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Glossar
Artillerie: Der Begriff ‚Artillerie‘ bezeichnet zu-
nächst die Truppenteile, die über schwere Geschütze,
also Kanonen, verfügten. Die Artillerie war im Ersten
Weltkrieg die Hauptwaffe und wahrscheinlich verant-
wortlich für mindestens die Hälfte der Opfer unter
den Soldaten und der Zivilbevölkerung. Zur Überwin-
dung des Stellungskrieges wurde der Artilleriebeschuss
bei bevorstehenden Sturmangriffen über längere Zeit
auf einen Abschnitt der feindlichen Schützengräben
konzentriert, das sogenannte ‚Trommelfeuer‘. Viele
der größeren Kanonen konnten ihre Geschosse zum
Teil über mehrere Kilometer verschießen. Ein Groß-
teil der Artillerie wurde somit weit hinter der Front
in Stellung gebracht. Die Soldaten hatten kaum Zeit,
auf anfliegende Geschosse zu reagieren, die Gräben
boten kaum Schutz. Dies machte einen großen Teil
des Schreckens im Stellungskrieg aus.
Bajonett: Eine lange Klinge, die vorne am Ge-
wehrlauf angebracht wurde. Sie diente im Nahkampf
als Hieb- und Stichwaffe.
Gasattacke/Gaskrieg: Der Gaskrieg war ein
Versuch, sich einen Vorteil im festgefahrenen Stel-
lungskrieg zu verschaffen. Zum ersten Mal im Okto-
ber 1915 von den Deutschen angewandt, griffen im
Laufe des Krieges auch Frankreich und Großbritan-
nien zu Gas als Waffe. Verwendet wurden vor allem
lungenschädliche Gase wie Chlor und Phosgen, die
zunächst aus Stahlflaschen ‚abgeblasen‘, später durch
Artilleriegeschosse verschossen wurden. Man nimmt
an, dass im Ersten Weltkrieg mehr als 100.000 Men-
schen durch den Einsatz von Gas getötet und über
eine Million verletzt wurden. Gas wurde an fast allen
Fronten des Krieges eingesetzt, die meisten Opfer wa-
ren jedoch an der Westfront zu beklagen.
Militarisierung: Man spricht von Militarisie-
rung einer Gesellschaft, wenn sie immer mehr von mi-
litärisch-kriegerischen Vorstellungen geprägt wird z.B.
der Autoritätshörigkeit, der Vorstellung vom Recht
des Stärkeren und der Unvermeidbarkeit des Krieges.
Oft geht sie einher mit antidemokratischem Denken
und einer forcierten Aufrüstung. Ende des 19. und zu
Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten euro-
päischen Staaten von einer zunehmenden Militarisie-
rung betroffen, v.a. aber das Deutsche Reich durch die
militärische Tradition Preußens.
Niemandsland: Gebiet zwischen den Schützen-
gräben der verfeindeten Parteien. Der Abstand zwi-
schen den Frontlinien betrug meist zwischen hundert
bis mehrere hundert Meter. Das Gebiet war übersät
von Stacheldrahtverhauen und Geschosstrichtern.
Wenn Soldaten zum Sturmangriff übergingen, mus-
sten sie dieses Gebiet fast ohne Deckung durchqueren,
was zu entsetzlichen Verlusten führte.
Reparationen: Im Versailler Vertrag wurde im
Artikel 231 Deutschland die alleinige Kriegsschuld
zugewiesen. Daraus ergab sich die Forderung nach
Wiedergutmachung der entstandenen Kriegsschäden.
Diese wurde im Versailler Vertrag noch nicht beziffert,
belief sich aber bis 1932 auf erhebliche Sachleistun-
gen und 25 Milliarden Goldmark. Die ursprünglichen
Forderungen waren deutlich höher gewesen. Dennoch
wurden die ‚Kriegsschuldlüge‘ und die damit verbunde-
nen Reparationszahlungen von antiparlamentarischen
Kräften des rechten politischen Spektrums instrumen-
talisiert, um gegen die Weimarer Republik zu hetzen.
Schützengraben: langer, schmaler Graben,
der den Soldaten Deckung vor feindlichem Feuer
geben sollte. Schon bald nach Kriegsbeginn wurden
mehrere Gräben mit unterschiedlichen Funktionen
parallel zueinander gebaut. Die Schützengräben wur-
den im Ersten Weltkrieg zu komplexen Systemen ver-
bunden, welche sich an der Westfront von der Nordsee
bis zur Schweiz erstreckten. Sie waren wichtigstes Ele-
ment des Stellungskrieges. Die Soldaten verbrachten
zwar nur wenig Zeit im vordersten Graben der Front-
linie, blieben jedoch die meiste Zeit ihres Einsatzes im
Grabensystem, d.h. vor allem in den hinteren Gräben,
wo sie ebenfalls Gefahr liefen, von Artilleriegeschossen
getroffen zu werden.
Stellungskrieg: Sehr früh erstarrte im Ersten
Weltkrieg die Front im Westen. Nach Oktober 1914
gelang es keiner der kriegsführenden Parteien mehr,
entscheidende Vorstöße durchzuführen. Dies war vor
allem darauf zurückzuführen, dass die jeweiligen Ver-
teidigungsstellungen v.a. durch Schützengräben sehr