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tungsarbeiten. Die Lehrer

sind jeweils zuständig für

das "Künstlerische": Siege–

stalten mit den Kindern das

Unterhaltungsprogramm,

studieren Tänze, Lieder,

Theaterszenen ein, betreu–

en die Wettspiele. Die Ei–

tern übernehmen das "Prak–

tische", das heißt sie organi–

sieren alles, was zum Fest

gehört und kümmern sich

um die Finanzierung.

Zur Vorbesprechung des

letzten Schulfestes traf man

sich bereits im Februar.

Denn was im Juli gelingen

soll, muß rechtzeitig und

sorgfältig geplant werden .

Schon im März legte man in

Absprache mit dem Schul–

leiter den genauen Termin

fe

·t

Die Lehrer wurden ge–

'

das Programm aus–

zua,oeiten und untereinan–

der aufzuteilen, wer was

macht. Der Elternbeirat be–

auftragte eine Brauerei mit

dem

Getränkeausschank

und mit dem Aufstellen von

Tischen und Stühlen .

ln seiner Maisitzung legte

der Elternbeirat bereits eine

fertige Liste mit den Namen

von rund 30 Vätern und

Müttern vor, die sich

freundlicherweise bereit er–

klärten, am Tag des Festes,

und wenn nötig schon zu–

vor, als freiwillige Helfer

mitzuwirken. Ein Arbeits–

plan teilte sie in Gruppen

von je 5 für verschiedene

Zuständigkeitsbereiche ein :

Grillen, Tombola etc.

Ein vom Elternbeirat ent–

worfenes Schreiben ging an

viele Firmen in der Umge–

bung mit der Bitte um kleine

Sarr-Jnden zur Bestük–

ku,

r Tombola. Gleich–

zeitig erhielten die Eitern

einen Brief mit der Bitte, am

Tag des Festes selbstgebak–

kene Kuchen zu stiften. 40

Firmen folgten dem Spen–

denaufruf und schickten

Preise: Kassetten und Kugel–

schreiber, Rollschuhe und

Spielzeugtiere, Bälle und

Bücher. Drei Wochen vor

dem Fest gingen die Einla–

dungen hinaus, an die Eh–

rengäste per Post, an die Ei–

tern über die Kinder. Um

den Kreis der Besucher über

die Schule hinaus zu erwei–

tern, hängte man die Einla–

dungen in Geschäften aus.

ln den Tagen vor dem

Fest besorgten die verschie–

denen Arbeitsgruppen das

Zubehör: Pappteller und

Becher, Kaffee, Grillwaren.

Die Kosten streckte die El–

ternbeiratskasse vor. Am

Tag des Festes kamen als

Folge des Elternrundbriefs

150 frische Kuchen an. Die

Brauerei lieferte, wie ver–

einbart, Tische, Stühle, Ge–

tränke. Mehrere Familien

stellten den eigenen Garten–

grill zur Verfügung. Zum

Aufbauen der Tombola hal–

fen die Kinder mit. Das Fest

konnte beginnen.

Den Eitern und Lehrern

dieser Schule ist die gewal–

tige Vorarbeit nicht zu viel.

Alle Jahre wieder gestalten

sie mit Begeisterung ihr

Schulfest Warum? Weil es

eine echte Gemeinschafts–

veranstaltung ist, weil es die

menschlichen

Kontakte

über den Bereich der Schule

hinaus fördert. Und weil,

als angenehme Nebenwir–

kung, jedesmal ein ansehn–

licher Überschuß in die

Kasse

des Elternbeirats

fließt. Dieses Geld kommt

den Kindern zugute in Form

von Zuschüssen, etwa für

einen Skikurs.

ZugumZug

D

aß noch nie ein Un–

glück geschehen war,

grenzte ans Wunder:

a kreuzte eine Bahnlinie

den täglichen Schulweg von

150 Kindern. Ohne Schran–

ken, ohne Blinklicht, ohne

Warnschild .

Obendrein

mitten in einem Nebelloch.

