli geboten werden .

Das geht frei lich nur unter

der Voraussetzung, daß man

die Wurzel des Ubels kennt.

Allzu tief braucht man hier

nicht zu schürfen. Hunderte

von Millionen Mark läßt es sich

die Zigarettenindustrie Jahr für

Jahr kosten, um jungen Leuten

den blauen Dunst schmackhaft

zu machen .

Keine Anstrengungen wer-

den .hier gescheut. Kaum ein

anderes Produkt beansprucht

Werbeflächen und Litfaßsäulen

in einem solchen Ausmaß wie

die Zigarette. Western- und

Abenteuerromantik wird hier

der Jugend versprochen .

Da gehen markige Männer

für eine Zigarette meilenweit.

Sie fahren mit dem Floß wilde

Canons hinunter oder mit dem

Geländewagen durch WüstEm

und Dschungel. Zigarettenrau–

chend halten sie auf dem Rük–

ken von Pferden Rinderherden

im Zaum.

Die trügerische Botschaft

dieser Bilder vom Cowboy- und

Draufgängerleben : Die Zigaret–

te macht dich zum Mann. An–

dere Anschläge auf naive Ju–

gendliche arbeiten mit einer

Traumweit von Genuß oder

Geschmack, gaukeln Freiheit

und Highlife im Stile millionen–

schwerer Müßiggänger vor.

Den Eintritt dorthin verschafft

angeblich die Zigarette.

Nur allzu leicht lassen sich

junge Menschen hier ver'''·'

ren . Mit dem Zug an der :...:

>

rette glauben sie, Zugang zur

Weit der Erwachsenen zu fin–

den. Doch nicht nur die gehei–

me Verführung durch Werbe–

plakate und Kinoreklame tut

ihre Wirkung.

Auch viele Erwachsene, Ei–

tern, Lehrer, Politiker und pro–

minente Idole wirken unbe–

wußt im gleichen Sinne. Tag für

Tag macht ihr schlechtes Bei–

spiel der Jugend das Rauchen

vor, immer wieder auch ver–

stärkt durch Filme und Fernseh–

sendungen .

Aber auch im Kreise der

Gleichaltrigen ist die Jugend im

Zugzwang. Der Griff zur Ziga–

rette gilt als Zeichen von Mut

und Selbständigkeit. Mit seiner

Hilfe emanzipiert und profiliert

man sich in der Gruppe.

Was wäre eine Party, ein

Gaststätten- oder Diskotheken–

besuch ohne die Zigarette? Wer