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Einsichten und Perspektiven 3 | 15
sozialistische Lager gegenwärtig nicht
im Stande sind bei offener Grenze
den Wettbewerb mit den kapitalisti-
schen Staaten der NATO zu führen.“
Ulbrichts Sorge von 1961 war begrün-
det. Die DDR existierte nicht mehr
lange, nachdem die innerdeutschen
Grenzen 1989 gefallen waren.
Chruschtschow bestimmte auch
das Ende seiner Berlin-Krise, als er am
8. Januar 1962 im Präsidium des ZK
der KPdSU erklärte, die Schließung
der Sektorengrenze in Berlin sei das
Maximum, was die Sowjetunion habe
erreichen können. Man wolle die Son-
dierungsgespräche mit den Amerika-
nern fortführen, aber nicht mit dem
Ziel des Abschlusses eines Vertrages.
Bevor nicht die sowjetische Raketen-
rüstung abgeschlossen und die DDR
wirtschaftlich stabilisiert sei, könne
der „Endkampf um Westberlin“ nicht
geführt werden. Bis zu diesem Zeit-
punkt wollte die Sowjetunion West-
Berlin als Druckhebel gegen die West-
mächte nutzen. Gegenüber Ulbricht
wiederholte Chruschtschow im Feb-
ruar 1962 diesen Satz, der die Krise
beendete: „Ich meine, dass wir das
Maximum dessen, was aus West-Ber-
lin herauszuholen war, am 13. August
bekommen haben. Jetzt ist es unsere
Aufgabe, ruhig zu arbeiten.“
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Die Berliner Mauer befestigte den
Status quo der Teilung bis 1989.
Nach der Kuba-Krise 1962 begann
zwischen dem Westen und der Sowje-
tunion eine Phase der Entspannungs-
politik auf der Basis des territorialen
Status quo. Dieser zerbrach Ende der achtziger Jahre
durch die Reformpolitik von Michail S. Gorbatschow in
der Sowjetunion und der Ausbildung eine Bürgerrechts-
bewegung in den sozialistischen Staaten. Der sowjetische
Staatschef verzichtete 1989 darauf, militärisch einzugrei-
fen, um die Diktatur der kommunistischen Staatspartei
in der DDR gegen das eigene Volk zu schützen, wie es
am 17. Juni 1953 oder am 13. August 1961 geschehen
war. Am 9. November 1989 öffneten die Berliner selbst
die Mauer, und das Gleiche geschah an der Zonengrenze.
Mit tausendfachen „Wiedersehen“ begann die deutsche
„Wiedervereinigung“.
10 Zit. nach Gerhard Wettig (Hg.): Chruschtschows Westpolitik 1955–1964.
Dokument Nr. 27 v. 26. Februar 1962, München 2011, S. 527.
Heimliche Aufnahme ins Grenzgebiet aus dem Hochhaus Leipziger Straße 47, Ecke Lindenstraße,
Ostberlin 1986
Foto: Detlef Matthes
[www.mauerfotos-aus-ostberlin.de//www.hinterlandmauertouren.de]Heimliche Aufnahme aus dem Hochhaus Leipziger Straße 49; Blick ins Grenzgebiet um die Komman-
dantenstraße
Foto: Detlef Matthes
[www.mauerfotos-aus-ostberlin.de//www.hinterlandmauertouren.de]