Table of Contents Table of Contents
Previous Page  14 / 20 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 14 / 20 Next Page
Page Background

– 2 02

14

z

E

enn nach den Sommerferien die Bamberger

Gangolfschule wieder ihreTore öffnet, dann

wird das heuer nicht nur für die Abc-Schüt-

zen ein großerTag sein.Auch für die Lehrer beginnt

etwas Neues. Denn zum ersten Mal startet im Herbst

2002 an ihrer Grundschule und an mindestens 130

weiteren bayerischen Grund- und Hauptschulen das

Projekt „Sprachlernklasse“.

Mit den Sprachlernklassen will das Kultusministe-

rium – nicht zuletzt in Reaktion auf die PISA-Studie

– einen neuenWeg beschreiten, um die Integration

von Mädchen und Buben ausländischer Herkunft zu

verbessern.Wenn sich bei der Schuleinschreibung oder

auch bei der Aufnahme in eine höhere Klasse zeigt,

dass die Kinder sich mit der deutschen Sprache noch

schwer tun, besuchen sie künftig zunächst eine

Sprachlernklasse. Markenzeichen des Modells: Die

Kinder lernen zügig Deutsch und werden Schritt für

Schritt in eine „normale“ Klasse integriert.

Die Sprachlernklasse besteht nämlich aus einer

Gruppe von ca. 12 bis 15 Schülern, die eng mit einer

Regelklasse derselben Jahrgangsstufe zusammenarbei-

tet. In Deutsch, Mathematik und anderen Fächern, die

gute Deutschkenntnisse voraussetzen, bleiben die Kin-

der der Sprachlernklasse unter sich. Sie erhalten dort

einen speziell auf sie zugeschnittenen Unterricht, bei

dem sie die deutsche Sprache und gleichzeitig auch

den Stoff lernen. In den Fächern Kunst, Musik, Sport,

Werken und Religion, bei höheren Klassen auch in

Englisch, besuchen die Schüler der Sprachlernklasse

hingegen den Unterricht der Regelklasse. Sobald nun

ein Schüler in der deutschen Sprache entsprechende

Fortschritte macht, kann er ganz in diese Regelklasse

wechseln.Wer dagegen noch weiter eine intensive

Förderung in Deutsch braucht, bleibt in der Sprach-

lernklasse, maximal bis zu zwei Jahren.

An der Gangolfschule wird Lehrer Norbert Bocksch

ab Herbst eine solche Klasse unterrichten. „Anders als

z.B. bei einem Intensivkurs Deutsch“, so Bocksch,

„lernen meine Erstklässler nicht nur Deutsch zu spre-

chen, sondern auch gleich das Lesen und Schreiben.

Darin sehe ich einen großenVorteil des neuen Kon-

zepts. Die Kinder haben gute Chancen, schnell auf den

Stand ihrer deutschen Altersgenossen zu kommen, und

verlieren so bei ihrer Schullaufbahn keine Zeit.“

Ganz wichtig für den Erfolg der Kinder sind auch

die Angebote, die nach dem Unterricht an einer

Schule bestehen – seien es Mittagessen, Hausaufgaben-

betreuung,Wahlunterricht oder Freizeitaktivitäten.

Denn dort können die Kinder das, was sie im Deutsch-

unterricht gelernt haben, in der Praxis mit ihren

deutschsprachigen Kameraden anwenden und üben.

Und die deutschen Schüler? Haben sie nicht einen

Nachteil, wenn eine größere Zahl von ausländischen

Kindern in ihre Klasse kommt? „Auf keinen Fall“,

erläutert Lehrer Bocksch. „Schließlich profitieren die

Schüler aus der Regelklasse davon, dass sie über län-

gere Zeit in den Kernfächern ebenfalls in einer kleine-

ren Klasse unterrichtet werden und so viel Zeit für

eine individuelle Förderung bleibt.Auf unserem Infor-

mationsabend jedenfalls zeigten sich die Eltern von

dem Modell „Sprachlernklasse“ sehr angetan.“

Seit diesem Jahr besteht eine zusätzliche Fördermöglich-

keit noch vor der Sprachlernklasse: der Vorkurs „Deutsch

40“. Für die Kinder, die bei der Schuleinschreibung nur

wenige oder keine Deutschkenntnisse besitzen, kann die

Schule in Zusammenarbeit mit den Kindergärten von Mai

bis Juli jeweils von Montag bis Donnerstag eine Stunde

Deutsch anbieten – insgesamt 40 Stunden.

Deutsch 40

W

Integration nach Maß

Damit Kinder ausländischer Herkunft in der Schule Erfolg haben, brauchen sie

zu allererst gute Deutschkenntnisse. Bayern geht hier nun einen neuenWeg.

Ausländische Schüler

Bei der Schuleinschreibung werden in spielerischer Form die

Deutschkenntnisse ausländischer Kinder überprüft.

foto: bertram wagner