Sie lassen rau–
schende Feste
steigen. Sie
schlichten Streit
zwischen Eltern
und Lehrern. Sie
verhandeln ge–
schickt mit hohen
und höchsten Be–
hörden: Bayerns
Elternbelräte sind
aktiv, entfalten ih–
re Fähigkelten auf
vielerlei Gebieten.
Was sie dabei alles
erreichen, schil–
dern diese Bel–
spiele.
16
8~
Gefahren
beim
Fahren
A
ufgekratzt kommt die
14jährige Birgit von der
Schule nach Hause.
"Schon so früh?" wundert
sich die Mutter. Birgit
strahlt: "Geli und ich sind
per Anhalter gefahren! Par–
sehe! Toll, was?" Frau We–
ber findet die Geschichte
gar nicht toll. "Um Gottes
WiIIenI Autostop ist doch so
gefährlich!" "Machen aber
viele", meint Birgit. "War–
um sollen wir ewig herum–
stehen und auf den Schul–
bus warten?" Frau Weber ist
Mitglied im Elternbeirat und
kennt das Verdrußthema
"Schulbus". Sie weiß: Birgit
hat nicht ganz unrecht.
Der Bus holt die Kinder
zwar regelmäßig und pünkt–
lich nach der 6. Stunde vor
der Schule ab. Endet der
Unterricht aber bereits nach
der 5. Stunde- und das ist
fast täglich in mehreren
Klassen der Fall - dann
müssen die Schüler warten.
Seit langem bemüht sich der
Schulleiter beim Landkreis
um einen zweiten Bus. Lei–
der vergebens. Das kommt
zu teuer, heißt es. Ein knap–
pes Stündchen Wartezeit ist
zumutbar. Die Schüler sol–
len inzwischen Hausaufga–
ben machen. So leicht läßt
sich dieser gute Rat aber
nicht befolgen, denn die
Schule leidet an Raumnot.
ln dem einzigen Klassen–
zimmer, das für alle warten–
den Fahrschüler zur Verfü–
gung steht, fällt konzentrier–
tes Arbeiten schwer.
Frau Weber, entsetzt über
Birgits Autostop-Abenteuer,
bringt gleich bei der näch–
sten Elternbeiratssitzung das
Schulbusproblem zur Spra–
che. Alle anwesenden Müt–
ter und Väter beschließen,
den Schulleiter bei seinen
Bemühungen um einen
zweiten Bus zu unterstüt–
zen. Denn Frau Weber sorgt
sich mit Recht: Trotz eines
ausdrücklichen Verbots von
seiten der Schule, erfreut
sich das Anhalterfahren in
Schülerkreisen größter Be–
liebtheit. Darüber hinaus
wird noch eine weitere Un–
sitte ruchbar: Im nahen
Wirtshaus "Zum Lamm"
vertreibt sich oft eine min–
derjährige Stammtischrunde
die Wartezeit bei Bier und
Kartenspiel.
Die alarmierten Eitern
handeln unverzüglich . ln
einem Schreiben an das
Landratsamt schildern sie
die Gefahren, denen ihre
Kinder während der Warte–
zeit ausgesetzt sind. Sie be-
schwören die zuständige
Stelle, nicht am falschen
Platz zu sparen und bitten
um einen zweiten Schul–
bus. Die Eitern haben
Glück, denn der Landrat
setzt sich persönlich für sie
ein. Zwar genehmigt er kei–
nen zweiten Bus, veranlaßt
aber, daß der vorhandene
Schulbus bei Bedarf zwei
Runden lährt.
Ein anderes Kapitel zum
Thema "Schulbus" hat Herr
Busch im laufe seiner Amts–
zeit als Elternbeirat erlebt:
"Unsere Kinder sind in den
Bus gepfercht wie Sardinen
in die Büchse", klagten
Mütter und Väter dem El–
ternbeirat. "Nicht auszu–
denken, wenn etwas pas–
siert! " Der Elternbeirat leite–
te die Beschwerde weiter an
die Gemeinde und den Bus–
unternehmer. Ohne Erfolg.
" Der Bus ist nicht stärker
belastet als es die Straßen–
verkehrsordnung
zuläßt,
nämlich mit 3 Kindern auf 2
Erwachsenenplätzen", lau–
tete die Stellungnahme der
Gemeinde. Herr Busch
konnte das nicht glauben.
Wenn er seinen achtjähri–
gen Sohn vom Schulbus ab–
holte, wurde ihm jedesmal
angst und bange angesichts
der Kinderschar, die ihm
entgegenquolL
Eines Tages zählte Herr
Busch mit: 80, 90, 100 Kin–
der und noch kein Ende . . .
Als der letzte Bub heraus–
kletterte, war Herr Busch
bei 129 angelangt. Kein
Zweifel : Das konnte nicht
mehr zulässig sein! Er bat
den Busfahrer um Einblick
in seinen Fahrzeugschein;
dort stand schwarz auf
weiß, für wie viele Perso–
nen sitzend oder stehend
das Fahrzeug zugelassen
war. Herr Busch rechnete
diese Erwachsenenplätze in
Kinderplätze um und brach–
te heraus: 99. Der Schulbus
beförderte also täglich 30
Kinder mehr als er durfte!
Weil an diesen Zahlen nicht
zu rütteln war, stellte die
Gemeinde nunmehr einen
zweiten Bus zur Verfügung.
H
öhepunkt des Schul–
jahrs ist bei uns das
Sommertest", schwär–
men alle Schüler, Eitern und
Lehrer der kleinen Stadt–
randgemeinde. Da verwan–
delt sich nämlich der nüch–
terne Pausenhof der Volks–
schule in einen Vergnü–
gungspark, mit Tombola,
Kasperltheater, Musikpavil–
lon, mit Würstchenbuden
und Getränkeständen, mit
Tischen, Bänken und Gar–
tenschirmen. Es gibt Bier für
die Großen, Limo und Saft
für die Kleinen. Vor allem
aber gibt es Spiele, Sport
und Spaß am laufenden
Band für jung und Alt: vom
Malwettbewerb bis ' ""
Torwandschießen,
.
Sackhüpfen bis zur Hunde–
dressur.
1400 fröhliche Gäste
tummelten sich auf dem
letzten Schulfest, darunter
viele Bürger aus der Nach–
barschaft, die gern der Ein–
ladung folgten, obwohl sie
mit der Schule eigentlich
nichts zu tun hatten. Auch
prominente Persönlichkei–
ten gaben der Schule die
Ehre und mischten sich mit
unters Volk: der Stadtober–
schuldirektor, der pfarrer
der Gemeinde und sogar
ein leibhaftiger Bundestags–
abgeordneter.
Den schönen Brauch, das
Schuljahr mit einem Som–
merfest zu krönen, verdankt
die kleine Gemeinde dem
Elternbeirat der Volksschu–
le. Er war es, der vor Jahren
die Idee dazu hatte und er
übernimmt jedesmal, ge–
meinsam mit den Lehrern,
die monatelangen Vorberei-
S &W bittet alle Elternbeiräte: Schreiben