Table of Contents Table of Contents
Previous Page  64 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 64 / 80 Next Page
Page Background

64

Eine soziale Plastik, die Lebensräume schafft: Das Grandhotel Cosmopolis in Augsburg

Einsichten und Perspektiven 4 | 17

gute Beziehung ergibt sich nicht durch ein paar Infoaben-

de, sondern nur in einem längeren Prozess. Bereits unsere

Auftaktveranstaltung war sehr gut frequentiert. Man spür-

te das Bedürfnis der Menschen zu erfahren, was sich durch

die Gemeinschaftsunterkunft verändern würde. Dennoch

gab es in einem Fall konkrete Bedenken, ob die Gegend

durch die Gemeinschaftsunterkunft nicht unsicherer wer-

den würde. Insgesamt waren die Menschen aber aber dem

Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen.

LZ:

Solch ein Projekt erwartet man eher in einer großen

Trendmetropole wie Berlin und nicht unbedingt in Augs-

burg. War die Ortswahl bewusst oder einfach einer lokalen

Verwurzelung der Gründer geschuldet?

Grandhotel Cosmopolis:

Prinzipiell ist so ein Projekt

überall möglich, weil es vom sozialen Engagement der

Beteiligten abhängt. Gleichzeitig muss man sich auch an

die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Und dabei ist es

natürlich von Vorteil, wenn man selbst aus dem betreffen-

den Ort kommt und das Umfeld sowie die Gesellschaft

vor Ort kennt. Man ist dadurch nicht auf Vermittler an-

gewiesen.

Wir hatten viele Besuche und Anfragen über

unser Projekt, vor allem aus ländlichen Gegenden. Das

Grandhotel ist zum Vorbild für viele ähnliche Projekte

geworden, angepasst an die lokalen Unterschiede. Doch

nicht überall klappt es. In Berlin gibt es beispielsweise den

„Campus Cosmopolis“, der aus der Idee des Grandhotels

hervorgegangen ist. Mehrere Initiatoren hatten bei uns ein

Praktikum gemacht und haben dann das Projekt in Berlin

gestartet. Der Campus arbeitet in einem Umfeld, das von

einem hohen Konkurrenzdruck geprägt ist. Das Mitein-

ander der lokalen Aktivisten wird mehr durch kritische

Diskussionen, als durch Zusammenarbeit geprägt.

LZ:

Was waren die großen Herausforderungen bei der Ver-

wirklichung des Projekts?

Grandhotel Cosmopolis:

Zunächst einmal ging es um

die Finanzierung und die Umgestaltung der Räume, da-

mit diese den Anforderungen einer Gemeinschaftsun-

terkunft entsprechen. 2011 waren wir beim Projektstart

eine Gruppe von ungefähr 20 Personen. Um das Gebäude

überhaupt so weit umzugestalten, dass es sowohl unserem

Konzept, aber auch den Vorgaben einer Gemeinschafts-

unterkunft entsprach, haben wir zusammen mit einer gro-

ßen Zahl an Helferinnen und Helfern 100.000 freiwillige

Stunden in das heutige Grandhotel gesteckt und hierfür

regelmäßig Helfertage organisiert.

Bild aus: „Geschichten aus dem Grandhotel“, Augsburg 2016, S. 60.

Im Foyer des Grandhotels