Lateinlehrer Tassila
Maier, den seine
Schüler liebeuall Dr.
Usus nennen, ist ein
Original. Nicht nur,
dass er am liebsten
Schlapphüte trägt
und Zigarren raucht,
er hat daneben auch
nach ein Faible für
Geschichte und
Kunst. Selbstuer–
ständlich freut es ihn
immer, wenn er den
Schülern etwas uan
seinem Enthusiasmus
mitgeben kann. Eines
Tages wird er aller-
dings bei einem
Museumsbesuch Zeu–
ge eines aufregen–
den Uerwandlungs–
prazesses. Aus einer
kleinen Statue
wächst plötzlich ein
seltsames Wesen
...
S
pätestens an dieser Stel–
le dürfte jedem Leser
klar geworden sein,
dass wir uns hier nicht in der
realen Welt befinden. Dr.
Usus und seine Schüler ent–
stammen vielmehr der Phan–
tasie des Deutschlehrers und
gefragten Jugendbuchautors
Dr. Harald Parigger, der
sich als Autor vor allem von
historischen Romanen einen
Namen gemacht hat. Veröf–
fentlicht hat der Gymnasial–
lehrer schon viel, und den-
noch hat er sich mit der Ge–
schichte um den Lateinleh–
rer Maier auf etwas Beson–
deres eingelassen . Handelt
es sich doch nicht um ein
abgeschlossenes Werk, son–
dern um ein breit angeleg–
tes Erzählspiel, das im nächs–
ten Schuljahr bayernweit im
Internet starten soll.
Dr. Stefan Krimm, im Kul–
tusministerium zuständig für
den Deutschunterricht und
Initiator des Projekts: „Wir
haben vor kurzem alle all–
gemein bildenden Schulen
über den Wettbewerb infor–
miert. Die Geschichte ist in–
teressant genug, so dass wir
mit regem Zuspruch rech–
nen." Der Schreibwettbewerb
ist einer von vielen Beiträ–
gen zu den Millenniumsfei–
ern, mit denen der Freistaat
Bayern das Jahr 2000 be–
grüßen will. „An der Schwel–
le zum nächsten Jahrtau–
send wollen wir einmal et–
was ganz Ungewöhnliches
anpacken und haben uns",
so Dr. Krimm, „ganz bewusst
für ein neues Medium ent–
schieden. Der Wettbewerb
wird ausschließlich über das
Internet durchgeführt."
Harald Parigger war vom
Kultusministerium gebeten
worden, eine Geschichte zu
entwickeln, die das Thema
Zukunft behandelt, sich zum
Mit- und Weiterschreiben
eignet und die schließlich
allen Beteiligten auch Spaß
bereitet. „Es hat mir beson–
ders gefallen", gibt der Au–
tor zu," jenes Wesen aus der
Zukunft zu erfinden, das den
Schülern und ihrem Latein–
lehrer zu Beginn der Ge–
schichte im Museum er–
scheint und sie bittet, in die
Vergangenheit zu reisen .
Dort haben sie bestimmte
Aufgaben zu erfüllen, die
alle den Zweck haben, die
Menschheit zu retten ."
Insgesamt existieren vier
Erzählstationen, und die Auf–
gabe der Teilnehmer ist es
nun, die getrennten Episo–
den erzählend miteinander
zu verbinden . Teil jeder Er–
zählung ist aber auch ein
Rätsel, das z .B. per Muse–
umsbesuch im Internet ge–
löst werden muss. Wer die
richtige Antwort findet, er–
hält einen Zugangscode und
kann an der Geschichte wei–
terschreiben. Und dann wird
es spannend: Die Erzähl–
stücke der einzelnen Grup–
pen werden elektronisch ver–
schlüsselt an andere teilneh–
mende Schulen versandt und
von diesen bewertet. Da–
nach entscheidet sich, wer
weitermachen darf. Das gan-
ze Spiel wiederholt sich drei–
mal. Am Ende ist hoffentlich
das „Universum gerettet"
und ein Sieger gekürt.
Die Millenniumsfeierlich–
keiten in Bayern stehen un–
ter dem Motto 'Erbe und
Auftrag' . Man will nicht den
spektakulären „Event", son–
dern in vielen kleinen Bei–
trägen der Frage nachge–
hen, welche kulturellen Er–
rungenschaften der Vergan–
genheit Bestand haben, und
man will darüber hinaus ei–
nen Blick in die Zukunft
wagen. Schreibwettbewerbe
wie die Internetgeschichte
bieten gerade jungen Men–
schen die Möglichkeit, ihre
Ideen und Wertvorstellungen
spielerisch zu präsentieren .
Auf die Beiträge darf man
sicher gespannt sein .
D
2/ 99 SCHULE
aktuell
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