Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  66 / 112 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 66 / 112 Next Page
Page Background

3.1 / Sekundarstufe I/II: Körperkult im Alten Rom und heute – oder: was wirklich zählt

64

3.1 Körperkult im Alten Rom

und heute – oder:

was wirklich zählt

Ziel der Unterrichtseinheit

Ziel dieses Unterrichtsmodells ist es, den

Schülerinnen und Schülern bewusst zu

machen, dass Körperkult ein epochen-

übergreifendes Phänomen ist. Zugleich

sollen sie erkennen, welches den Einzel-

nen teilweise überfordernde Menschenbild

mit diesem Körperkult vermittelt wurde und

wird. Anhand philosophischer Auseinan-

dersetzungen mit diesem Körperkult sollen

die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes

Menschenbild reflektieren und Kriterien für

ein gelungenes Menschsein formulieren.

(Vor)Überlegungen

Alle Schülerinnen und Schüler sind bereits

mit Werbung und Werbestrategien in Kon-

takt gekommen, die die aktuelle Mode

transportieren und beeinflussen können

und so beim Einzelnen unterschiedliche

Formen des Körperkults oder deren Ableh-

nung auslösen können. Dieses ist kein

Phänomen unserer Zeit, sondern kann in

bekannten Bildnissen und Gemälden ver-

schiedener Epochen beobachtet werden.

Die Statue

Augustus von Primaporta

(Folie

1) dient lediglich als Motivation; im Mittel-

punkt des Unterrichtsmodells steht nicht

der Herrscherkult, sondern der Körper-

kult.

22

Bei der Besprechung der Augustus-

statue muss also nicht unbedingt die Rück-

gabe der Feldzeichen auf dem Panzer

thematisiert werden, sondern vielmehr der

Werbecharakter der Statue, d. h. der Ein-

druck, den Augustus vermitteln wollte – in

modernen Begriffen: jung – dynamisch –

erfolgreich. Der Amor an Augustus‘ rech-

tem Fuß ist eine Anspielung auf die göttli-

che Abstammung der kaiserlichen Familie

von Ascanius über Aeneas bis hin zu Ve-

nus; der Amor erfüllt hier quasi die Funkti-

on eines Logos, dessen sich ja auch zum

Beispiel moderne Sportartikelhersteller

bedienen. Was die Werbewirksamkeit der

Augustusstatue noch verstärkte ist die Far-

bigkeit der Statue – ein buntes Plakat erfüllt

heute bei weitaus geringerer Lebensdauer

denselben Zweck.

Dass Körperkult auf je zeitbedingte und

situationsbedingte Weise in der Kunst dar-

gestellt wird, zeigen eine Folie des bekann-

ten Bildnisses

Heinrich VIII.,

gemalt von

Hans Holbein dem Jüngeren (Folie 2),

Die

drei Lebensalter der Frau und der Tod,

von

Hans Baldung Grien (Folie 3),

Die Küchen-

magd

von Jan Vermeer (Folie 4) und eine

22

Sollte im Geschichtsunterricht der 6. Klasse ein

möglicher Schwerpunkt auf den Herrscherkult gelegt

werden (

Selbstdarstellung des Princeps), ist folgen-

des Buch hilfreich: Zanker, Paul (1997): Augustus und

die Macht der Bilder, München: Verlag C.H. Beck.