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F

rau Walter winkt ab:

"Jugendamt? Lassen Sie

mich bloß damit zufrie–

den. Meine Kinder ma–

chen keine Schwierig–

keiten! " Auch Monika, 15, ver–

zieht das Gesicht: "Jugendamt?

Natürlich kenne ich die Typen.

Dauernd gibt es Zoff mit denen

in den Diskotheken, weil wir

noch nicht 18 sind."

Wie Monika oder Frau Wal–

ter verbinden viele mit dem

Wort Jugendamt ungute Gefüh–

le. Sie denken an eine Behörde,

die sich ins Familienleben ein–

mischt, die Jugend zurecht–

stutzt, Kinderpolizei spielen

möchte. Aber das sind Vorur–

teile. Die Arbeit des Jugendam–

tes sieht in Wahrheit anders

aus.

Da ist zum Beispiel das Ehe–

paar Wittke. Vor wenigen Wo–

chen hat es den ersten Nach–

wuchs bekommen . ln regelmä–

ßigen Abständen bringt der

Postbote nun einen kostenlosen

"Eiternbrief" ins Haus. Darin

wird die junge Familie über

wichtige Gesundheits- und Er–

ziehungsfragen für das Baby in–

formiert. Absender: das Ju–

gendamt.

Herr und Frau Weber haben

gebaut und müssen sich jeden

Pfennig vom Mund absparen .

An eine gemeinsame Urlaubs–

reise ist in den nächsten Jahren

nicht zu denken . Für die Kinder

gibt es dennoch ein erschwing–

liches Ferienangebot mit Zeltla–

ger oder Ponyreiten auf dem

Bauernhof. Veranstalter: das Ju–

gendamt.

Schlimm dran ist Frau Pajon–

ke. Ihr Zuhause ist das Obdach–

losenquartier. Der Mann trinkt,

den vier Kindern sieht das

Elend aus den Augen. Fast täg–

lich gibt es Streit und Prügel.

Wer sucht nach einem Ausweg,

stellt die Weichen in eine bes–

sere Zukunft? Antwort: das Ju–

gendamt.

Wer sich freimacht von Vor–

urteilen, findet überall Beispie–

le für das sinnvolle Wirken un–

serer Jugendämter. Ihre Arbeit

heißt, Anwalt sein für die Ju–

gend, Partner für Eitern und

Kinder. ln jedem Landkreis, je–

der kreisfreien Stadt gibt es heu–

te diese Behörden.

Noch um die Jahrhundert–

wende kannte man sie nicht.

Was damals mit Kindererzie–

hung und Jugend zu tun hatte,

war ausschließlich Sache von

Elternhaus, Schule oder Lehr–

herrn. Für verwaiste Kinder

mußten die Verwandten oder

die Kirchen einspringen . Der

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FüR DIE

JUGEND

DURCH DICK

UNDDüNN

18

Im Gesetzbuch steht: Jedes Kind

hat ein Recht auf Erziehung.

Alle Welt denkt dabei nur an Eitern–

haus und Schule. Aber es gibt

noch eine dritte Instanz. Auch sie

sorgt dafür, daß die Rechte der

Kinder nicht nur auf dem Papier

stehen. Hier ein Bericht über die

Arbeit unserer Jugendämter.