2.6 / Sekundarstufe I/II: Jeder braucht einen Coach!?
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mit Führungs-/Steuerungsfunktionen und von
Experten in Unternehmen/Organisationen.
Zielsetzung von Coaching ist die Weiter-
entwicklung von individuellen oder kol-
lektiven Lern- und Leistungsprozessen
bzgl. primär beruflicher Anliegen.“ (Stand:
02.05.2014). In der Mehrzahl der Definitio-
nen wird der Coach als neutraler Ge-
sprächspartner bezeichnet, der seinen
Coachee dabei unterstützt, Lösungswege
zu finden und ihn begleitet. Dabei sollen
Coach und Coachee auf gleicher Augen-
höhe zusammenarbeiten, wobei der Coach
die Verantwortung für den Prozess über-
nimmt und den Coachee dabei unterstützt
eigene Lösungen zu entwickeln.
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Am Beginn des Coachings steht die Auf-
tragsklärung. Dabei kann es sich um die
Bewältigung einer neuen oder schwierigen
Aufgabe oder das Erreichen eines be-
stimmten Ziels, die Bewältigung eines Kon-
flikts oder ein notwendig gewordenes Kri-
senmanagement handeln.
Inzwischen hat sich der Begriff
Coaching
weit über die Grenzen beruflicher oder
sportlicher Fragestellungen hinaus entwi-
ckelt und wird, wie manche Autoren mei-
nen, beinahe inflationär verwendet. Da
Begriffe wie
Coach
oder
Coaching
nicht
geschützt sind, kann sich also jeder, der
sich dazu berufen fühlt, so bezeichnen.
Auch die in Definitionen enthaltene
Ein-
schränkung auf ein bestimmtes Ziel
wird in
Angeboten wie etwa dem Life-Coaching ad
absurdum geführt. Leider sind auch alle
weiteren in den Definitionen vorgestellten
Kriterien, wie etwa die neutrale Haltung,
der Umgang auf gleicher Augenhöhe oder
das Fehlen manipulativer Techniken bei
einer großen Anzahl von Angeboten nicht
zu finden
.
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„Coaching ist kein einseitiger, nur vom Coach aus-
gehender Prozess, sondern hat einen interaktiven
Verlauf. Der Coach greift nicht aktiv in das Geschehen
ein indem er dem Gecoachten eine Aufgabe abnimmt,
sondern er berät ihn, wie er diese selber effektiv(er)
lösen kann. Dabei drängt der Coach dem Gecoach-
tem nicht seine eigenen Ideen und Meinungen auf,
sondern sollte stets eine unabhängige Position ein-
nehmen.“ (Rauen (o.J.), Stand: 02.05.2014).
Bei genauerer Betrachtung einer Vielzahl
von Angeboten wird deutlich, dass keine
eindeutigen Abgrenzungen zu ähnlichen
Angeboten wie etwa Mentoring, Supervisi-
on, Persönlichkeitstraining oder Motivati-
onstraining bestehen. Bei einigen Coaches
entsteht sogar der Eindruck, dass psycho-
therapeutische oder gar religiöse Bedürf-
nisse angesprochen werden sollen. Die
folgenden Offerten, die schon bei einer
kurzen Internet-Recherche zu finden sind,
verdeutlichen dies, wobei seriöse, fachliche
und unseriöse, fachlich fragwürdige Ange-
bote im Internet wahllos nebeneinander
stehen:
Erfolgscoaching,
Spirituelles
Coaching, Glückscoaching, Ehecoaching,
Schülercoaching, Lerncoaching, Hypnose-,
Astro- und Tantracoaching, Bachblüten-
oder Kinesiologie-Coaching, Life Coaching,
Beziehungscoaching.
In welchen Fällen kann Coaching sinn-
voll sein?
Coaching kann in beruflichen Situationen
sinnvoll sein, wenn (bedeutsame) Ent-
scheidungen zu treffen sind, wenn beson-
dere Aufgaben anstehen und routiniertes
Vorgehen nicht zum gewünschten Ziel
führt. In vielen Wirtschaftsunternehmen hat
sich Coaching auch in der Personalent-
wicklung bewährt, etwa bei der Begleitung
von Fach- und Führungskräften, um auf
fachlicher und persönlicher Ebene in Ma-
nagementpositionen
hineinzuwachsen.
Geht es jedoch um persönliche Problem-
stellungen wie extreme soziale Unsicher-
heit, Ängste oder psychische Erkrankungen
kann ein Coach nicht der richtige An-
sprechpartner sein. Vielmehr sollte in sol-
chen Fällen eine fundiert ausgebildete psy-
chotherapeutische Fachkraft aufgesucht
werden – selbst wenn der Coach ausgebil-
deter Psychotherapeut ist, da Coaching
einerseits und Therapie andererseits unter-
schiedliche Zielrichtungen haben. Bei einer
gemeinsamen Weiterarbeit sollten die un-
terschiedlichen Zielrichtungen professionell
im Blick behalten werden.
Warum boomt der Coaching-Markt?
Weshalb bestimmte Dienstleistungsange-
bote zu einem bestimmten Zeitpunkt be-
sonders gefragt sind, andere weniger, ist