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zeugnis mitgebracht. Schon
bald aber zeigte es sich, daß
Marion dem Unterricht in der
9. Klasse der bayerischen Real–
schule kaum folgen konnte.
Die Beratungslehrerin der
Schule, an die sie sich wandte,
stand nicht zum erstenmal vor
diesem Problem. Schon mehr–
fach mußte sie feststellen , daß
Schüler beim Übertritt aus
norddeutschen Gesamtschulen
nicht das Leistungsniveau der
entsprechenden
bayerischen
Jahrgangsstufen
mitbringen .
Der Ausweg, den sie Marions
Eitern empfahl, lautete: Zum
Halbjahreszeugnis das Kind
freiwillig in die 8. Klasse zu–
rücknehmen und gleichzeitig in
eine andere Wahlpflichtfächer–
gruppe
wechseln
lassen .
Seither fühlt sich Marion nicht
mehr überfordert, die durch
den Umzug ausgelosten Schul–
probleme gehören der Vergan–
genheit an .
Nicht alle Eitern reagieren
übrigens auf Alarmzeichen aus
der Schule so vernünftig, wie es
bei Marion der Fall war. Häufig
knüpfen sie an ihre Kinder zu
hohe Erwartungen und können
sich dann nur schwer damit ab–
finden, daß ihr Kind für einen
anspruchsvollen Bildungsweg
nicht geeignet ist. ln solchen
Fällen muß die Beratung er–
gänzt werden von dem geduldi–
gen Versuch, falschen Ehrgeiz
abzubauen . Den Eitern ver–
ständlich zu machen, daß die
gewählte Schullaufbahn ihr
Kind überfordert, gehört oft zu
den · schwierigsten Aufgaben
des Beratungslehrers. Dabei hat
jeder Schüler in unserem viel–
gliedrigen und angebotsreichen
Schulsystem die Möglichkeit,
sich seinen Bildungsweg nach
Maß auszusuchen .
Die Beratungslehrer klären
über alternative Schulformen
auf und helfen den Eitern auch,
versteckte Anlagen der Kinder
zu erkennen, damit sie die rich–
tigen Weichen in die Zukunft
stellen . Sie weisen Wege für
den Durchstieg von der einen
Schulart in die andere, für An–
schlußbahnen und Übergangs–
wege. Auch bei der Wahl der
Kursfächer, der Schwerpunkt–
programme und den anzustre–
benden Schulabschlüssen sind
sie nützliche Ratgeber. Dabei
findet in ihren Sprechstunden
nicht nur Einzelberatung statt.
Oft ist es gut, wenn Vater und
Mutter, Schüler und Lehrer ge–
meinsam ihre Sorgen vortragen
und sich Hilfe aus erster Hand
holen.
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Beratungslehrer
helfen jungen Men–
schen, die eigenen
Anlagen und Fähigkei–
ten zu entdecken
-
eine Voraussetzung für
die.richtige Berufs–
und Studienwahl.
Ob es sich um Probleme von
Ausländerkindern, um Vorrük–
ken oder freiwilligen Rücktritt,
um Nachprüfung, um besonde–
re 10. Klassen an Realschulen,
um Begabtenförderung, Stipen–
dien oder Numerus-clausus–
Fragen handelt: die Beratungs–
lehrer wissen Rat. Sie helfen,
empfehlen neue Wege, schaffen
Kontakt zu anderen Stellen
und lnformationsquellen. ln en–
ger Zusammenarbeit mit dem
Arbeitsamt organisieren und
unterstützen sie auch berufs–
kundliche Veranstaltungen. Sie
klären Kollegiaten über die re–
formierte Oberstufe auf, geben
Tips für die richtige Wahl der
Fächer, bauen Prüfungsängste
ab und die mannigfache Ver–
wirrung, die oberflächliche
oder falsche Informationen im–
mer wieder anrichten.
Mehr als 4200 Beratungsleh–
rer gibt es an unseren Schulen.
Ihre Arbeit ist nicht leicht. Al–
lein bewirken sie oft recht we–
nig. Wie sehr sie angewiesen
sind auf die Bereitschaft zur
Mitarbeit auch anderer Bera–
tungseinrichtungen zeigte oben
der Fall der kleinen Ursula. Nur
Verhaltens–
auffälligkelten
Schulrechtliche Fragen
Beratung von Lehrern
Erzieherische und
soziale Probleme
Prüfungen
Wiederholung
einer Klasse
Lern- und Leistungs–
schwierigkelten
Berufs-
und Studienwahl
Wechsel der Schulart
Wahl von Kursen
undfächern
DasGymna–
sium
im Spiegel
der Beratung
Die Wahl von Kursen
und Fächern liegt hier
mit
23,3%
an der Spitze,
knapp vor Fragen zum
Wechsel der Schulart
(22,3%)
und zur Berufs·
bzw. Studienwahl
(19,2%).
Verhaltensauf–
fälllgkelten der Schüler
spielen demgegenüber
mit nur
2,3%
in den
Sprechstunden des Be–
ratungslehrers kaum
eine Rolle. Der größte
Andrang herrscht ln der
Zeit des Halbjahres–
zeugnisses (Februar/
März) und vor Beginn
der großen Ferien Im
Juli.