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Einsichten und Perspektiven 1 | 18

Frontdienst – Heimatdienst – politische Bildung – Ein Jahrhundert Reichszentrale für Heimatdienst

Rats der Volksbeauftragten propagandistisch zu verbrei-

ten. Die Aktivitäten der ZfH umfassten vor allem Redner-

schulungen und Plakataktionen. Zugleich wird deutlich,

dass die Propaganda darauf ausgerichtet war, politische

Strömungen zu bekämpfen, die sich links von der Sozi-

aldemokratie und der USPD formiert hatten. Der poli-

tische Kampf und die Propaganda waren vor allem gegen

den Spartakusbund gerichtet, aus dem im Januar 1919 die

KPD hervorging. Politisches Ziel des Spartakusbundes

war die Errichtung einer gesamtdeutschen Räterepublik.

Erst im November 1919 erhielt die Zentrale ihren end-

gültigen Namen, den sie im Laufe der Weimarer Republik

behalten sollte. So verkündete der Chef der Staatskanzlei,

dass diese Behörde künftig als „Reichszentrale für Hei-

matdienst“ (RfH) firmieren solle. Flankiert wurde ihre

Arbeit ab Januar 1920 durch die Gründung des Deut-

schen Zentralverlags, in dem die RfH-Publikationen

betreut und gedruckt wurden. Als Ableger des Deutschen

Zentralverlags wurde 1922 der Deutsche Lichtbilddienst

gegründet. Sowohl der Zentralverlag als auch der Licht-

bilddienst waren privatrechtlich organisiert und Eigentum

der Reichszentrale.

Nach einer ausführlichen Debatte legte der Deutsche

Reichstag in seiner Entschließung vom 5. Juli 1921 die

Aufgaben der Reichzentrale für Heimatdienst wie folgt

fest: „Die Reichszentrale für Heimatdienst dient der sach-

lichen Aufklärung über außenpolitische, wirtschaftspoli-

tische, soziale und kulturelle Fragen, und zwar nicht im

Geiste einzelner Parteien, sondern vom Standpunkte des

Staatsganzen.“

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Zu den Aufgaben zählte die Finanzierung von Red-

nern und die Durchführung von öffentlichen Veranstal-

tungen. Von der Reichszentrale wurde erwartet, dass sie

bei den Veranstaltungen jeweils die Position der Reichs-

regierungen zu propagieren habe. Als offizielles Organ

der Reichszentrale erschien ab August 1920 alle zwei

Wochen die Zeitschrift „Heimatdienst“, deren Funktion

in der publizistischen Aufklärungsarbeit bestand. Mit

der Eingliederung der RfH in die Reichskanzlei (1. April

1927) unterstand diese ab sofort dem jeweils amtieren-

den Reichskanzler und konnte von ihm im Sinne eines

Propaganda-Instruments politisch genutzt werden.

6 Entschließung des Deutschen Reichstags vom 5. Juli 1921, zit. n. Marr:

Zehn Jahre Reichsheimatdienst. Wesen und Aufgabe der Reichszentrale

für Heimatdienst, in: Zehn Jahre Reichsheimatdienst, hg. von der Reichs-

zentrale für Heimatdienst, Berlin 1928, , S. 21-30, hier S. 21.

Arbeit und Organisation der Reichszentrale für

Heimatdienst

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der RfH

erschien ein Band unter dem Titel „Zehn Jahre Reichshei-

matdienst“. Die in diesem Band versammelten Beiträge

beleuchteten die erste Dekade der Arbeit der RfH in der

noch jungen Demokratie auf deutschem Boden.

Publikation „Zehn Jahre Reichsheimatdienst“, hg. v. d. Reichszentrale für

Heimatdienst, Berlin 1928. Fünf Jahre später wurde die Institution aufgelöst.

Quelle: RfH