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2020
GYMNASIUM
Gymnasium 2020 – Tradition und Fortschritt
Die Frage an das Gymnasium:
Wie werden die Schülerinnen und Schüler auf die „Multigraphie“
vorbereitet?
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Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung divergieren die Bevölkerungszahlen in Stadt und Land im-
mer stärker, die Geburtenzahlen nehmen in manchen Regionen dramatisch ab.
Die Frage an das Gymnasium:
Wie kann das einzelne Gymnasium geeignete Schülerinnen und
Schüler gewinnen?
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Die immer weitere Bereiche des Lebens durchdringende und bestimmende Digitalisierung und soziale
Netzwerke eröffnen neue Möglichkeiten des Datenaustauschs und der Vernetzung zwischen Men-
schen und Medien. Den darin liegenden Chancen wie erhöhter Transparenz, verbesserter Koordination
und rascherer Kommunikation stehen Risiken wie Datenmissbrauch, psychische Abhängigkeit oder
Abnahme sozialer Kompetenzen
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gegenüber.
Die Frage an das Gymnasium:
Welcher Beitrag kann geleistet werden, um die Risiken der digi-
talen Welt zu mindern?
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Die Weitung des Informationshorizonts in globalem Maßstab und die unbeschränkte Verfügbarkeit
von Informationen aller Art wirft die Frage nach dem notwendigen Wissen auf, das Absolventinnen
und Absolventen eines Gymnasiums erwerben müssen, um in Beruf und Gesellschaft erfolgreich und
erfüllt bestehen und leben zu können.
Die Frage an das Gymnasium:
Wie soll das Gymnasium auf die Informationsüberflutung reagieren?
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Soziale und mentale Individualisierung und ein reiches Angebot verschiedener religiöser und säkularer
Ratgeber haben einen unübersichtlichen existentiellen, sozialethischen und ästhetischen Wertepluralis-
mus erzeugt, der jungen Menschen ethische Orientierung und Sinnfindung erschwert.
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Die Frage an das Gymnasium:
Was kann das Gymnasium zu Orientierung und Sinnfindung bei-
tragen?
Die Folgerungen für das Gymnasium der Zukunft
Aufgabe des Gymnasiums wird es also sein, für seine Schülerinnen und Schüler spezifisch gymnasiale Ant-
worten auf solche Fragen zu finden und sich angemessen weiter zu entwickeln, ohne seinen traditionellen
Anspruch aufzugeben.
Seine Qualität und seine Fähigkeit, auf die neuen Herausforderungen zu reagieren, wird sich daher an
dem Grad messen lassen müssen, in dem es ihm gelingt,
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der höheren Bildungsbeteiligung zu begegnen, indem es erfolgreich differenziert, im Rahmen seiner
Möglichkeiten individuell fördert und für Schülerinnen und Schüler mit Hoch- und Sonderbegabung
entsprechende Qualifizierungsmöglichkeiten eröffnet,
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zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Dienstleistungen nicht allein
die Zahl der Abiturienten von Belang sein zu lassen, sondern vielmehr die mit dem Abitur und ggf. die
in einem Studium erworbenen Qualifikationen,
4 H. W. Opaschowski, Deutschland 2020. Wie wir morgen leben – Prognosen der Wissenschaft, Wiesbaden 2006, S.202ff.
5 H. W. Opaschowski, Deutschland 2020. Wie wir morgen leben – Prognosen der Wissenschaft, Wiesbaden 2006, S.400ff.