Und Nebel versperrt nicht

nur die Sicht, er schluckt

auch Geräusche. Etwa die

von nahenden Zügen. Mehr

als einmal entgingen Kinder

nur um Haaresbreite dem

Tod. Der Elternbeirat der

Volksschule forderte darum

in einem Gesuch an die Ge–

meinde den Bau einer Ei–

senbahnunterführung.

Drei Jahre gingen darauf–

hin ins Land, aber eine Un–

terführung war nicht in

Sicht. Nach wie vor gab es

auch weder Schranken

noch

Blinklicht,

noch

Warnschilder.

Lediglich

einen Aktenordner voll

hochoffizieller Schreiben an

den Elternbeirat: Vom Bür–

germeister, von Landtagsab-

geordneten, vom Landrats–

amt, von der Bundesbahn.

Fazit des ganzen Schriftver–

kehrs: Keiner fühlte sich zu–

ständig. Die Gemeinde ver–

trat den Standpunkt, das sei

in erster Linie Sache der

Bundesbahn. Die Bundes–

bahn bedauerte: Wir kön–

nen nic;ht für teueres Geld

jeden Feldweg untertun–

neln.

Da beschloß Herr Knall,

der Elternbeiratsvorsitzen–

de, dieses Trauerspiel nicht

länger

mitanzusehen.

Wenn er die öffentliche

Meinung auf seiner Seite

hatte, mußte es doch gelin–

gen, die Behörden davon zu

überzeugen, daß dieser

"Feldweg" eine Gefahren–

stelle erster Ordnung war.

Darum schrieb Herr Knoll

im Namen des Elternbeirats

zuerst einmal einen Brand–

brief an die lokale Zeitung.

Überschrift: "Warten auf

die Katastrophe." Der Brief

rüttelte auf, brachte das alte

Thema wieder ins Ge–

spräch. Eine Unterschriften–

aktion bewies, daß die gan–

ze Elternschaft geschlossen

hinter der Forderung nach

der Unterführung stand.

Doch nun begann erneut

ein langwieriges, oft zer–

mürbendes Verhandeln mit

hohen und höchsten Stel–

len : mit der Gemeinde, der

Bundesbahn, ja sogar mit

zwei

Bundesmlnistet'ien,

dem für Finanzen und dem

für Verkehr. Immerhin ging

es um runde 350000,- DM

Baukosten.

Schließlich zeichneten

sich Erfolge ab: Die Ge–

meinde machte Geldmittel

für ihren Anteil am Projekt

locker. Bonn stellte Zu–

schüsse in Aussicht. Als

Herr Knoll beruflich in der

Bundeshauptstadt zu tun

hatte, suchte er den Sachbe–

arbeiter im Finanzministe–

rium persönlich auf, um die

Sache zu beschleunigen.

Endlich- zweieinhalb Jahre

waren abermals verstri–

chen, der Aktenordner

platzte schon aus den Näh–

ten - gaben Gemeinde,

Landratsamt und Bundes–

bahn grünes Licht für den

Beginn der Bauarbeiten.

Von da an lief alles wie

am Schnürchen : Zum Be–

ginn des neuen Schuljahres

war die Unterführung fertig

und die Gefahrenstelle ein

für allemal beseitigt. Heute

haben nicht nur die Schul–

kinder den Nutzen davon,

sondern auch die älteren

Damen und Herren, die im

nahen Seniorenwohnheim

leben.

D~t:~,

D

iplomat und Psycholo–

ge in einer Person muß

man als Elternbeirat

sein, wenn an der Schule

ein Konflikt zwischen Leh–

rern, Eitern und Schülern

ausbricht", sagt Herr Wer–

ner. "Dann gibt es Momen–

te, in denen man wünscht,

man wäre nicht der Eltern–

beiratsvorsitzende.

Aber

schließlich ist man ja ge–

wählt worden, um auch un–

angenehme Situationen zu

meistern. "

Längst war es kein Ge–

heimnis

mehr:

Frau

Schmitt, Lehrerin in der 3.

Klasse, kam mit den Kin–

dern nicht zurecht und die

Kinder nicht mit ihr. Angeb–

lich ging es in ihrem Unter–

richt drunter und drüber.

