Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  21 / 112 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 21 / 112 Next Page
Page Background

2.2 / 8.–9. Jahrgangsstufe: Woran erkenne ich seriöse Nachhilfe?

19

Am Beispiel der Scientology

5

-Organisation

sollen die Schülerinnen und Schüler ver-

stehen, dass ein augenscheinlich harmloser

Persönlichkeitstest ein weltanschauliches

Gebäude im Hintergrund haben kann – ohne

dass dies aus den Fragen hervorginge. Fer-

ner soll den Schülerinnen und Schülern

bewusst gemacht werden, dass sie es sind,

die sich durch ihre Einwilligung auf einen

derartigen Test oder ein Angebot einlas-

sen.

Bereits 2006 berichtete der

Spiegel

von

mehr als 30 Anbietern von Nachhilfe in

Deutschland, die nach den Methoden von

Ron Hubbard, dem Gründer der Scientolo-

gy-Organisation, arbeiten. „Die Dunkelziffer

der mit Hubbard-Methoden lehrenden Insti-

tute sei aber wahrscheinlich viel höher (…)“

(Padtberg-Kruse 2006; Stand: 05.08.2014).

Zu beachten ist, dass diese Nachhilfeinsti-

tute nicht wie so oft gehört

Tarnorganisati-

onen

der Organisation Scientology sind. Es

handelt sich um rechtlich selbstständige

Unternehmen, deren Gründer oder Mitar-

beiter oft bekennende Scientologen sind.

Eine Reihe dieser Institute ist in der eben-

falls rechtlich selbständigen Organisation

Applied Scholastics

organisiert.

Auch wenn die größte und einzige Befürch-

tung, die an Fachstellen vorgetragen wird,

häufig darin besteht, ein Nachhilfeinstitut

könnte nach scientologischen Methoden

arbeiten, muss betont werden: Inhaltlich

betrifft die weitaus größere Anzahl von

Fragen ganz andere Institute, die mit fach-

lich wenig anerkannten psychologischen

oder didaktischen Methoden arbeiten. So

5

Falls nicht an anderer Stelle geschehen, kann hier

auch kurz über die Scientology-Organisation infor-

miert werden: Scientology verspricht dem Menschen,

ihn durch die scientologische Technik zu immer mehr

Freiheit und Macht zu führen. Diese Technik könne

in einer Vielzahl von immer teurer werdenden Kursen

erlernt werden. Die vermeintlichen Defizite aus dem

OCA-Test stellen nicht selten den Einstieg in das

Kurssystem dar. Die Scientology-Organisation ver-

steht ihr Weltbild und ihre Technik als absolut, als

das Einzige, was letztlich totale Freiheit und unbe-

grenzte Möglichkeiten bringen könne. Die Welt kön-

ne sich nur verändern, wenn immer mehr Menschen

scientologisch denken. Deshalb gilt es, Lehre und

Technik zu verbreiten. Dies ist auch der Grund, wa-

rum Kritiker und Aussteiger der Organisation als

Feinde der Organisation gesehen werden.

finden sich auf dem Nachhilfemarkt eine

Vielzahl weltanschaulich geprägter Anbie-

ter (z. B. aus dem esoterischen, dem (reli-

giös) fundamentalistischen oder dem poli-

tisch rechtsextremen Spektrum). Schließ-

lich gibt es auf dem Nachhilfemarkt – ne-

ben vielen hochqualifizierten Anbietern –

auch eine ganze Reihe an weniger qualifi-

zierten.

Eine „verkorkste Nachhilfestunde“

(Arbeits-

blätter 1 und 2), die so in der Realität hof-

fentlich noch nie stattgefunden hat, soll den

Schülerinnen und Schülern helfen, Kriterien

für eine professionelle Nachhilfe zu finden

(Tafelbild). Kriterien, die übrigens auch für

Coaching, Supervision und jede andere Art

von Begleitung als Leitlinien gelten können,

sind glaubwürdige Äußerungen, wertschät-

zende Anteilnahme, einfühlendes Verste-

hen (nach Carl Rogers), Verwendung an-

erkannter Methoden, Fachlichkeit und kei-

ne Rekrutierungsabsicht für eine Weltan-

schauung oder eine Organisation. Die

Schülerinnen und Schüler sollen sodann

die Kriterien anhand einer Internetrecherche

zur Anwendung bringen; bei Suchmaschi-

nen findet man unter dem Stichwort Nach-

hilfe bzw. Nachhilfeinstitut mehr als vier

Millionen Treffer, genug Material zur kriti-

schen Überprüfung. Eine besondere Her-

ausforderung für die Lehrkraft liegt dann

vor, wenn ortsansässige Institute mittels

Internet gesucht werden. Vorherige gründ-

liche Information über Angebote am Ort

und in der näheren Umgebung ist daher

dringend notwendig. Das Vorstellen der

Ergebnisse der Gruppenarbeit im Plenum

schult die Schülerinnen und Schüler in der

Präsentation und vertieft zugleich das

soeben Gelernte mittels eines transferori-

entierten Austauschs untereinander. Da für

diesen Teil der Unterrichtseinheit Computer

mit Internetzugängen und auch ein Beamer

für die Präsentation benötigt werden, ist es

sinnvoll, diese Unterrichtseinheit im Com-

puterraum der Schule durchzuführen. In

einer Reflexionsrunde soll sich jede Schü-

lerin und jeder Schüler noch einmal be-

wusst machen, was sich für sie/ihn durch

das Gehörte bzw. Gesehene geändert hat.