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2020

GYMNASIUM

Gymnasium 2020 – Tradition und Fortschritt

Zentraler Bestandteil der vertieften Allgemeinbildung, die am Gymnasium erworben wird, bleibt daher die

Persönlichkeitsbildung, deren Zweck nicht in einem oberflächlichen Utilitarismus, sondern in einer tiefer

gehenden grundsätzlichen Haltung zum eigenen Leben, zu anderen Menschen und schließlich überhaupt

zur sozialen und natürlichen Umwelt liegt, mit einem Wort: in der Fähigkeit, ein erfülltes Leben zu führen.

Fortschritt – Gestaltungsräume verantwortungsvoll und zielgerichtet nutzen

Mit dem beschriebenen zeitlosen Anspruch und Bildungsangebot können viele, aber nicht alle aktuellen

Strömungen, Entwicklungen und Phänomene bewältigt werden, die auf das Bildungssystem im Allgemei-

nen und auf das Gymnasium im Besonderen wirken und in den kommenden Jahrzehnten an Relevanz

zunehmen werden, nämlich Veränderungen und Neuorientierungen mit den daraus resultierenden Chan-

cen und Risiken in Arbeits- und Berufswelt, Alltag, Familie und Gesellschaft. Hieraus ergibt sich eine Reihe

neuer Fragen an das Gymnasium.

Die Herausforderungen an das Gymnasium der Zukunft

Globalisierung und internationale Arbeitsteilung führen zu einem veränderten Arbeitsplatzan-

gebot. In den letzten 20 Jahren wuchs in Deutschland der Dienstleistungssektor von 53 % auf

70 %

2

. Dienstleistungsberufe setzen im Schnitt ein höheres Maß an Qualifikationen voraus als sol-

che im produzierenden Gewerbe, aber auch dort sind zunehmend höhere Qualifikationen ge-

fragt. Damit steigen die Zukunftsaussichten von Absolventinnen und Absolventen mit höheren Bil-

dungsabschlüssen. Der Trend zur Höherqualifizierung hält dementsprechend ungebrochen an.

Die Frage an das Gymnasium:

Wie geht man mit den Konsequenzen einer höheren Bildungsbe-

teiligung um?

Gleichzeitig steigt langsam, aber stetig der Anteil von Migranten an der Bevölkerung Bayerns (2010:

19 %, 2020: voraussichtlich über 23 %

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), die die deutsche Sprache unterschiedlich gut beherrschen.

Unter ihnen gibt es viele Begabte und sehr Begabte, d. h. für den Besuch eines Gymnasiums Ge-

eignete. Angesichts der demographischen Entwicklung und des absehbaren Akademikermangels in

Deutschland und Bayern ist die Zuwanderung ein Zukunftspotential: Es ist wünschenswert, dass solche

Kinder und Jugendliche einen gymnasialen Abschluss erhalten.

Die Frage an das Gymnasium:

Wie betreibt das Gymnasium Migrantenförderung?

Der zunehmende Anteil weiblicher Arbeits- und Führungskräfte führt zu Veränderungen im Familien-

leben und der Organisation des Alltags.

Die Frage an das Gymnasium:

Wie wird der erhöhte Bedarf an Betreuungsangeboten am Nach-

mittag gedeckt?

Das Bedürfnis nach individueller persönlicher und beruflicher Entfaltung und Lebensgestaltung und er-

weiterte Möglichkeiten der Mobilität bewirken, dass das Grundrecht auf Freizügigkeit mehr als früher

wahrgenommen wird, Wohnort und Arbeitsplatz bereitwilliger gewechselt werden und Biographien

insgesamt weniger linear verlaufen. Man spricht bereits von „Multigraphien“. Effektsteigernd wirkt

dabei das Ansteigen der durchschnittlichen Lebenserwartung, was zu einer Neubewertung des Alters

und seiner Funktion in der Gesellschaft führt.

1 H. W. Opaschowski, Deutschland 2020. Wie wir morgen leben – Prognosen der Wissenschaft, Wiesbaden 2006, S. 468f.

2 vgl. Bildungsbericht Bayern 2012, hrsg. Von Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung - Qualitätsagentur, München

2012, S. 14f.

3 vgl. Bildungsbericht Bayern 2012, hrsg. Von Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung - Qualitätsagentur, München

2012, S. 10f.