2.3 / Sekundarstufe I/II: Optimierung im Ausland
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eines Projekts hinaus häufig noch Weite-
res. Dieses wird in der Werbung oft mit
dem Appell an Sehnsüchte und Emotionen
unterstützt.
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Mit Hilfe von Werbeclips aus
dem Internet oder von Filmbildstellen kann
mit den Schülerinnen und Schülern erarbei-
tet werden, welche Wünsche, Bedürfnisse
und Gefühle durch Werbung angesprochen
werden und wie dies konkret geschieht
(z. B. durch die angesprochenen Themen,
Musik, Bildgestaltung).
Im Falle von Sprachreisen könnten Mehr-
wert und Zusatznutzen beispielsweise das
Angebot von Erlebnis und Abenteuer sein.
Dazu kommen der Spaß durch eine um-
fangreich und professionell gestaltete Frei-
zeitgestaltung, aber auch Versprechen wie
soziale Anerkennung durch Leistungsstei-
gerung oder Leistungsoptimierung.
Der Markt von Sprachreisen- und Voluntee-
ringanbietern ist inzwischen groß und viel-
fältig. Neben kommerziellen Anbietern, die
es auch im Bereich der Freiwilligendienste
gibt, gibt es gemeinnützige Anbieter und
Anbieter mit unterschiedlichen weltan-
schaulichen Orientierungen. Selbstver-
ständlich arbeiten viele Organisationen gut
und seriös. Aber wie überall gibt es auch
‚schwarze Schafe‘, die nicht halten können,
was sie in Hochglanzprospekten oder auf
Internetseiten versprechen. Was an er-
sehnten Emotionen und Erlebnissen oder
vielfältigen Wirkungen einer Sprachreise
oder eines Freiwilligendienstes – oft auch
zwischen den Zeilen – versprochen wird,
kann subjektiv und situationsbezogen für
den oder die Einzelne (oder auch für die
Menschen, mit denen in Volunteering-
Projekten gearbeitet wird) u. U. kaum erfüllt
werden. Beispiele dafür sind wenig nach-
vollziehbare (suggerierte) Versprechen von
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Ein Beispiel für Persuasion in der Werbung sind
sogenannte Zwei-Prozess-Theorien wie das
Elabora-
tion Likelihood Model
nach Petty und Cacioppo. Hier
geht man davon aus, dass Menschen Informationen
entweder inhaltlich auf ihren Überzeugungswert
prüfen (zentrale Route) oder aber andere Faktoren
wie z. B. der Expertenstatus des Präsentierenden
oder affektive Komponenten essentiell sind (peri-
phere Route). Da auch Letzteres in vielen Fällen
überzeugend wirkt bzw. einen Anreiz verschafft, wird
dieser Effekt gerne in der Werbung genutzt (vgl.
Stroebe 2007).
herausragenden
Leistungssteigerungen
durch einen dreiwöchigen Sprachkurs oder
das Versprechen, das Leben von Men-
schen durch die Mitarbeit in einem Volun-
teering-Projekt nachhaltig verändern zu
können. Von – einzelnen – Hilfsprojek-
ten/Volunteering-Projekten ist bekannt,
dass sie den Idealismus von jungen Men-
schen für ihre eigenen Zwecke auszunut-
zen versuchen (z. B. Geldgewinnung durch
Geldsammelprojekte). Andere – weltan-
schaulich orientierte Projekte – nutzen die
Abenteuerlust junger Menschen für die
Verbreitung eigener weltanschaulicher
Ideen und für die Rekrutierung neuer Mit-
glieder (Missionierung). Immer einmal wie-
der sind Beratungsstellen für Weltan-
schauungsfragen auch damit konfrontiert,
dass junge Menschen – unerwartet – (bei
AuPair-Aufenthalten, Schüleraustausch oder
Sprachreisen) in Familien mit einem deut-
lich gelebten religiösen bzw. weltanschau-
lichen Bekenntnis untergebracht werden,
z. B. bei Mitgliedern einer „extremen“
Pfingstkirche in den USA. Erscheint das
religiöse Bekenntnis der Gastfamilie viel-
leicht zunächst nur fremd, können ernsthaf-
te Konflikte entstehen, wenn die Teilnahme
an Gottesdiensten, die Übernahme von
Verhaltensweisen oder sogar des Glau-
bens wie selbstverständlich erwartet wer-
den. Bereits durch einen mehrwöchigen
Aufenthalt können bisherige Glaubens-
überzeugungen und die bisher selbstver-
ständliche Lebenseinstellung deutlich ins
Wanken geraten.
Unterrichtseinstieg: Werbewirkungen
Als Einstieg bzw. erste Vertiefung der Un-
terrichtseinheit dienen Werbeplakate und
digitale Werbeclips.
Besonders Werbeclips von Sportartikelher-
stellern deuten Mehrwerte wie Spaß, bes-
sere Leistung, Dynamik, Erfolg, Anerken-
nung, Freundschaft, Teamgeist, Überwin-
dung von Hindernissen an. Eine Vielzahl
von ansprechenden Clips in verschiedenen
Sprachen findet sich z. B. auf der Internet-
plattform Youtube. Diese dürfen im Live-
stream (!) im Unterricht gezeigt werden
(s. Nutzungsbedingungen dieser Hand-
reichung).