Darum wunderte sich Herr

Werner nicht, als er eines

Tages mit dem Problem

konfrontiert wurde: Die Ei–

tern der betroffenen Klasse

planten einen "Kriegsrat"

auf "neutralem Boden",

sprich in einem Lokal, und

der Elternbeiratsvorsitzende

sollte daran teilnehmen.

Die Väter und Mütter der

Drittkläßler

erschienen

zahlreich und machten ih–

rer Unzufriedenheit gehörig

Luft: ,.Mein Sohn sitzt tag–

täglich 2 bis 3 Stunden über

den Schulaufgaben, weil

Frau Schmitt Strafarbeiten

aufgibt!" - "Sie kürzt auch

die Pause zur Strafe!" - "Es

herrscht keinerlei Disziplin

in der Klasse, die Kinder fal–

len in der Leistung zurück!"

So schimpften die Eitern

durcheinander. Bei der Leh–

rerin persönlich beschwert

hatte sich allerdings noch

niemand. jeder fürchtete,

sein Kind müßte die bösen

Folgen tragen. Statt dessen

baten die Eitern Herrn Wer–

ner, als unparteiischer Ver–

mittler zu wirken.

Herrn

Werner blieb

nichts anderes übrig, als

den heiklen Auftrag anzu–

nehmen. Als erstes schlug

er vor, die Beschwerde säu–

berlich nach Punkten ge–

ordnet schriftlich niederzu–

legen. Gemeinsam mit dem

Klassenelternsprecher über–

reichte er dann diese Liste

dem Schulleiter. Dieser ver–

sprach, mit der Lehrerin zu

reden . Auch Herr Werner

führte im Auftrag der Eitern

ein Gespräch mit Frau

Schmitt. Die Lehrerin wirkte

deprimiert: "Meinen Sie,

daß mir der Unterricht in

einer so ungezogenen Klas–

se Freude macht?", klagte

sie. Zum Thema ,.Strafe"

hatte sie nur einen Kom–

mentar: ,.Bei diesen frechen

Kindern- reine Notwehr! "

Herr Werner hielt es für

das beste, wenn sich die Ei–

tern der Klasse mit Lehrerin

und Schulleiter zusammen–

setzten um die Streitpunkte

gemeinsam zu klären . Dar–

auf hätte sich bestimmt

nicht jede Lehrerin einge–

lassen. Daß Frau Schmitt es

tat, verschaffte ihr auf An–

hieb bei allen Eitern Sym–

pathien.

Das Treffen kam zustan–

de. Die Atmosphäre blieb

sachlich und ruhig: Punkt

für Punkt diskutierte man

durch, was den Eitern, aber

auch was der Lehrerin zur

Klage Anlaß gab. Frau

Schmitt versprach, keine

Strafarbeiten mehr aufzuge–

ben, forderte aber von sei–

ten der Kinder künftig bes–

seres Benehmen.

Als Mißverständnis er–

wies sich der Vorwurf von

der gekürzten Pause. Diese

Strafmaßnahme hatte es nie

gegeben . Aber oft fiel ein

großer Teil der Pause dem

Gang in den Keller zum Op–

fer; dort waren nämlich die

Garderobenräume.

Der

Schulleiter versprach Abhil–

fe. Die 3. Klasse sollte fort–

an einen eigenen Kleider–

schrank im 2. Stock erhal–

ten. Auch in den übrigen

Punkten erzielten die bei–

den Parteien weithin Eini–

gung. Die Eitern sagten Frau

Schmitt ihre Unterstützung

zu. Sie wollten ihren Spröß–

lingen klar machen, daß

auch sie sich um ein gutes

Klima in der Klasse bemü–

hen müßten.

,.Mir fiel nach diesem

Abend ein Stein vom Her–

zen", gesteht Herr Werner.

Nun blieb zu hoffen, daß

die offene Aussprache ihre

Wirkung tat. Tatsächlich

legten sich in der 3. Klasse

die Wogen schon nach kur–

zer Zeit. Das "Gewitter hat–

te die Atmosphäre gerei–

nigt".

e

:iie uns Ihren Fall! Damit andere daraus lernen können.

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