sich von Anfang an in zwei
verschiedene Richtungen :
zum einen in den Formen–
entwurf - hier geht es um
das räumliche Gestalten,
zentrale Fächer sind Mo–
dell- und Formentechnik -
und zum anderen in den
Dekorentwurf, bei dem es
auf die Gestaltung von Flä7
chen und die Arbeit mit der
Farbe ankommt; Schwer–
punktfächer sind hier Druck–
technik und das Bemalen
von Glasuren. Einen hohen
Stellenwert hat in beiden
Ausbildungszweigen
der
Unterricht in Naturzeichnen
und Malen, in Grafik sowie
in Schrift. Aber auch Theo–
riefächer wie Deutsch, Ma–
thematik, Chemie, Kunstge–
schichte und Wirtschafts- und
Sozialkunde stehen auf dem
Stundenplan der Schüler. Da–
neben gibt es noch Wahl–
kurse, beispielsweise CAD,
Computer gestütztes Entwer–
fen und Zeichnen.
Wer in die Berufsfach–
schule für Porzellan eintre–
ten will, muss mindestens
über einen mittleren Schul–
abschluss verfügen und eine
Aufnahmeprüfung bestehen.
In ihr wird anhand prakti–
scher Aufgaben getestet, ob
ein Bewerber die notwendi–
gen Grundfähigkeiten mit–
bringt, nämlich Genauig–
keit, perspektivische Wahr–
nehmung und ein gewisses
zeichnerisches und hand–
werkliches Geschick. Bewer–
ber mit einer abgeschlosse–
nen fachspezifischen Berufs–
ausbildung können gleich
in das zweite Schuljahr ein–
steigen. Am Ende der Fach–
schule steht der Abschluss
als Staatlich geprüfter For–
menentwerfer bzw. Dekor–
entwerfer. „Die Anmeldezah–
len", so Schulleiter Dr. Nit–
sche, „schwanken von Jahr
zu Jahr. Die letzten Male
konnten wir fast die Hälfte
der Bewerber aufnehmen."
Beobachten wir einige
Schülerinnen und Schüler
bei der Arbeit in den ver–
schiedenen Ausbildungsräu–
men : Auf einem Sitz vor der
Drehscheibe
konzentriert
sich die 18-jährige Nele in
der Modellwerkstatt zusam–
men mit elf weiteren Klas–
senkameraden darauf, in
eine Gipsscheibe eine vor–
gezeichnete Linie zu fräsen.
Millimetergenaue Präzision
ist da gefordert, denn die
fertige Form soll anschlie–
ßend als Negativ für einen
Porzellanteller dienen . Nele,
die ihren Abschluss an einer
Fachoberschule gemacht hat,
besucht das erste Schuljahr
an der Berufsfachschule im
Zweig Formenentwurf und
sieht sich noch als „Anfän–
gerin". Ihre erste größere Pra–
xisarbeit, die benotet wur–
de, sei, so erzählt sie, der
Das Berufsbildungs–
zentrum im
oberfränkischen
Städtchen Selb
die 18-Jährige, „dass es so
kleine Klassen sind . Man
kann sich ohne Probleme
immer direkt an den Lehrer
wenden und auch das
A~
beitstempo
eigenverant–
wortlich bestimmen."
Konrad, 22, der sich im
zweiten Schuljahr befindet,
ist erst vor wenigen Tagen
von einem Austausch mit ei–
ner spanischen Keramikfach–
schule in Valencia zurückge–
kommen . Am liebsten wür–
de er später einmal als Büh–
nenbildner oder als Restau–
rator in seiner Heimatstadt
Meißen arbeiten . Nun sitzt
er wieder mit seiner Klasse
beim Zeichnen . Den Schüle–
rinnen und Schülern ist als
Thema ein Stillleben aus
mehreren Küchenutensilien
aufgegeben. Vor allem die
Spülmittelflasche mit ihren
komplizierten Kanten berei–
tetso manchem noch Schwie-
Passion
fürs
Porzellan
bietet handwerklich
und künstlerisch
begabten jungen
Leuten ein breites
Spektrum an interes–
santen Berufen.
Entwurf eines Parfumflacons
gewesen - in allen Einzel–
schritten, von der Skizze
über das Anfertigen eines
Gipsmodells bis zur Aus–
führung in Porzellan. „Be–
sonders schön ist hier", sagt
rigkeiten. Genaues Hinse–
hen, Vertrautheit mit der
Perspektive, aber auch die
Fähigkeiten, schnell das
Wesentliche zu Papier zu
bringen sowie Spannungen
aufzubauen und Akzente
zu setzen, all dies wird in
den vielen Stunden im Zei–
chensaal geschult.
Bisweilen gibt es, wie Leh–
rer Erwin Badmüller berich–
tet, leidenschaftliche Diskus–
sionen, wenn es darum geht,
ein Gefühl für wirkungsvolle
Kompositionen zu entwi–
ckeln, und sich die Schüler
dabei auf ihren persönli-
[>
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aktuell
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