Table of Contents Table of Contents
Previous Page  36 / 40 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 36 / 40 Next Page
Page Background

36

Glossar

Artillerie: Der Begriff ‚Artillerie‘ bezeichnet zu-

nächst die Truppenteile, die über schwere Geschütze,

also Kanonen, verfügten. Die Artillerie war im Ersten

Weltkrieg die Hauptwaffe und wahrscheinlich verant-

wortlich für mindestens die Hälfte der Opfer unter

den Soldaten und der Zivilbevölkerung. Zur Überwin-

dung des Stellungskrieges wurde der Artilleriebeschuss

bei bevorstehenden Sturmangriffen über längere Zeit

auf einen Abschnitt der feindlichen Schützengräben

konzentriert, das sogenannte ‚Trommelfeuer‘. Viele

der größeren Kanonen konnten ihre Geschosse zum

Teil über mehrere Kilometer verschießen. Ein Groß-

teil der Artillerie wurde somit weit hinter der Front

in Stellung gebracht. Die Soldaten hatten kaum Zeit,

auf anfliegende Geschosse zu reagieren, die Gräben

boten kaum Schutz. Dies machte einen großen Teil

des Schreckens im Stellungskrieg aus.

Bajonett: Eine lange Klinge, die vorne am Ge-

wehrlauf angebracht wurde. Sie diente im Nahkampf

als Hieb- und Stichwaffe.

Gasattacke/Gaskrieg: Der Gaskrieg war ein

Versuch, sich einen Vorteil im festgefahrenen Stel-

lungskrieg zu verschaffen. Zum ersten Mal im Okto-

ber 1915 von den Deutschen angewandt, griffen im

Laufe des Krieges auch Frankreich und Großbritan-

nien zu Gas als Waffe. Verwendet wurden vor allem

lungenschädliche Gase wie Chlor und Phosgen, die

zunächst aus Stahlflaschen ‚abgeblasen‘, später durch

Artilleriegeschosse verschossen wurden. Man nimmt

an, dass im Ersten Weltkrieg mehr als 100.000 Men-

schen durch den Einsatz von Gas getötet und über

eine Million verletzt wurden. Gas wurde an fast allen

Fronten des Krieges eingesetzt, die meisten Opfer wa-

ren jedoch an der Westfront zu beklagen.

Militarisierung: Man spricht von Militarisie-

rung einer Gesellschaft, wenn sie immer mehr von mi-

litärisch-kriegerischen Vorstellungen geprägt wird z.B.

der Autoritätshörigkeit, der Vorstellung vom Recht

des Stärkeren und der Unvermeidbarkeit des Krieges.

Oft geht sie einher mit antidemokratischem Denken

und einer forcierten Aufrüstung. Ende des 19. und zu

Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten euro-

päischen Staaten von einer zunehmenden Militarisie-

rung betroffen, v.a. aber das Deutsche Reich durch die

militärische Tradition Preußens.

Niemandsland: Gebiet zwischen den Schützen-

gräben der verfeindeten Parteien. Der Abstand zwi-

schen den Frontlinien betrug meist zwischen hundert

bis mehrere hundert Meter. Das Gebiet war übersät

von Stacheldrahtverhauen und Geschosstrichtern.

Wenn Soldaten zum Sturmangriff übergingen, mus-

sten sie dieses Gebiet fast ohne Deckung durchqueren,

was zu entsetzlichen Verlusten führte.

Reparationen: Im Versailler Vertrag wurde im

Artikel 231 Deutschland die alleinige Kriegsschuld

zugewiesen. Daraus ergab sich die Forderung nach

Wiedergutmachung der entstandenen Kriegsschäden.

Diese wurde im Versailler Vertrag noch nicht beziffert,

belief sich aber bis 1932 auf erhebliche Sachleistun-

gen und 25 Milliarden Goldmark. Die ursprünglichen

Forderungen waren deutlich höher gewesen. Dennoch

wurden die ‚Kriegsschuldlüge‘ und die damit verbunde-

nen Reparationszahlungen von antiparlamentarischen

Kräften des rechten politischen Spektrums instrumen-

talisiert, um gegen die Weimarer Republik zu hetzen.

Schützengraben: langer, schmaler Graben,

der den Soldaten Deckung vor feindlichem Feuer

geben sollte. Schon bald nach Kriegsbeginn wurden

mehrere Gräben mit unterschiedlichen Funktionen

parallel zueinander gebaut. Die Schützengräben wur-

den im Ersten Weltkrieg zu komplexen Systemen ver-

bunden, welche sich an der Westfront von der Nordsee

bis zur Schweiz erstreckten. Sie waren wichtigstes Ele-

ment des Stellungskrieges. Die Soldaten verbrachten

zwar nur wenig Zeit im vordersten Graben der Front-

linie, blieben jedoch die meiste Zeit ihres Einsatzes im

Grabensystem, d.h. vor allem in den hinteren Gräben,

wo sie ebenfalls Gefahr liefen, von Artilleriegeschossen

getroffen zu werden.

Stellungskrieg: Sehr früh erstarrte im Ersten

Weltkrieg die Front im Westen. Nach Oktober 1914

gelang es keiner der kriegsführenden Parteien mehr,

entscheidende Vorstöße durchzuführen. Dies war vor

allem darauf zurückzuführen, dass die jeweiligen Ver-

teidigungsstellungen v.a. durch Schützengräben sehr