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Arbeit mit Zukunft – Die digitale Transformation gestalten

Einsichten und Perspektiven 1 | 18

innovative Lösungen zu entwickeln. Viele Beschäftigte

begrüßen diese neue Arbeitsweise: Sie erhalten völlig neue

Kreativitäts- und Entscheidungsspielräume und sehen

darin eine Möglichkeit, den Wandel ihres Unternehmens

aktiv mitzugestalten.

Trotz einer Vielzahl an Herausforderungen aufgrund

der steigenden Komplexität der unternehmensinternen

Organisation und einem tiefgreifenden Strukturwandel

stellt die digitale Transformation und damit einherge-

hende Veränderungen in Arbeits- und Organisationspro-

zessen für Beschäftigte und Unternehmen auch eine große

Chance dar. Digitale Technologien ermöglichen zum

Beispiel mobiles sowie zeit- und ortsunabhängiges Arbei-

ten, das für viele Beschäftigte interessant sein kann. Neue

Freiheitsgrade bei der Leistungserbringung ermöglichen

flexibleres, selbstbestimmteres und eigenverantwortliche-

res Arbeiten: Beschäftigte können so ihre individuellen

Arbeitsanforderungen und ihre persönliche Lebensgestal-

tung besser in Einklang bringen. Unternehmen bietet die

Digitalisierung die Chance, ihre Produktivität, Innovati-

onsfähigkeit und -geschwindigkeit wirksam zu steigern.

Grundvoraussetzung dafür ist ein neues Verständnis von

Arbeit, welches die Offenheit beinhaltet, alle Arten von

Arbeit – vom Angestelltenverhältnis über die Selbststän-

digkeit und das Freelancertum bis hin zur Freiwilligen-

und Familienarbeit – gleichermaßen zu akzeptieren.

Unternehmen können die Chance der Digitalisierung

nur dann optimal nutzen, wenn sie ihre Arbeitsorganisa-

tion teils grundlegend anpassen. Neue gesetzliche Rege-

lungen und Verfahren zur Mitbestimmung müssen diese

Bemühungen flankieren. Im HR-Kreis – Forum für Perso-

nalvorstände zur Zukunft der Arbeit von acatech und der

Jacobs Foundation beispielsweise haben Personalvorstände

führender Technologie- und Dienstleistungsunterneh-

men gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissen-

schaftlern Lösungsansätze für die Gestaltung der digitalen

Transformation entwickelt.

8

Drei zentrale Handlungsfel-

der werden dabei aus der Perspektive der Unternehmen als

besonders erfolgskritisch gesehen: die Agilität der Organi-

sation, lebenslanges Lernen und eine zukunftsorientierte

betriebliche Mitbestimmung. Unternehmen stehen dabei

vor einer enormen Herausforderung: Sie müssen einer-

seits bestehende Stärken auf Basis des heutigen Geschäfts

8 Vgl. Joh. Christian Jacobs/Henning Kagermann/Dieter Spath: Arbeit in

der digitalen Transformation – Agilität, lebenslanges Lernen und Be-

triebspartner im Wandel. Ein Beitrag des Human-Resources-Kreises von

acatech und der Jacobs Foundation – Forum für Personalvorstände zur

Zukunft der Arbeit (acatech DISKUSSION), München 2017.

weiter effizient ausbauen und die Produktivität erhöhen.

Gleichzeitig müssen sie aber auch konsequent Freiräume

für die Erprobung neuer Strukturen schaffen, um das

Geschäft von morgen zu entwickeln. „Ambidextrie“ – also

die Fähigkeit von Unternehmen, bestehende Stärken wei-

ter zu nutzen („Exploitation“) und gleichzeitig ganz neue

Strukturen zu erkunden („Exploration“) – wird dabei als

die Voraussetzung für einen erfolgreichen unternehmeri-

schen Wandel angesehen. Das Prinzip lautet dabei „eine

Organisation – zwei Betriebssysteme“.

Vor diesem Hintergrund skizziert der folgende Bei-

trag die vom HR-Kreis erarbeiteten Handlungsfelder

und deren Gestaltungsmöglichkeiten für eine gelingende

Transformation. Dabei werden zentrale Aussagen der aca-

tech DISKUSSION „Arbeit in der digitalen Transforma-

tion“ in Auszügen dargestellt.

Beschäftigte zu aktiven Gestaltern der Transforma-

tion machen

Insgesamt ist es für den digitalen Wandel entscheidend,

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr zuzutrauen und

ihnen die Möglichkeit zu geben, die digitale Transforma-

tion selbstbestimmt und eigenverantwortlich mitzugestal-

ten. Sie sind die besten „Expertinnen und Experten“ zur

Gestaltung ihrer eigenen Arbeitswelt. Es geht darum, den

Mitarbeitern zuzutrauen, dass sie diese Freiheiten nutzen

können und wollen. Eine zukunftsgerichtete Haltung des

Gesetzgebers und der Betriebspartner folgt dem Prinzip

„Individuelle Freiräume schaffen und begleiten“. Denn:

Es gibt keinen Masterplan zur Gestaltung der zukünf-

tigen Arbeitswelt, der alle denkbaren Entwicklungen

bereits antizipieren und entsprechende Regelungen tref-

fen könnte. Der Weg der Transformation führt vor allem

über eine Kultur der Veränderungsbereitschaft und über

Experimente.

Arbeitsorganisation auf Agilität ausrichten

Die Digitalisierung erlaubt Unternehmen, noch schnel-

ler und präziser die Bedürfnisse von Kundinnen und Kun-

den zu adressieren und ihre Angebote im Wettbewerb

zu differenzieren. Sinkende Markteintrittsbarrieren und

neue datengetriebene Geschäftsmodelle ermöglichen neue

Umsatzpotenziale und können in etablierten Industrien

teils disruptiveWirkungen

9

erzielen. Können bislang erfolg-

reiche Firmen mangels Innovationen die Anforderungen

9 Vgl. Clayton M. Christensen: The innovator‘s dilemma: When new techno-

logies cause great firms to fail, Boston, Massachusetts 1997.