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uf gar keinen Fall!", sagt Ober–

studiendirektor Günter Endres

und hebt abwehrend die Hände,

„diese Entscheidung habe ich nie be–

reut. Im Gegenteil. Dadurch ist der

Schule ein überaus positives Image zu–

gewachsen, und zwar deshalb, weil

die Eltern sich nur lobend darüber

äußern ." Die Rede ist von der einzigen

Hochbegabtenklasse in Bayern, die

Schulleiter Endres im Schuljahr 1998/

99 an seiner Schule, dem Münchner

Maria-Theresia-Gymnasium, in der 6 .

Jahrgangsstufe einrichtete.

Vorausgegangen war ein Angebot

des Kultusministeriums, erstmals im

Schuljahr 1997/98, an drei bayeri–

schen Gymnasien eine Hochbegab–

tenklasse zu bilden. Doch so groß das

Interesse bei den Informationsveran–

staltungen war, als es um die Anmel–

dung ging, hielten sich die Eltern

zurück. Weder das Albertus-Magnus–

Gymnasium in Regensburg noch das

Neue Gymnasium in Nürnberg noch

Hochbegabte Kinder

wollen besonders

gefördert und ge–

fordert werden. Mit

der Bildung einer

eigenen Klasse an

Bayerns erste Klasse

einem Münchner

Gymnasium hat man dem

Rechnung getragen.

das Maria-Theresia-Gymnasium in

München konnten im ersten Anlauf die

geforderte Zahl von mindestens 20 ge–

eigneten Schülerinnen und Schülern

vorweisen. Erst im zweiten Anlauf

klappte es dann, allerdings auch nur

am Maria-Theresia-Gymnasium.

Gab es irgendwelche Probleme mit

dieser Klasse an der Schule? „Es deu-

tete sich anfangs eine Schwierigkeit

an", sagt Schulleiter Günter Endres,

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die· wir aber Gott sei Dank rasch be–

heben konnten ." Die Schwierigkeit ha–

be in der sozialen Integration der

Hochbegabten in die Schulfamilie be–

standen. Dabei sei das Problem eher

von Seiten der übrigen Schüler ge–

kommen, die der Meinung waren, es

handele sich hier um 'Paradiesvögel',

die von der Schule bevorzugt würden.

„Darauf", so Direktor Endres, „habe

ich sofort reagiert. Einmal dadurch,

dass ich die in der Hochbegabtenklasse

unterrichtenden Lehrer gebeten habe,

diese Schüler auf die soziale Verpflich-

tung ihrer hohen Begabung hinzuwei–

sen . Und zum anderen bat ich meine

Kollegen, in allen Klassen mit den

Schülern zu sprechen und ihnen be–

wusst zu machen, dass die Buben und

Mädchen in der Hochbegabtenklasse

keine Sonderbehandlung erhalten." Vor

allem aber sollten die Lehrkräfte dar–

auf hinweisen, dass diese Kinder vor

ihrem Eintritt in die Förderklasse unter

ihrer besonderen Begabung in der Re–

gel gelitten hätten, da sie häufig nicht

die für sie notwendige Förderung er–

halten konnten. „Durch diese Maßnah–

men", so der Schulleiter, „war das Pro–

blem sofort vom Tisch ."

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