4.3 / Qualitätscheck Internationale Freiwilligendienste
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4.3 Checkliste ‚Internationale
Freiwilligendienste‘
Qualitätscheck von Freiwilligendiensten
und Praktika im Horizont von Religions-
und Weltanschauungsberatung
Das Interesse von jungen Menschen an
einem längeren Auslandsaufenthalt steigt
stetig. Unsere Welt rückt immer näher zu-
sammen. Die Möglichkeiten, mehrere Mo-
nate im Ausland zu verbringen, werden
vielfältiger und sind immer einfacher zu
realisieren. Nicht zuletzt vermittelt ein län-
gerer Auslandsaufenthalt notwendige und
in vielen Berufen nachgefragte Kompeten-
zen (Sprachkenntnisse, interkulturelle
Kompetenz, Mobilität,…). Häufig ist das
Interesse an einem Auslandsaufenthalt
auch gepaart mit dem Anliegen, sozial aktiv
zu werden und die Lebensbedingungen der
Menschen vor Ort zu verbessern. Dies
lässt sich durch die Internationalen Freiwil-
ligendienste oder durch Auslandspraktika
im Bildungs-, Sozial- und Gesundheits-
sektor sehr gut realisieren.
Freiwilligendienste wie Auslandspraktika
werden sowohl von gemeinnützigen wie
von kommerziellen Organisationen ange-
boten. Wie überall gibt es auch hier eine
Vielzahl von hervorragenden Möglichkei-
ten, aber auch
schwarze Schafe
, die Un-
ternehmungslust, Bildungsinteresse und
Idealismus junger Menschen für eigene
Interessen ausnützen (z. B. zur eigenen
Mitgliedergewinnung, zur Beschaffung von
Finanzmitteln, zur Verbreitung des eigenen
(ideologischen) Gedankenguts, ...).
Der Impuls für die Erarbeitung dieses Leit-
fadens entstand aus der Beratung von jun-
gen Menschen, deren Praktikum oder
Freiwilligendienst aufgrund mangelnder
Vorbereitung/Begleitung oder eines wenig
sinnvollen Konzeptes gescheitert ist sowie
aus der Beratung von Angehörigen, deren
Tochter/Sohn in einer als konfliktträchtig
erlebten religiösen oder weltanschaulichen
Gruppierung war. Nicht selten haben die
betroffenen jungen Menschen aus solchen
Kontakten sehr nachhaltige negative Erfah-
rungen bis hin zu Persönlichkeitsverände-
rungen ‚mitgebracht‘. Manchmal wurden
junge Menschen sogar in Lebensgefahr
gebracht. Doch nicht immer ist es gleich so
dramatisch. Manchmal belastet die Situa-
tion, wenn Teilnehmende und Anbie-
ter/Gastfamilien religiös und weltanschau-
lich lediglich nicht zusammen gepasst ha-
ben.
Schließlich fallen Anbieter auf, die mehr
versprechen, als sie dann tatsächlich hal-
ten können. Die Ursache für ein Scheitern
des Praktikums oder Freiwilligendienstes
suchen die Teilnehmerinnen und Teilneh-
mer allerdings eher bei sich, als in der
mangelnden Transparenz oder Kompetenz
des Anbieters.
Die folgenden Fragen sollen dazu beitra-
gen, in einem unübersichtlichen Angebot,
eine
gute
und zu einem selbst
passende
Organisation zu finden. Dazu ist das Kapi-
tel in vier Abschnitte unterteilt: