Viele reden heute von Selbstverwirkli–
chung und Emanzipation. Oft meinen sie
damit aber nur die Flucht aus der Verant–
wortung, z. B. gegenüber ihren Eltern,
die alt geworden sind. Herr Rothenfußer
(Bild rechts) startet deswegen eine Ak–
tion zum Umdenken.
Eine Stiftung
gegen
den
Strom
der Zeit
I
deal und Leitbild unserer
Zeit ist die Jugend. Von allen
Plakatwänden strahlt ihr
Bild, ein Sinnbild der Schön–
heit und Freude, des Lebens
und der Gesundheit.
Das Alter findet dagegen we–
nig Anklang. Es steht im Schat–
ten. Weder Mode noch Wer–
bung haben mit Senioren viel
im Sinn.
Kein Wunder, wenn kritische
Beobachter meinen, die Kluft
zwischen alt und jung
s.eiheute
tiefer eingekerbt, spalte mehr
Familien als noch vor ein paar
Jahrzehnten.
Gewiß ist verständlich und
notwendig, daß Kinder sich mit
den Jahren vom Elternhaus lö–
sen . Aber ist es nicht leider
auch wahr, daß hinter populä–
ren Pinolen wie " Emanzipa–
tion " und "Selbstverwirkli–
chung" oft nur der Versuch
steckt, sich abzukoppeln von
der Pflicht, für die gealterten El–
tern zu sorgen?
Eine neue Stiftung meldet ge–
gen diesen . Trend Widerstand
an. Die "Jacob-und-Marie-Ro–
thenfußer-Gedächtnisstiftung"
stellt die Frage, ob es wirklich
der richtige Weg ist, wenn im–
mer größere Teile der nachrük–
kenden Generation nur noch
ihre eigenen Wege gehen
wollen.
Wie kam es zu dieser unge–
wöhnlichen Gründung gegen
den Strom der Zeit? Am Anfang
stand eine Erinnerung. Erich
Rothenfußer, heute 69, konnte
die Sorgen, die tausendfachen
Mühen und Entbehrungen nicht
vergessen, die seine Eltern in
schwerer Zeit getragen hatten,
um ihren fünf Kindern den Weg
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ins Leben zu erleichtern. Stets
dankbar dafür zu sein, war der
Vorsatz, den er schon in jungen
Jahren faßte. Mit der nach sei–
nen
Eltern benannten Stiftung
hat er den Plan verwirklicht.
Ungewöhnlich wie die Stif–
tung ist auch die Höhe des Ver–
mögens, mit dem sie ausgestat–
tet ist, nämlich eine Million
Mark. Ungewöhnlich ist drit–
tens, wie diese Summe zusam–
menkam. Um der guten Sache
willenverzichteten nämlich mit
dem Stifter auch dessen Frau
und seine vier volljährigen Kin–
der auf das ihnen zustehende
Erbe.
Aus dem Zinsertrag des Stif–
tungsvermögens finanziert die
Jacob-und-Marie-Rothenfußer–
Gedächtnisstiftung nun ihre Ak–
tivitäten. Dabei hat sie sich viel
vorgenommen. Zunächst geht
es darum, durch eine bundes–
weite
Öffentlichkeitsaktion
möglichst viele Menschen auf
das Problem der vereinsamten,
alternden Eltern aufmerksam zu
müssen (Anschrift siehe Plaket–
te). Dabei denkt Herr Rothenfu–
ßer in erster Linie an Elternbei–
räte. Aber warum könnten sich
nicht ebenso ganze Klassen
oder Schulen für die Aktion er–
wärmen?
Die Aufkleber sind nur ein
erster Schritt der Stiftung. Ist er
getan, steuert sie ein zweites
Ziel an, nämlich die Errichtung
von "Pflegeheimen auf Zeit".
Hierin sollen alte, pflegebe–
dürftige Eltern vorübergehend
aufgenommen werden .
Während dieser Zeit haben
dann die Angehörigen, die sich
das ganze Jahr um sie küm–
mern, Gelegenheit zum Aus–
spannen . Durch die Aussicht
auf eine zeitl ich begrenzte Ent–
lastung hofft die Stiftung, mehr
Bereitschaft in den Familien zu
wecken, gealterte Angehörige
im eigenen Haushalt zu
pflegen.
machen .
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Dazu startet man jetzt eine
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Aufkleber-Aktion . Von Heck-
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scheiben, Schulranzen und
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Mofatanks usw. soll schon bald
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das Motto der Stiftung leuchten :–
" Denk auch Du an Deine EI-
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tern! " (Abbildung rechts). Da-
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mit möchte die Stiftung ein Si-
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gnal geben, das uns im Alltag
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an die Treue gegenüber dem
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Generationen-Vertrag erinnert.
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Als Abnehmer kommt jeder-
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mann in Frage, der den gerin–
gen Unkostenbeitrag von einer
Mark je Stück aufbringt. Aller–
dings sind nur Sammelbestel–
lungen möglich, die an das Bü–
ro der Stiftung gerichtet werden
Dieser Aufkleber
soll bald von
Heckscheiben, Mofatanks
und Schulranzen
leuchten.
Allein aus eigener Kraft fü.
)
sich die Stiftung dafür aber
nicht stark genug. Darum war-
tet Herr Rothenfußer sehr auf
Unterstützung und den An–
schluß vieler Gleichgesinnter.
Sie könnten seinem Werk ent–
weder mit einer Zustiftung bei–
treten oder darin als freiwillige
Helfer mitarbeiten .
Propaganda für mehr Hilfe
und Dankbarkeit gegenüber ge–
alterten Eltern soll auch noch
dieser dritte Plan der Stiftung
machen : "Was hindert uns",
meint Herr Rothenfußer, " nach
dem Jahr des Kindes und dem
Jahr der Frau ein eigenes Jahr
der Eltern über die UNO auszu–
rufen? Dann hätten wir Gele–
genheit, weltweit über das Los
jener nachzudenken, deren
Kinder ausgeflogen sind und
die nun in Einsamkeit leben .'
)'
Aber zuerst gilt es, der
s,..
tung die verdiente Aufmerk–
samkeit zu verschaffen . Daher
bittet Schule
&
Wir seine Leser:
Besorgen Sie für Ihr Auto, die
Schulranzen Ihrer Kinder samt
Freunden den Aufkleber " Denk
auch Du an Deine Eltern!" Da–
zu kommt die zweite Bitte:
Sprechen Sie mit dem Nach–
wuchs über den Sinn der Stif–
tung. Seien Sie sicher: Sie pre–
digen damit keinen tauben
Ohren.
Wer die Stiftung mit einer
Spende unterstützen möchte,
der findet das richtige Konto
ebenfalls auf der nebenstehend
abgebildeten Plakette. Selbst–
verständlich gibt es für Spenden
eine Quittung, die das Finanz–
amt bei der Steuer anerkennt;
denn die Stiftung Rothenfußer
ist gemeinnützig.