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15

– 2 02

z

E

Schulpsychologin

chüler, die auf Grund einer

Beeinträchtigung oder Behinde-

rung dem Unterricht der Regel-

schulen nicht ohne sonderpäda-

gogische Fördermaßnahmen

folgen können, sind zunächst für ihre El-

tern und dann auch für die Schule „Sor-

genkinder“. Verständlicherweise fällt es

anfangs allen Eltern schwer zu akzeptie-

ren, dass ihr Kind sich nicht so entwi-

ckelt, wie sie es sich wünschen. Häufig

führen sie deshalb einen langwierigen

Kampf mit sich und ihrer Umwelt, bis sie

ihr Kind so akzeptieren, wie es ist. Um

diese Kinder und deren Eltern bemüht

sich die Förderschule in besonderer Weise.

Wenn es dann darum geht abzuklären,

welches Förderangebot im Vorschulalter

und welche Schule danach für das Kind

angemessen sind, müssen Elternhaus und

Schule sich als Partner verstehen.

Das Interesse an einer vertrauensvollen

Zusammenarbeit müsste eigentlich

selbstverständlich sein, denn Eltern wol-

len grundsätzlich „das Beste“ für ihr

Kind, erst recht für ihr behindertes Kind,

und auch die Förderschule sieht die opti-

male Förderung der Schüler als ihre Auf-

gabe an. Wenn Elternhaus und Schule

sich allerdings als Unbeteiligte oder gar

als Gegner gegenüberstehen, wird das

Kind dazwischen orientierungslos oder

sogar zerrieben. Die Zusammenarbeit

sollte auch nicht auf Krisenbewältigung

oder „Reparatur“ reduziert werden, son-

dern den Anspruch haben, vorausschau-

end und begleitend zu sein. Von großer

Hilfe wäre es, wenn die Zusammenarbeit

bereits mit dem Einsatz der Mobilen

Sonderpädagogischen Hilfen (MSH) und

Dienste (MSD) beginnen würde, also

lange bevor das Kind in eine Förder-

schule kommt.

Wie Eltern und Schule zusammenarbei-

ten sollen, ist im Bayerischen Erziehungs-

und Unterrichtsgesetz (BayEUG) und in

den Schulordnungen geregelt. So heißt es

z.B. in Art. 74 Abs. 1 BayEUG: „Die ge-

meinsame Erziehungsaufgabe, die Schule

und Erziehungsberechtigte zu erfüllen

haben, erfordert eine von gegenseitigem

Vertrauen getragene Zusammenarbeit.“

Was sich so einfach liest, ist in der Praxis

nicht immer ganz einfach. Denn in der

Regel ist dieses gegenseitige Vertrauen

nicht von Anfang an da, sondern muss

erst allmählich aufgebaut werden. Vor-

aussetzungen dafür sind Gesprächsbereit-

schaft auf beiden Seiten, wechselseitige

Wertschätzung, Toleranz und Interesse

füreinander. Ganz entscheidend kommt

es darauf an, dass Eltern und Lehrkräfte

Informationen austauschen und einander

unterschiedliche Kompetenzen zugeste-

hen. Je intensiver und selbstverständli-

cher der Informationsfluss zwischen den

Partnern wird, desto mehr wächst das

Vertrauen zueinander. Zur Information

gehört es, dass die Eltern Einblick in die

Arbeit der Förderschule erhalten und

dass die Lehrkräfte die Lern- und Lebens-

bedingungen der Kinder kennen, damit

sie fachkundigen Rat erteilen können.

Bei alledem müssen sich Eltern und Lehr-

kräfte darauf verlassen können, dass In-

formationen vertraulich behandelt und

nur mit gegenseitigem Einverständnis

weitergegeben werden. Kritik und unter-

schiedliche Meinungen dürfen nicht auf

dem Rücken des Kindes ausgetragen

werden, sondern müssen Ausgangspunkt

für einen konstruktiven Dialog von Eltern

und Schule sein.

Bei Entscheidungen, die für das Kind

getroffen werden müssen, haben Eltern

nd Schule unterschiedliche Aufgaben.

Die Förderschule sollte Eltern fachge-

recht über Bildungswege, Bildungschan-

cen und mögliche Fördereinrichtungen

beraten. Die Eltern ihrerseits dürfen sich

nicht aus Prestigegründen an starre Vor-

stellungen von Förderung klammern, die

dem Kind vielleicht nur Misserfolge und

psychische Belastungen einbringen wür-

den. Denn das gemeinsame Ziel aller

Bemühungen muss das Wohl des Kindes

sein, das gemäß seinen Fähigkeiten sein

Leben verantwortlich gestalten kann.

Dies gelingt aber nur dann, wenn Eltern

und Förderschule ständig eng zusam-

menarbeiten und bereit sind, Entschei-

dungen immer wieder zu überprüfen.

Thema heute:

S

Luzia Scherr, Beratungsrektorin

Das Ziel: Gemeinsame

Entscheidungen

Grundlagen für Vertrauen

Zusammenarbeit von

Förderschule und Eltern

fotos: privat